französisches Tagebuch, nochmal Michel

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Zu Michel ist noch ne Menge zu sagen. Er lebt mit seiner Mutter ziemlich autark. Er war auch verheiratet. Seine Frau lebt aber schon lange nicht mehr und eine andere wollte er nicht. Bon. Auf dem Dach der Cabane gibt es eine Solarplatte, in seinem großen Garten vier mal Fotovoltaik und eine Éolienne (Windrad). Er speist den Strom in Batterien und so laufen bei ihm Kühlschrank, Waschmaschine, Kühltruhe, Fernseher, PC, .... . Michel ist bestens ausgestattet und alles gratuit. Fleisch kommt von den eigenen Tieren, im Garten wird Gemüse angebaut, Medizin kommt aus dem Wald. Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.

Mich ließ nun dieses Geldthema nicht los. Ich schnappte heute mein Rad, es war richtig heiß, und fuhr zu ihm hin, um ihm diese Frage noch einmal zu stellen. Was steckt letztendlich hinter dieser Geldbessenheit? Seine Mutter ist übrigends eine bemerkenswerte Frau, mitte siebzig und richtig schön! Aber das ein anderes mal. Michel hatte eine Antwort, die ich aufschreiben und über die ich wieder lange nachdenken muss. Er sagte, ursächlich sei letztendlich nicht einmal die Angst um das Überleben, sondern die Angst vor der der LEERE des Nichtwissens, vor der Leere nach dem Ausgelöschtsein. Darum gebe es seit zehntausenden von Jahren die Geschichten von dem, was nach dem Tod so sein könnte. Und darum, wegen dieser Angst vor der Leere, bestehe das menschliche Bedürfnis anzuhäufen, zu sammeln bis ins Groteske, um dieser Leere des Nichtwissens nicht begegnen zu müssen. Uff! Als ich nach Hause radelte, war mir nicht nur wegen der Sonne heiß.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Novalis

lebt halb in Frankreich, halb in Deutschland, suchte die Blaue Blume, fand sie und erkannte, dass Realität Illusion ist und Illusion Realität.

Novalis

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden