Die japanische Julie Zeh,

Kanae Minato, "Geständnisse" , so heißt ihr Buch, bei Bertelsmann erschienen. Hassliebe wie bei Juli Zehs Roman "UnterLeuten". Grauenhaft packend.

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Getrieben von Entsetzen schlug ich Seite um Seite um . Da wurde nämlich vom Schulbetrieb erzählt, aus dem ich auch komme, Bescheid weiß. Also auch in Japan?

Eine junge Lehrerin verabschiedet sich von ihren Schülern vor den Sommerferien. Sie will ihren Lehrerberuf nicht weiter ausüben. Ihre vierjährige Tochter wurde von zwei Schülern ihrer Klasse umgebracht. Nach außen hin sah es aus wie ein Unfall, weil der Leichnam im Schulschwimmbecken trieb. So wurde es auch in den Medien dargestellt. Die Lehrerin, die Mutter, hat aber Beweise, dass zwei Schüler ihrer Klasse die Mörder ihrer Tochter waren. Der Vater ihrer Tochter hat Aids. Die Lehrerin nimmt ihm, während er schläft, Blut ab und injiziert die Milchtüten der beiden Schüler, die ihre Tochter getötet haben, mit dem infizierten Blut.

Und das sagt sie in ihrer Abschiedsrede und nennt die Schüler beim Namen. Diese Schüler hatten die Milch getrunken und wussten nun, was darin war. Die Begründung der Lehrerin, der Mutter, für diese Selbstjustiz:

Für 13jährige würde keine Schulsanktion, kein Gericht eine wirksame Strafe aussprechen.

Aber das ist nur der Anfang der Katastrophe. Aus verschiedenen Perspektiven werden "Geständnisse" abgelegt.

Gesellschaftliches Desaster ja, ja, ja. Dass diese Japanerin etwas beschreibt, was auch in Deutschland hätte stattfinden können, das irritiert mich. Allerdings irritiert mich fast alles, was im Moment passiert.

Ist es soweit, dass das Individuum, der Einzelmensch, für seine eigene Welt Krieg führt und zwar mit allen Mitteln, die ihm dank Internet zur Verfügung stehen?

Die Romane von Juli Zeh und Kanae Minato erzählen davon.

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Geschrieben von

Novalis

lebt halb in Frankreich, halb in Deutschland, suchte die Blaue Blume, fand sie und erkannte, dass Realität Illusion ist und Illusion Realität.

Novalis

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