Die Mütter der „Kinder 328“

Weißrussland Jugendliche werden von dubiosen Internetshops als Kuriere angeworben und dann wegen Drogenbesitz zu hohen Strafen verurteilt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2020

An einem Frühlingstag des Jahres 2018 wartet Emilij Ostrovko auf den Bus. Er will zu seiner Freundin, die wie er nicht weit entfernt von der weißrussischen Hauptstadt Minsk wohnt. Er holt sein Smartphone heraus, um sich zu melden. Plötzlich greifen kräftige Arme nach ihm. Er windet sich. Vergebens. Emilij wird verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt ist er 17 Jahre alt.

Der Junge wird von Polizisten in Zivil durchsucht, die ihn eingeschüchtert hätten, berichtet Emilij später. Was die Beamten bei ihm finden, das ist eine Rauchmischung, die 0,13 Gramm Spice enthält, ein synthetisches Cannabinoid, dem verschiedene Stoffe beigemengt werden können. Emilij hat die verbotene Substanz bei sich, weil er kurz zuvor auf ein Jobangebot im Internet eingegangen ist, mi