Nun muss ich begründen, warum ich von dieser begnadeten Schriftstellerin nie wieder etwas lesen möchte. Der Roman ist perfekt durchkonstruiert. Die Charaktere sind schlüssig und gesellschaftliche Gruppen werden bissig und deutlich dargestellt. Die Zusammenhänge sind klar, die Handlung folgt einem roten Faden und Spannung wird aufgebaut. Besser als die ganzen Schwedenkrimis. Warum also will ich nie wieder Julie Zeh lesen? Da ist einfach zu viel Bosheit drin. Sie hat vergessen, auch die darzustellen, die eben nicht so böse sind. Sie versteht es meisterhaft, alles, selbst die Schilderung einer Landschaft, mit einem bösen Hauch zu überziehen. Mich haben diese hoffnungszerstörenden Figuren tagelang verfolgt. Damit treibt man Menschen in die Resignation. Und das passt fatalerweise in den Zeitgeist: Hoffnungslosigkeit produzieren, um lenkbare Menschen zu schaffen. Solches können wir augenblicklich am wenigsten gebrauchen. Darum möchte ich nichts mehr von dieser begnadeten Schriftstellerin lesen. Ihr Roman "Spieltrieb" ist ebenso bösartig. Sie und ihr französischer Kollege Houllebeque können sich die Hand reichen in Sachen Hoffnungslosigkeit.
Nie wieder Juli Zeh
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