mein deutsches Tagebuch ist ungleich schwerer und viel weniger plaisierlich als mein französisches. Als ich letztens an einem Nachmittag durch meine Heimatstadt schlenderte, durch die Innenstadt, "die Shopping-Mail", fiel mir der unheimliche Widerspruch zwischen den grauen, erstarrten Gesichtern, die mir entgegenschwammen und der schrillen Buntheit der aneinandergereihten Kettenläden auf. Dieses laute Einfordern von Schönheit, Gesundheit und Vitalität durch die überall herunter und herauslachenden dynamisch jungen Menschen auf den allgegenwärtigen Werbefächen hatte angesichts der geisterhaften Stille in den Gesichtern um mich herum fast etwas Gespensterhafts an sich. Und ich spürte die wandernde Erschöpfung. Ich war in eine Gruppe von Untoten geraten, deren Körper, ermüdet und verschlissen, verdammt zur Willenlosigkeit, in dem reißenden Fluss des Wollenmüssens, des Zwangsfortschritts, der Unermüdlichkeit, in eine ungewisse Zukunft getragen wurden. Und ich war mitten drin und stellte beim Ab-und Auftauchen fest, dass einige begehrlich nach Luft schnappten.
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