Es werden also weiter Romasiedlungen von der Polizei zerstört und wenn die Roma dann kein Zuhause mehr haben, dann nehmen sie die 300 Euro und lassen sich abschieben. Abschieben in Länder, in denen Rassismus fröhliche Urständ feiert und die Armut für uns unvorstellbar ist. Das geht schon länger so, nicht erst seit diesem Jahr. Und in Deutschland und in Italien und in Holland u.s.w. , überall geschieht das. Sarkozy ist nur ein bisschen frecher und dümmer und trötet laut herum. Andere verschieben stiller und wirksamer, z.b. Deutschland.
Eine Teuerungswelle rast durch Europa und Minderheiten als Sündenböcke werden gesucht. Im Mittelalter und in den Jahrhunderten danach waren die Juden die bequemen Sündenböcke. Das geht nun nicht mehr. Da müssen neue her.
Sonntag war Brocante in Sigogne. 200 Händler, Familien, Einzelleute, verkauften ihre Sachen auf dem Trödelmarkt. Die Stände zogen sich durch alle Straßen der kleinen Stadt. Unsere Taschen waren schon voll und wir ächzten unter der Last der schönen Dinge. Dann trafen wir auf einen Kartoffelstand. Wunderbare rote Kartoffeln, fest kochend. Der Bauer, der sie verkaufte, hatte noch zwei Säcke. Wir standen davor und wollten so gerne einen 10 Kilosack mitnehmen, aber unsere Hände waren voll. Und da nahm der Bauer eine Karre, packte den 10 Kilosack drauf und sagte:" Ich bringe Ihnen die Kartoffeln zu ihrem Auto." Wir legten den Kartoffelsack und unsere ganzen Errungenschaften auf die Karre und wühlten uns durch die Menschenmengen. Auf dem Weg zu unserem Auto erzählte er, dass er auch Weinfelder habe und dass es nun ganz schwierig für ihn sei, weil die ganzen Jahre die Roma im Oktober den Wein beschnitten hätten und nun würden sie weggeschickt, er verstünde gar nicht warum, aber für ihn sei das schlimm, denn dadurch würden gute Arbeitskräfte fehlen und er wisse nicht, wie das nun weitergehen solle. Er wolle an der nächsten Manifestation gegen die Abschiebung teilnehmen. Er war richtig zornig.
Ach ja, das war das. Unser AAUUM, Fabien und seine Familie, seine drei Babys sind ja auch noch da. Statt Bierflaschen stehen nun gelbe Säcke mit Windeln vor der Tür. Statt Techno hören wir Babygesang.
Kommentare 14
Man ist förmlich dabei, auf dem Weg durch die Menschen, in den Händen den Trödel, die Stimmen im Ohr- das Durcheinander, wo doch jeder seinen Platz einnimmt und das Chaos sich irgenwie zu ordnen scheint.
Das mit den Sündenböcken ist bitter aber wahr. Wundern tut es mich LEIDER nicht mehr......
LG
welche rotenKartoffeln? Rosella?
Gut beschrieben.
Der Bauer ist zornig - weil ihm billige Arbeitskräfte fehlen. Würde er sich sonst für das Schicksal der Roma interessieren? Wären sie bei ihm angemeldet und versichert, könnten sie nach EU-Recht nicht abgeschoben werden.
Klar, und genau das ist das Problem: die Arbeitgeber-Anteile und die immensen Sozialbeträge würden dann alle Produkte so sehr verteuern das nur die Supermärkte davon profitieren indem sie aus Brasilien, Chile, Spanien (die verwenden Insektizide die in Frankreich verboten sind) den Bauern in die Pleite treiben.
Ich glaube meine Position in Bezug zu der Diskriminierung der Roma ist hier in der FC mehr als klar! Dabei übersehe ich aber nicht das die Diskriminierung der Roma in deren Heimatländern, und nicht in Frankreich, ihren Anfang genommen hat. Die EU muss erst einmal dafür sorgen das die Roma in ihrem Heimatland und JEDEM Mitgliedsland GLEICHE Rechte haben.
Ich kenne zwei Roma-Familien, die waren 2009 nach Rumänien zurückgekehrt, hatten dort investiert, nur um es dann durch Behördenwillkür wieder zu verlieren.
Die Roma in Frankreich sind aber auch ein Bindeglied vom Bauern zum Endverbraucher. Was gerne folkloristisch als provencialer Wochenmarkt aussieht ist eigentlich eine Anti-Supermarkt-Kultur. Viele Roma kaufen bei den Landwirten und verkaufen deren Produkte auf den Märkten. Oft sind es nicht die Bauern selbst, die sich nach der anstrengenden Arbeit auch noch auf den Markt stellen können. In dieses Gefüge mit EU Bulldozer Manier einzugreifen bedeutet nichts anderes als genau der Nahrungsmittel-Industrie zu helfen die für die Zerstörung der landwirtschaftlichen Kultur verantwortlich ist.
hier auf Englisch (verstehen ja mehr von Euch) etwas über den Zustand der Entwicklung in der französischen Landwirtschaft.
tiny.cc/5lvds
Merci, es ist wichtig zu wissen, dass die Menschen hier auf die Abschiebungen sehr viel heftiger reagieren als in Deutschland. Und zwar gegen Sarkozy und seine Clique! LG
Oh, den Namen der Sorte weiß ich nicht, wir essen eben besonders gerne "rote" Kartoffeln.
Genau, ihm fehlen die billigen Arbeitskräfte. Interessant ist, dass bei ihm diese Arbeitskräfte offensichtlich nicht dem Klischee faul, dumm, falsch und kriminell unterliegen. Anscheinend hat er gute Erfahrungen mit den Roma gemacht. Und auf seine Weise hat er das kolportiert und diese Art Erfahrung ist mehr wert als ein ganzer "runder Tisch".
Die landwirtschaftliche Kultur ist katastrophal hier. Und doch, es zeichnet sich eine zarte grüne Bewegung ab. Wenn in einem so kleinen Dorf wie dem unsrigen ein grüner Bürgermeister "regiert", der den Pflanzengiften den Kampf angesagt hat, der seine Landwirtschaft ökölogisch umstellt und von keinem angefeindet wird, dann hat das etwas zu bedeuten!
Da ist es in Eurer Region schon viel weiter! Hier finde ich oft Säcke mit Samen und dem Logo von einer der best-bekanntesten agro-chemischen Unternehmen; das dafür berühmt ist, denjenigen ausserhalb der landwirtschaftlichen Gesellschaft endlich zu verstehen zu geben, das wir alle besser dran wären wenn wir endlich akzeptieren, das die Zukunft der Landwirtschaft in genetisch manipulierten Kulturpflanzen liegt.
Ich kann's auch kaum glauben, aber die Biohöfe sind mehr geworden und die Leute reden auch anders als noch vor 10 Jahren und selbst hartgesottene OGM Befürworter und Giftstreuer werden nachdenklich, wenn ich ihnen die zahlreichen Krebsfälle im Dorf unter die Nase reibe. Und es gibt hier auch schon Bio-Gemüsekörbe, die man wöchentlich beziehen kann und so eine Art Naturland-Höfe, die mit Biofleisch regelrecht werben. Auch Märkte mit vielen alternativen Energieprodukten gibt es. Aber es fängt erst an und ich hoffe, es geht weiter, denn die Agrar"kriminellen" sind noch sehr in der Überzahl und wie überall mit frechem Omnipotenzgehabe..
In der Gard, die immer schon heiss war, stelle ich von Jahr zu Jahr eine ziemliche Veränderung fest. Sonnenblumen drehen sich nicht mehr mit der Sonne und praktisch nur zwei Jahreszeiten. Älteren Menschen, 80+, fällt diese Entwicklung viel mehr auf aber viele Landwirte, verwöhnt durch die EU Subventionen, machen Versuche mit GM, ob es sich lohnt. Die Bio-Gemüsekörbe sind eine gute Idee! Da wüsste ich wirklich gern mehr.
Hier funktioniert das so: Es gibt einen Biohof, ca. 30km von uns entfernt. Wir bestellen im Frühjahr im Voraus für den ganzen Sommer jede Woche einen Korb mit dem Gemüse der Saison. Die Leute vom Biohof entscheiden, welches Gemüse in den Korb kommt und wir lassen uns überraschen. Der Korb wird dann rumgebracht und wir bezahlen, je nach dem wie viele ihn bestellen, mehr oder weniger Spritpreis. Es funktioniert nur, wenn die Abnehmerzahl stimmt. D.h. für uns, wenn es zu wenig Abnehmer sind, gibt's keinen Biokorb.Den Winter verbringen wir in Deutschland, wo es dieses System auch gibt. Aber auch hier, in der Charente-Maritime, geht der Gemüsekorb im Winter weiter.