französisches Tagebuch, die verschlungenen Wege des Culbeni,

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das heißt: der gesegnete Ar***, ein Monsieur, der sehr mit den Kirchenfürsten verbunden ist und alle Belange unserer nun frisch renovierten kleinen romanischen Kirche mit viel Wichtigkeit managt, stand am Donnerstag morgen voriger Woche vor unserer Haustür und zog heftig an der Glocke. Es hörte sich so dramatisch an, dass mein Mann und ich gleichzeitig, aus verschiedenen Richtungen kommend, zur Haustür stürzten. Da stand der kleine Culbeni, dienerte lächelnd und zeigte uns ein Formular mit vielen Zeilen und Absätzen. Hintergrund: Am Samstag sollte ein Konzert (Mozart, Beethoven etc.) in der Kirche stattfinden, mein Mann spielt dort die Violine. Der Dirigent des Orchesters hatte mit dem Bürgermeister alles Notwendige geregelt, denn in Frankreich gehören die Kirchen den Kommunen. Petit M. Culbeni hatte nun ein Formular, aus dem hervorging, dass die Kirche das alleinige Recht habe, eine Erlaubnis für Veranstaltungen jeglicher Art in den Kirchengebäuden zu erteilen. Da floss kein Cent vom Vatikan für die Renovierung der Kirche in die Kasse der Kommune, aber um Erlaubnis sollte gefragt werden. Das Formular bezog sich auf ein schwammiges Gesetz aus dem Jahr 1907.

Nicht zum Bürgermeister, nicht zum Dirigenten ging der Culbeni, sondern zum kleinen Deutschen, der schon unterschreiben würde. Der Deutsche wollte nicht unhöflich sein und füllte aus und unterschrieb und schickte den Brief ab. Das Konzert wurde ein Riesenerfolg, die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, der Culbeni saß in der Mitte und feixte. Und der Bürgermeister, ausgetrixt, denn er wurde geschickt umgangen, schäumte vor Wut , er hätte den Culbeni mit seinem Formular hochkantig rausgeschmissen. Heute, fast eine Woche später, ist die Erlaubnis vom Bischof immer noch nicht da. Übrigens, sehr zum Verdruss unseres Culbeni, schläft Nachbar Tonys Kater, BB, (big balls) häufig auf dem Stuhl, auf dem der Bischof auch gerne sitzt. Das Kissen ist voller roter Katzenhaare. Auch BB hat mit Begeisterung die Musik angehört, unter den Bänken oder auch auf englischen und französischen Schößen. Wir wohnen direkt gegenüber der Kirche, auch Nachbar Tony mit seinen Katzen, und BB ist nun mal ein Kirchenfan und findet immer Einlass.

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Geschrieben von

Novalis

lebt halb in Frankreich, halb in Deutschland, suchte die Blaue Blume, fand sie und erkannte, dass Realität Illusion ist und Illusion Realität.

Novalis

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