Die Bundeswehr hat zurzeit ein klitzekleines Problem. Es fehlen ein paar Soldaten. Mit Aussetzung der Wehrpflicht endete der einst endlos erscheinende Strom an neuen Rekruten abrupt. Um den Fortbestand der Landesverteidigung am Hindukusch zu gewährleisten, bedarf es daher dringend einer neuen Werbestrategie. Seit März werden nun Fernseh- und Radiospots ausgestrahlt. In einer zweiten Phase sollen von April an in bundesweit erscheinenden Printmedien (sprich: in Bild und Bild am Sonntag ) großformatige Anzeigen geschaltet werden.
Einen Vorgeschmack auf die Werbeoffensive gibt der „neue Fernsehspot“ des Heers. Auf Youtube ist er schon seit einiger Zeit zu sehen: Im Sonnenschein segeln Fallschirmspringer über grüne Bergketten, fährt eine Staffel Feldjäger auf einer Bundesstraße oder führt eine junge Eurofighter-Pilotin unbekümmert Flugmanöver durch. Hier wird ein Bild gezeichnet, das fern von Realität und Mazar-i Scharif eine Kuschel- und Spaßarmee zeigt.
Andere gehen da weitaus aggressiver zur Sache. „What’s your limit?“ fragt der aktuelle Spot der britischen Royal Marines, immerhin seit 1962 eine freiwillige Veranstaltung. Er zeigt Rekruten, die minutenlang unter Wasser gedrückt werden. „Ist dein Limit erreicht? Dann bewirb dich erst gar nicht.“ 99 Prozent seien für den Dienst ungeeignet, Soldaten sind hier richtig harte Hunde. Der Testosteron-versprühende Clip hat dabei einen verblüffende Wirkung. Auf einmal ist man froh über unbeholfene Heitideiti-Bundeswehr-Werbung. Sie hat so etwas Pazifistisches.
Kommentare 5
»Auf einmal ist man froh über unbeholfene Heitideiti-Bundeswehr-Werbung. Sie hat so etwas Pazifistisches.«
Abwarten. Derzeit kommt die militärische Einstiegsdroge, danach die härteren.
Weitere Gedanken: Voriges Jahr habe ich einmal mit einem Genossen aus dem Osten über die Bundeswehr in den Zeiten des Kalten Krieges diskutiert. Wir sind übereingekommen, dass die Bundeswehr keine wirkliche Chance gehabt hätte gegen die Sowjet-Armee. Wenn die den Befehl gekriegt hätten, bis Paris durchzumarschieren, dann wären sie durchmarschiert, hat er konstatiert. Ich denke weiter, dass die US-Armee nicht ihre eigenen Soldaten in Massen riskiert hätte, sondern atomar zugeschlagen hätte, was Deutschland als radioaktiv verseuchte Wüste zurückgelassen hätte.
Traurig ist es, wie Generation um Generation von jungen Leuten dazu gebracht wird, freudig in Kriege zu ziehen. Wie sie wieder direkt aus der Schule heraus ins Militär, in den Krieg und in den Tod marschieren werden. Wie ihre Ururgroßväter in den 1. Weltkrieg, wie ihre die Urgroßväter in den 2. Weltkrieg. Dann zwei Generationen Ruhe aufgrund des Kalten Krieges. Und nun im 21. Jahrhundert ist es wieder losgegangen. Noch schlimmer: Diesmal werden nicht nur die jungen Männer für den Kampfeinsatz umworben, sondern auch die jungen Frauen. Und nicht nur Marschmusik wird gespielt, sondern auch ACDC. Welch eine Verhöhnung von fünf Jahrzehnten Friedensbewegung. Aber wenigstens gibt es Die Linke, die einzige Bundestags-Partei, die konsequent gegen den Neomilitarismus der Groß-BRD ist.
Die BRD nennt sich zwar Rechtstaat, aber mit der Wehrgerechtigkeit hatte man doch große Probleme. Man suchte sich genau solche jungen Leute aus, mit denen man während der Wehrpflicht keinerlei Probleme hatte. Das eigentliche Grobzeug konnte sich vor der Wehrpflicht drücken und gerade denen hätte es gut getan, mal etwas Ordnung beigebracht zu bekommen.
Die Wehrpflicht wäre für mich der bessere Weg gewesen..
Mit der Privat- oder Söldnerarmee habe ich da meine Bedenken, denn hier werden während der Ausbildung noch ganz andere Probleme ausgefochten, warten wir es einmal ab.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein junger Mann sich für 800 Euro im Monat bei der Bundeswehr schikanieren läßt, da muss schon noch ein wenig vom Staat bezahlt werden. Hinzu kommt, dass viele Arbeitslose hier vorstellig werden, die vielleicht eine Familie zu ernähren haben, oder ein Haus bauen möchten. Dann muss natürlich die Bundeswehr für logrative Auslandseinsätze sorgen, um diesen Söldnern noch ein zusätzliches Sold zukommen zu lassen.
Trotzdem wird es zum Schluß so sein, dass die Soße teurer wird als der Braten.
Heute wurden in Sachsen-Anhalt 5 Soldaten mit dem Afghanistanabzeichen geehrt.
Ich bin darüber sehr schockiert, diese Zeiten hatten wir schon einmal.
Och, die BuWe braucht jeden Spot.