Wovon man nicht sehen kann

Theorie Über das Wesen von Farben haben sich schon viele große Philosophen Gedanken gemacht. Und sich zum Teil grandios geirrt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 52/2013

Denkt man an Jean-Luc Godards 1963 erschienenen Film Le Mépris, erinnert man sich vermutlich zunächst an die Schönheit der hüllenlosen Brigitte Bardot. Oder an die melancholische Eleganz Michel Piccolis. Dabei ist der eigentliche Protagonist ein anderer: die Farbe. Das Drama über die Ehekrise eines Drehbuchautors entpuppt sich bei genauerem Hinsehen nämlich als eine Phänomenologie der Chromatik. Godard kompiliert den Film vor allem aus Rot, Blau und Gelb. Und obschon die Farben zunächst als Gegenstände – als Auto, Wand oder Badeanzug – daherkommen, werden sie inszenatorisch immer wieder von den Dingen gelöst, so dass sie in ihrer objektlosen Qualität erscheinen: reines Rot, reines Blau, reines Gelb. Die Schlusseinstellung v