In wenigen Wochen jährt sich der erste Corona-Shutdown zum zweiten Mal. Das verzweifelt solidarische Klatschen auf den Balkonen, das ehrliche Interesse an den Arbeitsbedingungen der Gesundheitsarbeiter*innen ist weitestgehend verschwunden.
Doch gerade sie schultern (nicht nur) die Pandemie, und zwar unter unwürdigen Arbeitsbedingungen. Dagegen wehren sich jetzt auch die Krankenhausbeschäftigten in Nordrhein-Westfalen mit der Kampagne „Notruf NRW“ und einem 100-tägigen Ultimatum an die Landesregierung. Die zentrale Forderung ist die verbindliche Personalausstattung in allen Bereichen. „Es geht nicht ausschließlich um Pflege. Krankenhausarbeit ist Teamarbeit“, sagt Katharina Wesenick. Sie leitet bei Verdi den Fachbereich Gesundheit, Soziales, Bildung und Forschung in NRW und ist eine der Verhandlungsführer*innen im aktuellen Tarifkampf, den die landeseigenen Universitätskliniken mit der Landesregierung führen.
„Alle Krankenhausberufe müssen mit ausreichend und gut bezahltem Personal ausgestattet werden“, sagt Wesenick. „Was bringt es, wenn ich am Ende genügend Pflegende am Bett habe, die Patientin aber keine Physiotherapie bekommen kann oder die Reinigungskraft ausfällt?“ Während viele deutsche Medien eine Scheindiskussion darüber führen, ob eine Impfpflicht zur Personalknappheit im Pflegebereich beitragen könnte, wird wieder einmal unterschlagen, dass diese Knappheit durch Privatisierungen, Ökonomisierung des Gesundheitswesens, Fallpauschalen und Sparmaßnahmen längst Realität ist – und der Trend anhält. Wesenick sagt: „Wir haben keinen Personalmangel, sondern eine politisch erzeugte Berufsflucht. Die Politik lässt die Gesundheitsarbeiter*innen und die Menschen, die Pflege brauchen, im Stich. Selbst Corona konnte daran nichts ändern.“
Sie weiß, wie nah die Lösung liegen würde: „Wenn die Bundesregierung eine ordentliche Personalbemessung gesetzlich beschließen würde, könnten bis zu 200.000 Pflegekräfte zurückkommen, die es derzeit wegen der Arbeitsbedingungen nicht machen.“ Das Problem der Berufsflucht fängt schon bei den Auszubildenden an: „Jeder vierte Auszubildende verlässt den Beruf ohne Anschluss, weil die Bedingungen nicht tragbar sind.“ Also nehmen es die Gesundheitsarbeiter*innen der Krankenhausbewegung NRW jetzt selbst in die Hand. Vergangene Woche haben 700 Beschäftigte in zwei Auftaktkonferenzen entschieden, ein Ultimatum an Arbeitgeber und die Landespolitik zu stellen. Kurz darauf verkündeten Beschäftigte der sechs Unikliniken in NRW, also in Aachen, Münster, Bonn, Köln, Düsseldorf und Essen, dieses Ultimatum der Öffentlichkeit.
Sie kämpfen jetzt gemeinsam für einen verbindlichen Personalschlüssel, wie er zuletzt auch an den landeseigenen Krankenhäusern Charité und Vivantes in Berlin erkämpft worden war. Im Spätsommer 2021 streikten die Beschäftigten der großen kommunalen Krankenhausträger Charité und Vivantes mehrere Wochen für bessere Arbeitsbedingungen (der Freitag 36/2021). Genau wie die Kolleg*innen in Berlin sind die Krankenhausbeschäftigten in Nordrhein-Westfalen zum Kämpfen entschlossen.
Das Ultimatum in Nordrhein-Westfalen läuft am 1. Mai 2022 ab. Danach sind die Beschäftigen auch zum Streik bereit. Dass sie streiken können, haben die Kolleg*innen in NRW in der Vergangenheit bereits bewiesen. Die mittlerweile deutschlandweit gut organisierte Krankenhausbewegung ist eine der erfolgreichsten Streikbewegungen gegen Austerität und Neoliberalismus weltweit – und bekommt dafür auch immer wieder internationale Anerkennung. Wer sie unterstützen möchte, kann dies tun und sich im Internet über die Seite notruf-entlastungnrw.de melden.
Kommentare 24
"Alle Krankenhausberufe müssen mit ausreichend und gut bezahltem Personal ausgestattet werden" Und woher soll das Personal kommen? Zum reinigen oder Blumenvasen bereitstellen kann man auch eine ungelernte Kraft einstellen. Aber selbst das Essen bringen wird schon kritisch. Eine Pflegekraft erkennt in der regel, ob das angebotene Essen sich mit der Erkrankung/Allergie vereinbaren lässt, oder ob der Patient mit Schluckbeschwerden dies überhaupt ohne Erstickungsanfall zu sich nehmen kann. und dieses Personal muß man erst einmal ausbilden. Und dazu müssten erst einmal alle Ausbildungsstellen besetzt werden, und dazu....„Wenn die Landesregierung eine ordentliche Personalbemessung gesetzlich beschließen würde, könnten 200.000 Pflegekräfte zurückkommen, die es derzeit wegen der Arbeitsbedingungen nicht machen.“Kaum jemand wird nur wegen eines verbindlichen Personalschlüssels zurückkommen. Der Schlüssel liegt in der Bezahlung und der Arbeitszeit.Ich bin auch gelernter Krankenpfleger mit einer Weiterbildung in Palliativpflege. Jede Klinik würde mich wahrscheinlich mit Kusshand nehmen. ich arbeite aber nicht mehr in der pflege, weil ich in meinem jetzigen beruf etwa 1500 Euro netto mehr am Monatsende bekomme, und keine Wochenende und keine Nacht zum Dienst eingeteilt werde. Überstunden auch nur, wenn ich einverstanden bin und nicht deshalb, weil sonst der Laden zusammenbricht bzw die Versorgung der patienten nicht sichergestellt wird.
Sehr richtig, das System ist in dreissig Jahren heruntergewirtschaftet worden. Ausser für die Profitiere dieser Entwicklung
Da bin ich doch glatt gespannt, ob unser Corona-Kalle dann die Kollegin im BMVG anruft und um Hilfe durch das Militär bittet, um der Pandemie auch in Streikzeiten adäquat begegnen zu können.
Das System ist ja nicht nur heruntergewirtschaftet worden, die Entwicklung ist dem deutschen System auch davongaloppiert. Nicht jede Kleinstadt benötigt ein eigenes Krankenhaus. Das ist finanziell gar nicht tragbar, auch dann nicht, wenn der Kreis oder die Stadt der Träger sind. Denn was nützt ein regionales Krankenhaus, wenn dort nur Knochenbrüche und Platzwunden versorgt werden können. Moderne Geräte wie CT oder entsprechende OP-Räume und Intensivstationen kosten mehr Geld, als dies in solchen Krankenhäuser je wieder rein kommen könnte. Und die Menschen meiden, wenn es irgendwie geht, diese kleineren Krankenhäuser, weil sie sich in größeren Einrichtungen mehr Kompetenz, bessere Ausstattung und auch Erfahrungversprechen. Das Gefühl der Menschlichkeit und Überschaubarkeit hilft nämlich nicht wirklich, wenn ein Neugeborenes nach der Geburt dringend intensivmedizinisch versorgt werden muß, die Möglichkeiten hierzu aber erst an der nächsten Kinderklinik/Uniklinik gegeben sind. hier helfen nur größere medizinische Zentren mit entsprechender personeller und Materieller Ausstattung und eine effektive Rettungskette.Aber die personelle Ausstattung scheitert ja oft schon daran, das ein Landkreis in der Eifel oder in der magdeburger Börde gar nicht die finanziellen Mittel hätte, dem Pflegepersonal einen entsprechenden Lohn zu zahlen, der sich z.B. bei einer Intensiv-Pflegekraft durchaus im bereich eines Ingenieurs bewegen müsste. und so wandern die motivierten und qualifizierten pflegekräfte weiterhin ab zu den großen Fachkliniken oder direkt ins Ausland, wo man (z.B. in Norwegen oder Schweden) auch annähernd an diese Löhne herankommt. Klatschen hilft hier genauso wenig, wie immer nach dem Staat rufen.
Keine Profite im Gesundheitswesen. Eine öffentliche Daseinsvorsorge finanziert durch eine Bürgerversicherung in die Alle einzahlen. Das sind die zentralen Forderungen, damit die Arbeit in der Pflege irgendwann wieder Spass macht!
Ansonsten volle Unterstützung für die Pflege in NRW
Zitat von Chuwawa: "Eine öffentliche Daseinsvorsorge finanziert durch eine Bürgerversicherung in die Alle einzahlen."Könnte etwas werden. Aber die Beiträge werden sicher höher als jetzt, viel höher, da ja das Personal endlich mal ordentlich bezahlt werden muß.Und was ist mit denen, die von ALGII leben. Wenn da der Staat wieder einspringen muß, ist das ganze wieder nicht gerecht, und keine Bürgerversicherung.Und was es heißt, wenn im gesundheitswesen keine Profite erwirtschaftet werden und der Staat quasi alles finanziert bzw dahinter steht, sehe ich jedes halbe Jahr in Russland. Als Ausländer muß ich regelmäßig zum Aids und Tuberkulose Test. bei der Blutabnahme keine Einwegspritzen sondern ausgewaschene Glasspritzen und in der Lungenklinik sitz man auf Sperrmüllstühlen (oder steht) im Flur neben hustenden und fiebernden Patienten und wartet auf seinen Aufruf.
Zitat 1: "Aber die Beiträge werden sicher höher als jetzt, viel höher, da ja das Personal endlich mal ordentlich bezahlt werden muß.
Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Allein das Geldvermögen der Deutschen beläuft sich inzwischen auf über 7 (in Worten: sieben) BILLIONEN Euro. Eine Billion ist eine Zahl mit 12 Nullen vor dem Komma (=1.000.000.000.000,00) und die vielen Immobilien und andere Vermögenswerte (Gold, Diamanten, Kunstgegenstände usw.) sind da noch nicht dabei.
In diesem Land, in dem Einkommensmillionäre und Multimillionäre vom Staat sogar Kindergeld bekommen, hat man kein Geld, um die Pflegekräfte ordentlich und anständig zu bezahlen? Wie dumm ist das denn?
Vielleicht liegt es daran, dass vier von drei Deutschen nicht rechnen können. Der fünfte ist bei der AfD und sagt: Stimmt gar nicht, schuld daran sind die Ausländer, Obdachlosen, Hartz IV-Empfänger, Behinderten und Migranten. Der sechste ist bei der CDU/CDU und fügt hinzu: Das ist zwar richtig, aber verantwortlich dafür sind vor allem die Kommunisten, schließlich wird West-Deutschland seit 1949 von Kommunisten regiert. Der siebte ist bei der FPD und widerspricht: Alles falsch, wer fleißig ist, der kann sich auch höhere Beiträge leisten. Nur die faulen Bürger haben ein Problem damit.
Und was sagen die Pseudo-Sozialdemokraten, Grünlinge und Pseudo-Linken dazu?
Zitat 2: "Und was ist mit denen, die von ALGII leben. Wenn da der Staat wieder einspringen muß, ist das ganze wieder nicht gerecht, und keine Bürgerversicherung.
"Ah, wieder einmal sind die Hartz IV-Empfänger und Obdachlosen schuld an allem?
In Deutschland bekommen Einkommensmillionäre, also Bürger, die eine Million Euro oder mehr im Jahr verdienen, vom Staat Kindergeld. Sogar Multimilliardäre, die in einem Jahr fürs Nichtstun 500 Millionen Euro Dividende kassieren, haben Anspruch auf Kindergeld bzw. einen entsprechenden Freibetrag bei der Steuererklärung, der auch noch höher ist als das Kindergeld für Normalverdiener.
Ist das nicht "ungerecht" gegenüber Bürgern, die nur 30.000, 40.000 oder auch 100.000 Euro im Jahr verdienen und mit einem Einkommen von 100.000 Euro im Jahr gehört man sicherlich nicht zu den Hungerlöhnern oder den Hartz IV-Aufstockern.
Warum hat sich noch kein Politiker oder Bürger in diesem angeblich "christlichen" und "sozialen" Land darüber beklagt, das sei "ungerecht"?
Zitat 3: "Und was es heißt, wenn im gesundheitswesen keine Profite erwirtschaftet werden und der Staat quasi alles finanziert bzw dahinter steht, sehe ich jedes halbe Jahr in Russland. Als Ausländer muß ich regelmäßig zum Aids und Tuberkulose Test. bei der Blutabnahme keine Einwegspritzen sondern ausgewaschene Glasspritzen ..."
(1) Warum ist der Papa vom Maximilian dann nach Russland gegangen, wenn das Gesundheitssystem dort so schlecht bzw. unterentwickelt ist? Wer oder was hat den Papa vom Maximilian dazu gezwungen oder war der Papa vom Maximilian zu faul dazu, um sich vorher zu informieren? Zwingt etwa dieser Putin den Papa dazu, dort zu bleiben?
Wenn ich ein Problem mit der medizinischen Versorgung im Ausland hätte, dann wäre ich nicht dorthin gegangen. Wir leben doch in einem "freien" Land. Wenn ich Höhenangst habe, dann werde ich nicht Dachdecker. Dann suche ich mir einen anderen Beruf und werde Bäcker, Metzger oder Möbelverkäufer.
(2) Die fleißigen Russen aka "Oligarchen" (Deutsch: "Leistungsträger") haben damit kein Problem. Die fleißigen Russen können sich die Behandlung in einer Privatklinik leisten oder fliegen zur Operation/Therapie in die Schweiz, Canada, in das General Hospital in Singapore oder die USA.
In den USA ist das bekanntlich nicht anders. Dort gibt es hervorragende Krankenhäuser und Kliniken, allerdings nur für die fleißigen US-Bürger. Die faulen US-Bürger, die sich von ihrem Einkommen keine Krankenversicherung leisten können, müssen sich dort die Zähne selbst ziehen oder warten, bis sie von alleine aus dem Mund herausfallen. Es gibt auch Kommunen, die veranstalten einmal im Jahr einen Medical Day. Da werden die Zähne dann kostenlos von "Studenten" gezogen, damit die Studenten etwas lernen.
Offenkundig gehört der Papa vom Maximilian nicht zu den Leistungsträgern bzw. "fleißigen" Bürgern. Wie sagen die Neoliberalen, Konservativen und Rechten immer: Ärmel hochkrempeln und schneller arbeiten, dann kann sich der Papa vom Maximilian auch die Behandlung als Pivatpatient in einer Privatklinik leisten, ganz egal, ob in Russland, Deutschland, der Schweiz oder den USA.
Und was sagt der neue konservative Bundeskanzler, Olaf Scholz, dazu?
@Christian Brecht:"Warum ist der Papa vom Maximilian dann nach Russland gegangen, wenn das Gesundheitssystem dort so schlecht bzw. unterentwickelt ist? Wer oder was hat den Papa vom Maximilian dazu gezwungen oder war der Papa vom Maximilian zu faul dazu, um sich vorher zu informieren? Zwingt etwa dieser Putin den Papa dazu, dort zu bleiben?"
Wie ich in einer anderen Beitrag vor zwei Wochen bereits einmal schrieb, arbeitet meine Frau als Deutsch- und Englischlehrerin in der Nähe von Moskau und lebt mit den Kindern auch dort. Damit ich ohne Visaprobleme einmal monatlich zumindest für ein langes Wochenende rüber fliegen kann, besitze ich eine russische Aufenthaltserlaubnis. Und wegen dieser muß ich jedes halbe Jahr zu einer routinemäßigen Untersuchung. Weder zu faul, noch irgendein politischer Druck, sondern einfach aus persönlichen Gründen. ist für einige Zeitgenossen aber anscheinend eine Nummer zu hoch.
Danke @Christian Brecht, Sie haben wirklich nichts für mich übrig gelassen ...
Gibt es in Russland auch diese Flucht aus den Pflegeberufen sowie Bettenabbau wie in Deutschland? Und wenn nicht wie erklären Sie sich dieses Phänomen?
@chuwawa: "Gibt es in Russland auch diese Flucht aus den Pflegeberufen sowie Bettenabbau wie in Deutschland? Und wenn nicht wie erklären Sie sich dieses Phänomen?"
Gibt es. Krankenschwester (es gibt keine professionellen männlichen Pfleger) ist eh ein Beruf für Frauen bis zur Hochzeit/Schwangerschaft, oder wenn man ledig bleibt. Daher eine hohe Fluktuation. Außerdem sind die Zugangsvorausetzungen niedriger als z.B. in Deutschland. Erfahrenes Personal ist daher seltener.
Und obwohl der Staat sich um die Gesundheitsvorsorge kümmert, werden kleinere Krankenhäuser immer mehr geschlossen, und man geht zu großen Versorgungszentren in den (Kreis-)Städten über. Aber auch bei einem Herzinfarkt kann man außerhalb der Städte schon mal einen Tag auf den Krankenwagen warten. Habe selbst erlebt, wie ein Krankenwagen von dessen Fahrer zweckentfremdet wurde, weil er damit privat Baumaterial transportierte.
"(es gibt keine professionellen männlichen Pfleger)"
Wie bei uns auch. Pflege ist im Prinzip Frauensache, leider.
"Und obwohl der Staat sich um die Gesundheitsvorsorge kümmert, werden kleinere Krankenhäuser immer mehr geschlossen, und man geht zu großen Versorgungszentren in den (Kreis-)Städten über."
Immerhin, bei uns kümmert sich der Staat immer weniger. Obwohl unser Staat ganz andere Möglichkeiten besitzt! Überlässt die Pflege zunehmend dem Markt, mit bekanntem Ergebnis. Pflegenotstand!
"Aber auch bei einem Herzinfarkt kann man außerhalb der Städte schon mal einen Tag auf den Krankenwagen warten."
Russland hat auch ganz anders als Deutschland einen riesigen Raum zu versorgen, da kannste nicht auf Wartezeiten von 12 Minuten für den Notarzt spekulieren.
"Habe selbst erlebt, wie ein Krankenwagen von dessen Fahrer zweckentfremdet wurde, weil er damit privat Baumaterial transportierte."
Für ihren Pragmatismus sind die Russen ja bekannt, anders gehts dort auch nicht.
Und danke für den Einblick ins russische Gesundheitswesen ...
Na ja, Baumaterialtransport mit dem Sanka entfällt hier immerhin, mangels Bauplatz für die Datscha.
@chuwawa. Aber auch in Russland gibt es immer mehr private Möglichkeiten. Ich gehe dort auch nur zu einem privaten Zahnarzt und nicht in die Poliklinik. Und bei uns in der Stadt hat jetzt eine private Entbindungsklinik aufgemacht, und wird auch gut angenommen. Trotz "westlicher" Preise.
Kann aber nicht jede/r bezahlen, oder?
@gelse: Arme gibt es natürlich auch dort. Aber der"Iwan-Normalbürger" könnte es schon. So viel Lohnunterschied zu Deutschland ist in den Städten nicht mehr. Vor allem gibt es in den privaten Kliniken halt Behandlungen, Medikamente, Untersuchungsmethoden, die in den statalichen Kliniken noch lange nicht Standard sind. In der Kinderklinik ist zum Beispiel noch ein Röntgengerät in gebrauch von 1970. Mit der dann gewöhnlich hohen Strahlenbelastung. Aber der Staat sagt: "Es gibt doch ein funktionsfähiges. Warum wollt ihr dann ein neues?"
Aber in Sachen Medikamenten ist Russland noch Entwicklungsland.
Morphium bei Tumorpatienten im Enstadium gibt es nur vereinzelt. Ist ja ne Droge und bei ADHS ist Ritalin grundsätzlich nicht erlaubt. Der Rat der Kinderärzte lautet in der Regel: "Bei Auffälligkeiten einfach mal den Arsch hauen. Bei Kindern sitzt der Verstand noch im Hinterteil"
"Na ja, Baumaterialtransport mit dem Sanka entfällt hier immerhin, mangels Bauplatz für die Datscha."
Scharfsinnig erkannt ...
"@chuwawa. Aber auch in Russland gibt es immer mehr private Möglichkeiten. Ich gehe dort auch nur zu einem privaten Zahnarzt und nicht in die Poliklinik. Und bei uns in der Stadt hat jetzt eine private Entbindungsklinik aufgemacht, und wird auch gut angenommen. Trotz "westlicher" Preise."
Also im Prinzip die gleiche Entwicklung wie bei uns!
Die guten Ärzte gehen eh dort hin, wo der Rubel rollt. Und hier liegt der Hase im Pfeffer! Weil Armut nicht vor Krankheit stoppt (wie andersrum), muss Pflege insbesonders dorthin wo der Rubel nicht rollt ...
... so lautet der humanitäre Auftrag
"Ist ja ne Droge und bei ADHS ist Ritalin grundsätzlich nicht erlaubt."
Naja, bei gut 100 000 Opiodtoten und noch mehr Todesfälle durch Alkoholismus fehlt es dem Land nicht am Mangel der Gelegenheiten. Gerade der Feldzüge in Afghanistan haben wie in den US-Staaten auch eine beispiellose Opiodkrise ausgelöst. Als Konsequenz der assymmetrischen Verhältnisse.
Zurück zum Ursprungsbeitrag.Ich sehe hier noch zwei weitere Faktoren.:-die Pflege ist teilweise zu "unprofessionell". Verschiedene Berufsverbände, aber keine richtige Vertretung in der Öffentlichkeit und gegenüber der Geschäftsführung/den Arbeitgebern. Wenn jemand aus dem krankenhaus entlassen wird und zu Hause oder im Altenheim weiter versorgt werden muß, gibt es einen Arztbrief an den Hausarzt "mit kollegialem Gruß". Einen Brief der Pflege an die Kollegen, was bereits gemacht wurde, welche maßnahmen eingeleitet wurden, wo der Patient physische/psyschiche Probleme hat, in den allermeisten Fällen Fehlanzeige. "Sollen die da draußen doch sehen, was sie weiter machen."-das Ansehen der Pflegeberufe als Beruf ist zu gering. Nur klatschen und bewundern reicht nicht. Warum wird ein Architekt, Journalist oder betriebswirt höher angesehen. Nur weil er nach der Schulzeit noch einige Jahre faul auf der Uni verbracht hat. Das ist keine wirkliche Leistung (schreibt ein Akademiker). neben der verantwortungsgerechten Entlohnung (durchaus mindestens so wie ein Ingenieur) fehlt halt auch die Anerkennung in der gesellschaft, aber auch im Krankenhaus selbst. Ein Oberazt ist zwar wichtig. Aber ohne die Zuarbeit und Hilfe der Pflege ist auch er ein nichts und kann nur theoretisch arbeiten, Rezepte schreiben etc.
"Ich sehe hier noch zwei weitere Faktoren.:-die Pflege ist teilweise zu "unprofessionell". Verschiedene Berufsverbände, aber keine richtige Vertretung in der Öffentlichkeit und gegenüber der Geschäftsführung/den Arbeitgebern."
Stichwort "unprofessionell"! Von cirka 4 Millionen Pflegebedürftigen wird nicht einmal die Hälfte "professionell" gepflegt. Deswegen in Anführungszeichen gesetzt, weil es aufgrund des menschenverachtenden Personalschlüssels keine echte professionelle Pflege gibt. Die meiste Arbeit in der Pflege schaffen die Angehörigen. Der Gipfel, unter ihnen pflegen 500 000 Kinder Mama, Papa und oder Geschwister:
https://www.zdf.de/nachrichten/video/panorama-kinder-pflegen-eltern-100.html
"erschiedene Berufsverbände, aber keine richtige Vertretung in der Öffentlichkeit und gegenüber der Geschäftsführung/den Arbeitgebern. Wenn jemand aus dem krankenhaus entlassen wird und zu Hause oder im Altenheim weiter versorgt werden muß, gibt es einen Arztbrief an den Hausarzt "mit kollegialem Gruß". Einen Brief der Pflege an die Kollegen, was bereits gemacht wurde, welche maßnahmen eingeleitet wurden, wo der Patient physische/psyschiche Probleme hat, in den allermeisten Fällen Fehlanzeige. "Sollen die da draußen doch sehen, was sie weiter machen."-das Ansehen der Pflegeberufe als Beruf ist zu gering. Nur klatschen und bewundern reicht nicht. Warum wird ein Architekt, Journalist oder betriebswirt höher angesehen. Nur weil er nach der Schulzeit noch einige Jahre faul auf der Uni verbracht hat. Das ist keine wirkliche Leistung (schreibt ein Akademiker). neben der verantwortungsgerechten Entlohnung (durchaus mindestens so wie ein Ingenieur) fehlt halt auch die Anerkennung in der gesellschaft, aber auch im Krankenhaus selbst. Ein Oberazt ist zwar wichtig. Aber ohne die Zuarbeit und Hilfe der Pflege ist auch er ein nichts und kann nur theoretisch arbeiten, Rezepte schreiben etc."
Merci für ...
... diese von Ihnen referierten zutreffenden Verhältnisse sind seit Jahren, weit vor Corona bekannt. Die Pflege ist ein Disaster, es fehlen 200 000 Kräfte sofort und nochmal 400 000 wenn die 1960iger Jahrgänge in 5 Jahren in Rente gehen zusätzlich.
https://www.freitag.de/autoren/keisenmann/armageddon-in-der-haeuslichen-pflege