Gutes Personal ist ein strategischer Vorteil. Das war früher so und nach einer Zeit, in der dieser Gedanke eine nach geordnete Rolle spielte, ist es wieder so. Loyales und qualifiziertes Personal zu finden, ist, so denkt man, in der Politik unmöglich in Firmen derzeit schwer möglich. Die Unternehmen verlangen Einsatz und Loyalität. Ersteres bekommen sie, letzteres immer weniger. Dabei wundern sich die Unternehmen. Warum? Sind sie es doch, die die Loyalität zunächst einseitig aufgekündigt haben: Anstieg befristeter Arbeitsverhältnisse schaffen Ängste um den Arbeitsplatz und sorgen kurzfristig für Konformität; Teilzeitjobs bringen nur Konfusion und wenig Stabilität; geringfügig Beschäftigte und Leiharbeit. War die Leiharbeit durchaus ein Instrument zum kurzfristigen Ausgleich von Arbeitsspitzen, sind heute halbe Belegschaften auf Leiharbeitsbasis eingestellt. Im Begriff zeigen sich schon die Nützlichkeit und das Nicht-Gebraucht-Werden. Man kann nur das von den Mitarbeitern fordern, was man bereit ist, auch selbst zu geben.
Geschrieben von
niclas quinten

Kommentare 1
Schon während der 90er Jahre wurden die Einsatzzeiten für Leiharbeit verlängert: Von 6 auf 9 auf 12 Monate. Die Agenda 2010 hat diesen Trend fortgesetzt und die Armutsarbeit gesetzlich festgeschraubt.
Leiharbeitsfirmen sagen jedem Neuling, dass ihre Kunden auch Leute in einen Arbeitsvertrag übernehmen. Das passiert wirklich immer wieder mal: Wenn eine Stelle zu besetzen ist, bedient man sich aus dem Pool der Leiharbeiter. Das spart Kosten für die Stellenausschriebung und Bewerberauswahl. Mittlerweile können viele Firmen gar nicht mehr anders verfahren, denn sie haben ihre Personalabteilungen "verschlankt".
Leiharbeiter sind fast ausschliesslich arbeitslos: Ohne Not macht niemand diese weit unter den echten Tarifen bezahlten Jobs. Eine Übernahme durch den Einsatzbetrieb ist wie ein Sechser im Lotto: Den gibt es ja auch wirklich.
So kommt es dazu, dass Leiharbeiter sich mächtig ins Zeiug legen, denn jeder möchte mal den Hauptgewinn ziehen: Eine Stelle mit richtigem Gehalt und wieder 30 Tagen Urlaub...
Das wirkt auf die Restbelegschaften zurück: Wer unter den Leistungslevel der Leiharbeiter fällt, könnte bei der nächsten Personalreduzierung selber rausfliegen und als Leiharbeiter recycelt werden. Die so genannte "Arbeitsmoral" steigt, man ist in höherem Masse zu unbezahlter Mehrarbeit bereit als früher.
Wenn nach dem 1. Mai* Leiharbeistfirmen Leiharbeiter für den Einsatz hier über ihre osteuropäischen Rekrutierungsbüros einstellen, wird der "Hauptgewinn" niedriger sein: Leiharbeitern mit polnischen Löhnen (oder einem "Mindestlohn" von ca. 7 €/Stunde) werden niedriege Gehälter bei Übernahme angeboten werden.
Das Tarifgefüge wird somit ein Stück weiter ausgehebelt. Mit allen binnenwirtschaftlichen Folgen, einschliesslich der endgültigen Insolvenz der Krankenkassen und Rentenversicherung.
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* der Stichtag erster Mai zeigt die Herrschaftsperspektive auf: Vom "Tag der Arbeit" zum "Tag der Armut."