Ende Januar 2001 wird Porto Alegre (Rio Grande do Sul) Volksbewegungen der ganzen Welt empfangen, wenn erstmals ein Welt-Sozialforum stattfindet, das besonders Organisationen aus Staaten Lateinamerikas, Afrikas und Asiens offen steht. Es versteht sich als Fortsetzung der Protestbewegung gegen das WTO-Treffen von Seattle Ende 1999 und während der Prager Jahrestagung von IWF und Weltbank im September.
In der Nachkriegsperiode durchlief die Integration der internationalen Wirtschaft zwei Phasen: Die Bretton-Woods-Periode bis zu den frühen siebziger Jahren, als die Wechselkurse reguliert wurden und es eine Kontrolle über die Kapitalbewegungen gab, und die Phase der Zerschlagung des »Bretton-Woods-Systems«. Aus gutem Grund sprechen viele Ökonomen vom ersten Abschnit
n Abschnitt als den »goldenen Jahren« des Industriekapitalismus und vom zweiten als den »düsteren Jahren«, mit denen weltweit ein klarer Verfall der makroökonomischen Indizes (Wachstumsraten, Produktivität, Investitionen) und wachsende soziale Ungleichheit festzustellen sind, verbunden mit dem Phänomen der »Globalisierung« und einer Politik der strukturellen Anpassung und »Reformen«. Sie wird seit 1990 in einer Mehrheit der Dritte-Welt-Länder angewandt und auch in den Trans for mations ökonomien Osteuropas implementiert.Eine andere Variante der selben Politik konzentriert sich auf die hoch industrialisierten Länder selbst - am signifikantesten in den Vereinigten Staaten und Großbritannien. In den USA stagnierten oder sanken die Löhne für eine Mehrheit der Arbeitenden, während sich die Arbeitszeit teilweise drastisch erhöhte und die Wohlfahrt wie Sozialversicherungssysteme abgebaut wurden. Mit den »goldenen Jahren« folgte der Sozialindex dem BIP. Seit Mitte der Siebziger ist dieser Index ständig gesunken und erreicht die Werte von vor 40 Jahren.Die gegenwärtige Globalisierung wird als eine Expansion des »freien Handels« beschrieben - eine wahrlich irreführende Begrifflichkeit, da der Löwenanteil des Welthandels hauptsächlich zwischen den Großunternehmen stattfindet. Außerdem gibt es eine starke Tendenz hin zu Oligopolen und strategischen Allianzen transnationaler Konzerne. Dieser Prozess kann normalerweise auf die breite Unterstützung des Staates zählen, mit dem Ziel, Risiken und Kosten der Unternehmen zu sozialisieren. Diese Charakteristik kennzeichnet die nordamerikanische Wirtschaft der vergangenen Jahrzehnte.Internationale Abkommen des »freien Handels« beinhalten zudem eine undurchsichtige Kombination aus Liberalisierung und Protektionismus in vielen strategischen Bereichen, wie im Fall der pharmazeutischen Industrie, durch die sich Megakorporationen enorme Gewinne über das Preismonopol für Arzneimittel sichern. Substanzieller Beistand der öffentlichen Hand ist garantiert.Ein wichtiges Merkmal der sogenannten »düsteren Jahre« war und ist auch die enorme Expansion des Zirkulationsvolumens des kurzfristig spekulativen Kapitals, was die Planungsmöglichkeiten der Regierungen drastisch begrenzt und folglich die Volkssouveränität in den demokratischen politischen Systemen einschränkt.Heute zeigt sich die Form des »Handels« erheblich gewandelt, da ein Großteil im Warenfluss in die reichen Länder besteht und von Großunternehmen kontrolliert ist.Diese Praktiken stellen - außer der ständigen Drohung der Unternehmen, ihre Produktion von einem in ein anderes Land zu verlegen - eine mächtige Waffe gegen die Arbeitenden und selbst gegen die Demokratie dar. Das daraus resultierende System kann man als »Merkantilismus der Korporationen« klassifizieren, wo die Entscheidungen über die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen immer mehr in privaten Institutionen konzentriert werden, ohne jedweden sozialen Kontrollmechanismus. Diese Machtkonzentration erinnert an die denkwürdige Phrase James Madisons über »die Werkzeuge und Tyrannen der Regierung«, mit der er vor zwei Jahrhunderten vor Bedrohungen für die Demokratie warnte.Wie jedoch zu erwarten war, löste diese zweite Nachkriegsperiode der globalen Integration eine bedeutende, öffentliche Opposition in der ganzen Welt aus. Das Welt-Sozialforum in Brasilien bietet in dieser Hinsicht eine nie da gewesene Chance für die Vereinigung der Volkskräfte unterschiedlichster Coleurs, der reichen und armen Länder, in Richtung konstruktiver Alternativen zur Verteidigung der erdrückenden Mehrheit der Weltbevölkerung, die unter den ständigen Aggressionen gegen die fundamentalen Menschenrechte leidet.Übersetzung: Irene Filip