Rainer Wieczorek: Zweite Stimme. Eine Künstlernovelle

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Baumeister, ein Schriftsetzer an der Linotype und jetzt im Ruhestand, lernt den Spaziergangforscher Skala kennen. Er erfährt wie man Wolken einfängt und dann in Glasbehältern aufbewahrt. Baumeister hat eine große Hofreite und schlägt ihm vor, ein Archiv für Skala und sein Forschungsgebiet dort einzurichten. Dann hat Skala die Idee, Geräusche aus dem gesamten Tal (im vorderen Odenwald) aufzuzeichnen. Binnen 72 Stunden wird mit einer Technik, die von Schotten finanziert wurde, an den verschiedensten Stellen (Bachlauf, Ameisenhügel, Maisgeld) Geräusche aufgenommen. Skala lässt die Geräusche auf eine Schallplatte brennen, diese wird eingeschweißt und diese Verpackung soll nie mehr geöffnet werden. Die aufgenommenen Geräusche existieren, weil es sie gibt. Ein Hören ist nicht erwünscht und von Skala nicht vorgesehen. Diese hermetische Verpackung bringt Baumeister dazu, das Archiv zu reorganisieren. Es soll ein geschlossenes Archiv werden. Nachdem er alles fertig gestellt hat, wirft er den Schlüssel weg. 'Hingabe an das Nutzlose, nicht aber an das Sinnlose: Spaziergangwissenschaft'. Baumeister gibt seinem Leben in Auseinandersetzung mit der Kunst Skalas einen neuen Sinn und tritt mit seinem Gedanken des "kargen" Archivs aus dem Schatten des Künstlers heraus.

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Geschrieben von

niclas quinten

Schreiben, schreiben und nochmals schreiben. Völlig egal, ob es veröffentlicht wird oder irgendeiner es liest. Status: Schreiber und Leser

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