Alles Schlampen!

Misogynie Im Internet finden Männer immer einen Weg, dem weiblichen Geschlecht die Schuld zu geben
Ausgabe 08/2019
Weil manchen Männern der Hass ins Gesicht geschrieben steht, zeigen sie selbiges online lieber nicht
Weil manchen Männern der Hass ins Gesicht geschrieben steht, zeigen sie selbiges online lieber nicht

Foto: Chelsea Guglielmino/Getty Images

Kennen Sie das auch? Da schlägt man an einem ganz normalen Arbeitstag in der Pause das Internet auf und will ein paar Artikel lesen, und dann kotzt sich wieder irgendeine Feministin zu völlig unwichtigen Themen aus. Hat zu allem eine Meinung, macht sich wichtig, hackt auf Männern rum. Kann ja wohl nicht sein. Der erzähle ich mal, wie widerlich sie aussieht, weil ihr Text darüber, dass Männer Frauen auf ihr Aussehen reduzieren, total unlogisch ist.

Falls Sie das nicht kennen, haben Sie entweder deutlich coolere Hobbys oder sind nicht viel im Internet unterwegs. Denn an allen Ecken und Enden quillt das Netz über von einer ganz speziellen Form der Verächtlichmachung, die besonders auf meinungsstarke, unbequeme Frauen abzielt. Es geht dabei um den Versuch, Frauen nachzuweisen, wie dumm und inkompetent ihre Argumentation ist, indem man ihre Argumentation auf möglichst dumme und inkompetente Art und Weise stützt. Beispiele gefällig? Die österreichische Journalistin Nicole Schöndorfer schrieb im Januar einen Text darüber, warum Stalking nicht verharmlost werden sollte. Es ging um einen Mann, der einer Lidl-Mitarbeiterin „romantisch“ nachspionierte und herausfand, wo sich ihr neuer Arbeitsplatz befindet. Dafür wurde Schöndorfer online von Männern gestalkt, die ihre These unsinnig fanden. Ihre deutsche Kollegin Margarete Stokowski erreichen ständig herablassende und emotionale E-Mails darüber, wie herablassend und emotional sie in ihren Kolumnen sei. Männer, die zum „kritischen Denken“ ermahnen und zur „Versachlichung der Klimadebatte“ auffordern, beschimpfen die 16-jährige Klima-Aktivistin Greta Thunberg und werfen ihren Eltern „Kindesmissbrauch“ vor, statt sich mit Thunbergs Argumenten auseinanderzusetzen.

Diese Methode hat System. Sie leitet sich vom „Frauen sind immer Schlampen“-Prinzip ab. Diesem Prinzip zufolge sind Frauen Schlampen, wenn sie auf Anmachen reagieren, und wenn nicht, dann natürlich auch. Sie sind Schlampen, wenn sie Miniröcke tragen, um zu zeigen, dass „sie es auch wollen“, oder ein hochgeschlossenes Outfit, um zu zeigen, dass „sie es eigentlich doch wollen“. Dabei sollte klar sein, um wessen Wollen es geht. Genauso, wie klar sein sollte, wer in einer Debatte unmerklich seine intellektuelle Bankrotterklärung unterzeichnet, weil er sich überlegen wähnt und zudem Frauen offen oder verdeckt bedroht. Nur um sich anschließend darüber zu beschweren, dass man nichts mehr sagen dürfe. Klar darf man das. Es ist halt nur erbärmlich.

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