Beide, Halima und ich, wir haben ein ähnliches Problem hier im Poitou-Charentes, im Südwesten Frankreichs. Wir entsprechen beide nicht der Norm des Aussehens. Halima, ganz dem arabischen Bild entsprechend mit Glühkohleaugen und tiefschwarzer Mähne und ich wie frisch aus einem Ostfriesenwitz entsprungen. So wie sie ständig ihre Herkunft erklären muss, geht es mir auch. Auch ich muss ständig Fragen über mich ergehen lassen, ob ich aus Schweden komme oder aus Holland. Deutsch vermutet bei mir keiner. Klammheimlich, ich gebe es zu, freue ich mich darüber. Cela veut dire, ich bin hier eine Fremde, wie meine Freundin, die als Französin geboren ist. Zwei Fremde in einem fremden Land. Ich bin in unserem Dorf als "die Deutsche" bekannt. Meinen persönlichen Namen kann keiner richtig aussprechen.
Halima und ich werden auf der Hochzeit von zwei Männern, guten Freunden von uns, auftreten. In einer kleinen, konservativen Stadt. Als Sommerfeen. Und wir werden das Lied "Plaisir d'amour" singen, allerdings mit geändertem Text.
So sind wir denn alle fremd. Die eine orientalisch, die andere ostfriesisch, die dritten schwul.
Kommentare 24
Zwei Fremde in einem fremden Land. Ich bin in unserem Dorf als "die Deutsche" bekannt. Meinen persönlichen Namen kann keiner richtig aussprechen.
das ist ja geradezu bilderbuchmäßig schön. für euch beide muss es doch auch eine gute erfahrung sein oder? in eurer ungleichheit seid ihr doch gleich. eben als die fremden.
diese kategorisierung ist nicht französisch oder deutsch oder..., sondern tierisch allzumenschlich. die unterschiede zu sehen und das unterscheiden sind ganz allgemein menschliche, aber ebenso tierische fähigkeiten. raben z.b. können das auch sehr gut. man hat herausgefunden, dass raben den primaten nicht nachstehen an intelligenz.
ihr könntet den leuten, die sich ergötzen an eurer fremdheit, sagen, dass sie irgendwie tierisch intelligent sind. und wie geht ihr zwei mit eurer fremdheit untereinander um? denn sizilien und ostfriesland sind ja auch nicht sowas wie alte nachbarn.
So sind wir denn alle fremd.
das ist wahr. aber auch falsch. und homophob ist etwas ganz anderes als xenophob oder?
Halima und ich wir sind uns im Wesen sehr ähnlich. Seltsameweise? Glaub ich nicht. Grundgerüst einer Bezihung ist die Sprache und gemeinsame Interessen. So kommen Sizilien und Krummhörn zusammen.
Homophobie und Xenophobie haben etwas Gemeinsames, meine ich. Tierisch ist das nicht immer. Es gibt zb Schweinekulturen, die ganz erstaunlich sozial sind, wenn sie artgerecht leben können. Ich habe mal 16 Wollschweine gehabt und meine Beobachtungen gemacht. Das war sehr erstaunlich.
“Seltsamerweise, Beziehung “, sorry
So kommen Sizilien und Krummhörn zusammen.
das klingt schon mal sehr gut. vor allem natürlich krummhörn...
Tierisch ist das nicht immer.
ich mein das auch nicht nur negativ. habe nämlich auch meine beobachtungen gemacht. nicht bei wollschweinen, aber bei meiner krah, die ich anderthalb jahre hatte. raben fremdeln sehr auffällig. aber sie verstehen auch sehr viel. das war für mich manchmal auch sehr erstaunlich.
Man kann auch fremd sein in Ostfriesland. Ein Freund, Saarländer, ging Ende der 70er der Liebe wegen in ein Dorf in der Nähe von Aurich und fühlte sich fremd, viele Jahre. Heute quatscht er mit den Nachbarn, denen er fremd war, Platt, trinkt Jever-Pils und hat eine Zeitschrift zur Geschichte der Region abonniert. Will sagen: Zeit und Anpassung machen aus Fremden Einheimische.
Ja, in gewisser Weise bin ich nach Jahren in diesem Dorf auch Einheimische geworden, sowas wie die andere Schwester. In der Krummhörn bin ich die Vollschwester, obwohl ich dort schon lange nicht mehr wohne. Wo jetzt “Heimat“ ist, ist schwer zu sagen.Das ist eben auch Frankreich.
Hast Du ein Beispiel? Bitte erzähl!
ein beispiel? anderthalb jahre mit täglichen beobachtungen. das ist eine menge. habe dutzende beispiele.
fremd oder vertraut sind kategorien, die für raben und menschen existenzielle bedeutung haben. das fremdeln der kleinkinder ist bekannt. sie verstecken sich vor dem fremden oder weinen gleich (die ganz kleinen). kleinkinder sind einfach schutzbedürftig. darum reagieren sie oft so vor fremden, die ja womöglich gefährlich fremd sind. hat damit zu tun, das die lütten die situation und die menschen nicht leicht einschätzen können. ersatzweise reagiert nicht das kind, sondern das schema, das angeboren ist.
bei raben ist dieser schutzmechanismus noch offensichtlicher und krasser. aber sie weinen oder verstecken sich nicht, sondern flüchten, sofern das möglich ist. der rabe kennt seine leute genau. doch wenn es heißt, der vogel erkenne die person am gesicht wieder, ist das nur mit einschränkung richtig.
das angeborene verhalten konkurriert dauernd mit dem neu erlernten und gewinnt oft die oberhand. mich überraschte zum beispiel die fluchtreaktion meines krah, als ich morgens nach der dusche zu ihm ging. ich dachte gar nicht daran, dass ich der grund seiner panik sein könnte. er kannte mich doch genau. ich hatte vergessen, dass ich ein handtuch aufs nasse haar gelegt hatte, etwas gedreht zu einer art turban. als ich das tuch ablegte, war die welt wieder in ordnung. keine angst mehr, sondern die vertraute nähe.
im konkurrenzkampf zwischen gelerntem und angeborenen ängsten obsiegt oft das entsetzen über das fremde. der lappen auf meinem kopf war für mich zu läppisch, um überhaupt einen gedanken daran zu verlieren. krah aber wurde vom instinkt überwältigt und flüchtete. er hat nicht den begriff handtuch zur verfügung, womit alle gefahr ausgeblendet ist, er entdeckt nur das fremde da auf meinem kopf. es könnte ja eine schlange sein oder schlimmeres, und darauf muss er reagieren. ein rabe, der nicht auf das andere, das unbekannte reagiert, ist in gefahr. sehen ist für krah nicht das problem. er sieht viel mehr und viel genauer als ein mensch. aber das eröffnet auch die irritationen durch neues, das furcht oder schreck auslöst. denn es ist rabisch, dass die dinge nicht als dinge bekannt sind. jede kleine veränderung kann alarmieren.
Oh je, ist das spannend! Also das "Handtuch auf dem Kopf" hat Krah so irritiert, dass er Fluchtbedürfnisse zeigte. "Er sieht viel mehr und viel genauer als ein Mensch" ....., was ist, wenn Menschen mit ihrem starken archaischen Erbe unbewusst auch so genau sehen, es verdrängen, den Verstand nicht beteiligen, dann wird das "Handtuch auf dem Kopf" des andern, der anderen Nation, der anderen Kultur, der anderen Religion plötzlich ein Auslöser für Gewalt und Krieg.
"Denn es ist rabisch, dass die dinge nicht als dinge bekannt sind . jede kleine veränderung kann alamieren." Genau das trifft doch auch auf uns Menschen zu!
Was ist mit Krah passiert? Lebt er noch?
dass er Fluchtbedürfnisse zeigte.
liebe krummhörnerin an der garonne,
nein, er zeigte eindeutig die fluchtreaktion. er flog oder flatterte möglichst weit weg vom erschreckenden bild, das er nicht kannte.
"Denn es ist rabisch, dass die dinge nicht als dinge bekannt sind jede kleine veränderung kann alamieren." Genau das trifft doch auch auf uns Menschen zu!
bingo! oder was sagt man beim (militaristisch als volltreffer) bezeichneten erfolg?
genau das trifft zu. das rabische verhalten zeigt oft parallelen in der menschenwelt. man kann hier z.b. weiterspinnen bis zum kopftuch der muslima usw.
Was ist mit Krah passiert? Lebt er noch?
die zweite frage möchte ich mit ja beantworten, obschon ich dafür (noch) keine objektiven beweise vorweisen kann. neulich, ich hätte fast gemeint, zu seinem zweiten geburtstag (hm, das sagt man nicht beim vogel, vielleicht schlüpftag) war ich im garten beschäftigt, als der laute alarm der stare mich aufschauen ließ. und erst dachte ich beim anblick des großen vogels an einen habicht oder ähnliches, sah aber, dass ein rabe auf der robinie in meinem garten platz genommen hatte.
dummerdings trug ich als sonnenschutz einen großen hellen hut, den krah nie gesehen hatte bei mir. und eigentlich hätte er über diesen anblick genauso entsetzt sein müssen wie über das handtuch. die distanz verkleinerte wohl den schrecken. aber die unbekannte kopfbedeckung verhinderte zumindest, dass krah, wenn er es denn überhaupt war, mich erkennen konnte.
ich warf den hut nicht ab, was ich geistesgegenwärtig hätte tun müssen, sondern rief ihn beim namen. das hörte er sich aber nur eine weile an. dann flog er ein stück weiter auf einen baum außerhalb des gartens und von dort nach einer kurzen pause weg.
zur einschätzung der krahrückkunft: habe nie ein exemplar der revierkrähen auf der robinie in meinem garten vorher gesehen. wenn aber mal eine wilder krah außerhalb des gartens, aber doch relativ nah landete, flog er ab, sobald ich ihn rief. meist sind die revierhalter zu zweit unterwegs. es spricht einiges dafür, dass es krah war, der sich hier mitte mai in meiner nähe zeigte. beweiskräftig ist das freilich nicht für einen skeptiker.
was mit krah passiert ist, kann ich versuchen, verkürzt so zu beantworten: er war anderthalb jahre mein hausrabe. 2014 ist er von einer bekannten am wegrand gefunden worden. von ihr kam er zu mir. nach einigen wochen war er flügge und flog an einem tag weiter als bis in die robinie. er war 10 tage weg.
dann tauchte er wieder auf. allerdings inzwischen ein notfall. sein linker flügel hing. er konnte nicht mehr fliegen. so kehrte er in sein quartier bei mir zurück. mein nachbar meinte schon, der wird nie wieder fliegen, der bleibt dir treu, und das gefällt dir ja, denn er bleibt immer bei dir.
es verging der winter. es wurde frühling. und krah kam in eine gründliche mauser. selbst die winzigen federchen auf seinem köpfchen und die noch winzigeren um die augen herum verstrubbelten und fielen aus.
im herbst war der rabe krah runderneuert. er konnte wieder fliegen, flog in den nahen wald, verabschiedete sich dort 14 tage von mir und ward nicht mehr gesehn.
die ganze geschichte habe ich unter dem arbeitstitel "Das Rabentagebuch" einem verlag zugeschickt. ca. 120 seiten. das konnte ich hier nicht mal eben zusammenfassen. hoffe aber, dass ich deine fragen beantworten konnte.
Ja, meine Frage ist beantwortet, danke, wenngleich die Antwort auch schon wieder neue Fragen produziert, was vielleicht lästig ist. "Erschreckendes Bild, das er nicht kannte". Was löst das alles bei Menschen aus, diese Bilder, die sie nicht kennen! Und wenn das durch einschlägige Presse, Internetbilder und TV noch bestärkt wird, dann tobt das Stammhirn. Gerade das Thema Tier und Mensch als Artverwandte interessiert mich sehr. Und du hast Deine Erlebnisse mit Krah so beschrieben, das sie mich an die Hand genommen haben. Natürlich muss ich auch an Hugin und Munin denken, Wodans Genossen. Das waren sicher nicht ohne Grund Raben. Der Rabe taucht oft in Fabeln und Märchen auf. Auch als Stigma: Rabenmutter, Rabenvater. Sie wurden in alten Zeiten mit dem Tod in Verbindung gesetzt, aber auch mit Weisheit und Klugheit. Ich könnte jetzt weiter spinnen mit anderen Tieren, die in mancherlei Form in unserem menschlichen Leben ihren kulturellen Platz haben bis hin zu den Totemtieren, aber das sprengt den Rahmen. Hast Du Dein "Rabentagebuch" auch im Internet veröffentlicht? LG
Hast Du Dein "Rabentagebuch" auch im Internet veröffentlicht?
nein, das wäre vertragstechnisch nicht möglich, denn ich will die rechte ja an einen verlag verkaufen. erst wenn mir das nicht gelingen sollte, käme die frage in betracht.
mein eindruck ist, du hast es in deinem kommentar bestätigt, dass diese geschichte besonders bei frauen ankommt. habe im verhältnis zu krah sozusagen meine weiblichen anteile zum ersten mal ganz zum zuge kommen lassen. es ist auch eine art rückkehr oder rückbesinnung in/auf meine kindheit. freilich kann ich meine kritik an dem üblichen umgang, hm, falsches wort, an der öffentlichen missachtung der rechte der tiere nicht für mich behalten. ich zitiere z. b. aus dem buch eines jägers, der seine steinzeitlichen ansichten in einem buch zum ausdruck bringen konnte. von solchen grausamen jägern gibt es hierzulande nicht wenige. zum glück wendet sich das blatt allmählich in die einzig erträgliche richtung.
es freut mich sehr, dass du dich von mir an die hand hast nehmen lassen. lg.
ich gehe gerne "an Händen", die eine angenehme Ausstrahlung haben. Kennst Du das Buch "Erinnerungen eines Artgenossen" von Hoimar von Dithfurt? Von ihm habe ich mich auch an die Hand nehmen lassen und das waren wunderbare Erkenntnisse, die ich durch ihn gewonnen habe. Thema: Stammhirn und Verstand.
"Weibliche Anteile" , durch diese Tierbeziehung verdeutlicht? Ich war mir nicht sicher, ob " H.Yuren" ein Mann ist oder eine Frau. Nun weiß ich es. Lg
den hoimar von dithfurt habe ich gern gelesen und am fernseher gehört. er hat lange erfolgreich, d.h. öffentlichkeitswirksam gearbeitet. aber am ende bekannte er auch unmissverständlich in: "Nun laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen", das er resignierte. seine these war, dass es zu viele menschen auf dem globus gebe. und dagegen sei kein kraut gewachsen. das gegenmittel massenvernichtungswaffen sagte ihm nicht zu...
"Erinnerungen eines Artgenossen" kenne ich nicht. habe aber mich lange für zoologisches interessiert, etwa bei konrad lorenz, irenäus eibl-eibesfeld (verhaltensforschung), richard leakey, der londoner zoologe fällt mir gerade nicht ein, dessen bücher "Der nackte Affe" und "Der Menschenzoo" ich gern, wenn auch kritisch las.
im augenblick interessiert es mich und macht mich jedesmal neugierig, wenn ich mit dem rad auf den lerchenhügel fahre, wie der krah, den ich schon zweimal erfolgreich mit erdnüssen füttern konnte, sich beim nächsten mal verhalten wird.
h.yurén, ausbuchstabiert helder yurén, wird trotzdem nicht von den meisten erkannt, weil der vorname so selten vorkommt. die gleiche unsicherheit galt lange auch meinerseits für dich. denn novalis war nun mal ein mann. ich weiß und wusste auch nicht, ob das bild zur person echt ist und dich sehen lässt. mir kam die abgebildete person doch eher weiblich vor. aber solche avatare sind ja oft auch absichtlich irreführend. jetzt sind wir beide im bilde. und das macht mich kein bisschen traurig;-) lg.
Lieber Helder, mein Bild ist schon echt und zeigt mich auf einer kleinen Buchmesse in Royan. Ich bin ganz begeistert, denn ich kenne Eibelsfeld, Lorenz und Leakey gut. Lies mal Hoimars "Erinnerungen eines Artgenossen". Im Moment und Du wirst es verstehen, habe ich nur einen Wunsch: das der menschliche Verstand sich aus seinem Sklavendasein von den archaischen Instinkten befreien wird. Lg
gern möchte ich dich auch beim vornamen anschreiben.
das"liebe N." wäre nur ein notbehelf.
ist dein bild noch neueren datums oder gab es das schon von anfang an. frage ich, weil ich mich daran erinnern kann. erst dachte ich eher angefremdelt vom romantiker novalis, was den typen wohl dazu gebracht hat, sich das abzeichen anzuheften. also eher eine krahreaktion. darum nehme ich an, dass dein foto mich nicht auf die richtige fährte führte. zu bist ja auch schon lange hier in der fc.
werde mir hoimars erinnerungen besorgen.
dass der menschliche verstand sich von den archaischen trieben befreien wird, steht nicht zu befürchten oder zu hoffen, denn die biologie macht da nicht mit. mensch kann sich nur retten wie die raben: durch lernen. ganz lg.
Lieber Helder,
mein Name ist schlicht: Johanna und das Foto vom letzten Jahr. Ich hatte lange Zeit eine hölzerne Maria aus dem 16.Jahrhundert als Bild hochgeladen. Novalis und die Marienbilder sind meine ganz anderen Anteile. Um das zu erklären, müsste ich 30.ooo Jahre zurückgehen. Werner Herzog hat einen Film gedreht in einer vor erst 20 Jahren entdeckten Höhle in der Nähe von Lascaux, Chauvet heißt der Ort, nicht weit von uns. "Die Höhle der vergessenen Träume", so heißt der Film. Seitdem ist diese Höhle geschlossen. Was diese Bilder zeigen, hat mich neugierig gemacht. Vor allem die Darstellung von der Einheit von Tier und Mensch und dass dieses Bewusstsein sich fast 30.000 Jahre gehalten hat! Bei Novalis habe ich diese Tendenzen auch gefunden. Bei ihm ist es die Verschmelzung des Geistes mit der Natur, die mich fasziniert. Die Marienbilder sind noch wieder eine andere Geschichte. Da gibt es zb eine Marienfigur in Saintes, eine Stadt in der Nähe von uns, also im SW- Frankreichs, die eindeutig männlich-kriegerische Anteile hat, den griechischen Statuen ähnelnd, mit einem hedonistischen Jesuskind auf dem starken Arm, der ein freundliches, altes Gesicht hat.
Da gibt es noch einen englischen Biologen: Ruppert Sheldrake. Der vertritt Thesen, die ich auch neugierig verfolge. Darum passt das "Rabische", was Du ansprichst in Bezug auf die Überwindung "der Erbsünde" gut zu seinen Thesen, die auch vom Jahrtausende währendem Lernen handeln, dessen Erfolg dann im Erbgut gespeichert wird. Darum predige ich immer wieder: Geduld, Geduld und Hoffnung. Unser primitiver Instinkt möchte die Veränderung schon morgen, nicht erst in 30.000 Jahren. Vielleicht schaffen wir Menschen es ja. Übrigens noch ein Begnadeter ist : Egon Friedell "Kulturgeschichte des Orients", "des Abendlandes", Griechenlands" . Keine einfache Kost, dennoch äußerst nährend. Lg Johanna
wenngleich die Antwort auch schon wieder neue Fragen produziert, was vielleicht lästig ist
habe die andeutung einer neuen frage gelesen, aber gar nicht darauf reagiert. pardon. ich freue mich natürlich über jede frage zu krah etc. so etwas kann überhaupt nie lästig sein. dass ich nicht reagiert habe, könntest du als bestätigung für "lästig" auslegen. darfst du nicht, wenn ich auch nicht prompt dagegen einspruch erhoben habe. das habe ich jetzt nachgeholt und hoffe, dass du es entschuldigst.
über egon friedell habe ich im internet nachgesucht. mir ist bei der gelegenheit nichts aufgefallen, was ihn für mich aus der masse der literaten heraushebt. kannst du mir deine sympathie für diesen autor ein wenig verständlich machen?
lg hy
Übrigens noch ein Begnadeter ist : Egon Friedell "Kulturgeschichte des Orients", "des Abendlandes", Griechenlands" . Keine einfache Kost, dennoch äußerst nährend.
liebe johanna,
wie hast du das hingekriegt? meine frage beantwortet, bevor ich sie stellte. ich meine friedell betreffend. so ganz genau habe ich das noch nicht verstanden, ahne aber etwas, nachdem du den historischen bogen gezogen hast von lascaux bis friedell.
die höhlenbilder in frankreich und spanien haben mich auch fasziniert. die vorstellung, mehr über den menschen zu lernen, war der grund für mein interesse an der paläontologie. aus der zeitlichen distanz dem wesentlichen näher zu kommen, war der leitgedanke. mir ging es nicht so wie dem geistlichen, in dessen vorlesungen ich mich als junger student mal verirrte. für den entgeisterten begeisterten war die höhlenwelt das paradies. er schwärmte geradezu von den urzuständen. opfer seiner religion, schätze ich.
so, und auch du predigst? wem und warum, frage ich mich, predigst du wem unendliche geduld? denn 30 000 jahre ist doch kein pappenstiel. wer soll soviel geduld und dabei auch noch hoffnung aufbringen? hoffnung auf was? doch nicht etwa auf den neuen menschen, den hominem novum...
pardon, der rabe in mir hat gesprochen.
Was diese Bilder zeigen, hat mich neugierig gemacht. Vor allem die Darstellung von der Einheit von Tier und Mensch und dass dieses Bewusstsein sich fast 30.000 Jahre gehalten hat! Bei Novalis habe ich diese Tendenzen auch gefunden. Bei ihm ist es die Verschmelzung des Geistes mit der Natur, die mich fasziniert.
an jeder zeile, die du schreibst, hängen fragen meinerseits. ich möchte wie krah alles fremde oder unbekannte löschen mit den fragen. aber meine fragen von vorher hast du klar beantwortet. mit deinem vornamen und dem neueren foto fühle ich mich doch gleich viel näher als mit novalis und der heiligen maria. novalis war für mich das rabisch fremde, weil ich mich zuhause fühle bei den französischen aufklärern, wie philipp blom sie dargestellt hat in seinem lesbaren historischen roman "böse Philosophen". am mittelalter gefällt mir schon die inhaltslose bezeichnung nicht, wie die landläufigen vorstellungen über die jahrhunderte. die holländischen maler versöhnen mich etwas mit dem gewöhnlichen spuk.
wie die heilige johanna nach frankreich kam, ist wieder eine ganz andere geschichte...
dass die maler in früheren zeiten keine kinder darstellen konnten, habe ich bei einem französischen autor gelesen. man hatte angeblich noch gar keine angemessene vorstellung vom kind. die galten schlicht als kleine erwachsene. anstelle von neuer psychologie und pädagogik gabs überall biblisches und natürlich individuelle einsichten.
wenn die menschheitsgeschichte in einen kommentar passte, würde ich sie gern mal eben mit dir durchgehn... das ist schon mein ernst, wenn es auch vielleicht nicht so rüberkommt. mir ist mal von gewissen leutchen vorgeworfen worden, ich neigte dazu, alles mit einem ironischen unterton zu äußern. aber das ist lange her.
herzlich, helder
Lieber Helder,
wo soll ich beginnen? Ich sitze wie vor einem reich gedeckten Tisch und die Speisen duften verführerisch! Allerdings kann ich mit dem Besteck nicht so gut umgehen wie Du, ich weiß nicht nicht, wie man Zitate in Kursivschrift setzt. Nun, ich werde mit den Händen essen und mir einfach etwas heraussuchen.
"... mehr über den Menschen zu lernen ..." schreibst Du und genau das will ich auch. Ich möchte den "Krah" in mir verlassen, (obgleich ich ihn liebe) möchte wissen, was noch möglich ist und dazu brauche ich den Lauf der gesamten Geschichte der Menschheit, der Entstehung des Lebens und der Erde. Ich sammle alle Informationen, sortiere, ordne sie und versuche, Zusammenhänge zu erkennen. Darum beobachte ich gern und bin begeistert, wenn ich auf Bahnhöfen auf Züge warten muss, bescheren mir diese Situationen doch so bunte und vielfältige Menschensprachen nonverbaler Art, die ich speichere und wenn ich dann im Zug sitze, verarbeite ich diese Eindrücke. Ohne Smartphone oder Laptop.
" ... viel näher als mit Novalis und der heiligen Maria ..." Diese Figur "Maria" scheint so alt zu sein wie die Menschheit. Ich muss diesem Phänomen näher kommen. Die französischen Aufklärer setzten in ihrer Zeit neue Margen, wir müssen heute wieder neue Margen setzen. Wie diese aussehen sollen? Sie sind noch im Entstehen. Wir haben Mathematiker-Freunde in Paris . Stochastiker, sie lehren an der Sorbonne. Ich fragte eines abends bei einem Glas Rotwein:" Luc, woran arbeitest du eigentlich genau? " Er sah mich lange an und sagte:" das kann ich dir nicht erklären, weil es um mehr Dimensionen geht als die, die unser menschliches Gehirn erfassen kann, es sei denn durch die Mathematik." In der Mathematik gibt es also mehr Dimensionen. Dann muss es sie in anderen Denkräumen auch geben.
" ...allles mit einem ironischen Unterton ..." War das wirklich mal so? Höre ich bei Dir überhaupt nicht.
Auf diesem gedeckten Tisch liegt noch so mancherlei herum. Ich werde es später essen und erst einmal bedanke ich mich dafür!!!!
liebe Grüße Johanna
Ich habe Dir gerade einen ellenlangen Kommentar geschrieben, der nicht gesendet wird. Jetzt ist es zu spät in der Nacht. GLG Johanna
Oh, er ist doch da.
Oh, er ist doch da.
liebe hanna,
danke für deinen ellenlangen kommentar, der oh, doch da ist.
solche erlebnisse mit der technik hier in der fc sind leider an der tagesordnung. ich weiß nicht, ob du auch kämpfen musst gegen die reklame-windmühlenflügel, die bei mir auf dem schirm ihr unwesen treiben. das ist immer das erste, die hier aufploppenden stets aufdringlicheren anzeigen zu vertreiben. wie das zitieren mit kursivschrift klappt, ist, fürchte ich, unter anderem abhängig von der maschine vor dir. aber selbst wenn man weiß, welche tatzen betippt werden müssen, heißt das noch lange nicht, dass die technik auch die erhofften resultate liefert. die elektronik rumpelt und wackelt manchmal gewaltig. es soll alles mal viel besser gewesen sein vor jahren. ich kann mich nicht an sowas erinnern...
der erste schritt ist die markierung des zeilenbündels, das du zitieren willst. zu dem zweck gehst du mit dem cursor (das ist kein fluchender) über die zeilen, welche. mit gedrückter maus. wenn das zu zitierende farblich oder grau unterlegt ist und bleibt, ist je nach betriebssystem eine stelle (bei mir ist das aktuell eine stelle oben rechts in der kommandozeile, die aus drei waagerechten balken besteht). dann ist die kommentar-anklickstelle unter dem zu zitierenden kommentarfeld zu betatschen, wodurch sich eine kommentierschublade unterhalb öffnet. wenn du darin einen click setzt, kann das zitat (bei mir wiederum oben rechts) durch anklicken abgerufen werden. es erscheint dann in der geöffneten schublade, die du nun mit ganz viel kommentar füllen kannst.
aber, wie gesagt, die technik möchte freundlich betastet werden und behält sich verzögerungen und aussetzen oder streiks vor.
Die französischen Aufklärer setzten in ihrer Zeit neue Margen, wir müssen heute wieder neue Margen setzen.
das klingt für mich diplomatisch bis ausweichend. denn die französische aufklärung ist nur eine blüte im sogenannten zeitalter der aufklärung. meine idee der aufklärung lässt sich nicht bequem einsperren in den käfig jenes jahrhunderts. die aufklärung, die ich meine, begann lange vor lascaux und der wanderung von afrika in die übrige welt. und sie endete nicht mit voltaires tod oder der revolution.
wichtige kapitel der aufklärung des menschen waren die entwicklung der wortsprache, des "urgewissens", der schrift, der neuen medien. aber auch der äußerungen des gewissens, etwa bei den alten indern im ahimsa-gebot, oder in den einsichten des "inner light" der society of friends und die erklärung der menschenrechte. aber dann auch der gründung von greenpeace.
es gibt sicher oft falsche vorstellungen von der zeit vor der schrift und der stadt. mein eindruck ist, dass rousseau in diesem punkt mal ausnahmsweise richtig lag, wenn er die geschichte der zivilisation als ein abwärtsbewegung auffasste. ich sage es noch etwas drastischer, wenn ich von der rebestialisierung des menschen spreche, wobei die bestie nicht mein verständnis vom tier ist, wie du weißt. wenn der mensch in zeiten der erschütterung der etablierten verhältnisse wie in der französischen revolution sich besinnt auf liberté, égalité, fraternité, halte ich das nicht für zufall, sondern sehe darin die unbewusste "erinnerung" an vor zivilisatorische verhältnisse. natürlich gesehen durch einen idealen filter. erinnerung an das, wodurch und womit der mensch zum menschen wurde.
die verstädterung der erde und des menschen brachte strukturen mit sich, die an die hackordnung der hühner und die strenge rangordnung der affen und wölfe gemahnt. daher mein gebrauch des begriffs rebestialisierung.
damit habe ich meine sicht der menschheitsgeschichte skizziert. wichtig ist mir in dem kontext, dass der zentrale punkt der aufklärung nicht zeitlich und auch nicht inhaltlich eingeengt wird auf bloße wissensmehrung, sondern die wirksamkeit und exaktheit der gewissensäußerungen unbedingt dazugehören.
hier mach ich mal einen punkt hinter meine confessions, sonst bleibt dir noch die luft zum freien atmen weg...
liebe grüße, helder
Lieber Helder, Deinen Kommentar muss ich noch 3X lesen, wahrscheinlich noch mehr, ich werde es tun, denn da steht soviel drin, dass ich keine sofortige Antwort formulieren kann. Aber ich bin Dir sehr, sehr dankbar für diesen Nachdenkstoff! Er wird mich die nächsten Tage beschäftigen! GLG Johanna