Koalition "Beliebig"!

Lieber beenden Gerede, Gerede! Verhandlungen als Schauspiel. Am Ende erwarten die Verhandlungspartner noch Zustimmung. Politikerinteressen gegen Bürgerinteressen

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Hauptsache: "So groß!"
Hauptsache: "So groß!"

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Da wenden Sie sich hin und her die Damen und Herren von CDU/CSU und der SPD. Sie lachen, sie freuen sich, sie geben sich die Hand, sie trinken Wein und Bier zusammen und treffen sich morgens, mittags und abends. Die spielen Koalitionsverhandlungen.

Die Nochkanzlerin findet öffentlich nicht mehr statt. Sie tut so, als würde sie sich von dem ganzen Gerede und Gefasel distanzieren. Ihr Motto, schon seit Jahren: Da war ich oder da bin ich doch gar nicht dabei. Die Niederungen der Koalitionsverhandlungen, in die steige ich nicht hinab.

Nein. Diese Verhandlungen kommen mir wie die jährlichen Tarifrunden vor. Am Schluss gibt es eine Nachtsitzung die so abläuft: Vier Uhr morgens klingelt ein übergroßer Wecker. Die Verhandlungspartner treten vor die Presse und verkünden „Wir haben uns geeinigt“. Juchhu, Horrrrrrrrido!

Die SPD macht auf Staatsräson. Wir verhandeln und wir wollen unsere Pflicht tun. Wir wollen keine unregierbare Republik. Dabei merkt die SPD nicht, dass die CDU eigentlich weitermachen will wie zuvor, halt nur jetzt mit der SPD.

Wenn das Meer über Jahre, Jahrzehnte, Jahrmillionen die Steine abschleift, dass die ursprünglichen Kanten und Grate nicht mehr zu sehen sind, dann wird es wunderbar glatte Steine ergeben. Die SPD macht diesen Prozess innerhalb weniger Wochen durch und am Ende stehen halt nicht wunderbar glatte Steine, am Ende steht die Aufgabe von Grundsicherung, Altersicherung, Bürgerversicherung(!!!) am Ende steht die absolute Gesichtslosigkeit.

Nicht nur Mindestlohn und doppelte Staatsangehörigkeit interessieren die Menschen. Es interessiert sie auch, ob wir den Weg weiter in die Dreiklassenmedizin gehen und die Privaten Krankenversicherung über den „Pflege-Bahr jubeln und die Bürgerinteressen den Pharma- und Versicherungsinteressen geopfert werden ... usw.

Die CDU ist unter Merkel beliebig geworden, die CSU hat die Beliebigkeit durch Seehofer zu Kunstform erhoben. Will die SPD da mitmachen, will die SPD das? Dann verliert sie den Rest an Glaubwürdigkeit. Nach 150 Jahren wird die SPD überflüssig.

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Geschrieben von

niclas quinten

Schreiben, schreiben und nochmals schreiben. Völlig egal, ob es veröffentlicht wird oder irgendeiner es liest. Status: Schreiber und Leser

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