Tatort, Tatort, Dunkelort,

blutig, verstörend, lähmend. Ein Tatort, der es in sich hatte.

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Dort wurde gezeigt, wie einer jungen Frau, die nur bewusstlos war, also bei lebendigem Leibe, der Bauch aufgeschlitzt wurde, um an im Magen gehortetes Kokain zu gelangen. Das ganze Badezimmer war ein Blutmeer und die Täter, selbst rot von Blut, wühlten in der offenen Bauchhöhle herum.

Ein Gruß aus dem Neo-Expressionismus. Die Figuren der Kommissare, Er und Sie, der eine schon im Verlorensein angelangt, die andere auf dem besten Weg dahin. Das Kommissariat ist aufgelöst in Großräume, jeder ist für sich allein, bis auf eine schwache, schüchterne Annäherung zum Schluss. In der Atmosphäre hängt die Angst vor einer fremden, übermächtigen (Verbrecher-) Welt, die unbesiegbar scheint, denn am Schluss des Films, wird der Anfang einer Wiederholung des Verbrechens gezeigt. Durch die Schlachtszene entwickelt sich ein zunehmendes Gefühl des Ekels vor dem zur Bedeutungslosigkeit verkommenen Menschenwert. Liegt etwa ein apokalyptisches Bewusstsein in der Vorahnung eines kommenden Krieges in der Luft wie damals bei den expressionistischen Lyrikern Heym und Trakl?

Oder ist der Film eine künstlerische Spiegelung der realen Welt-Verhältnisse, die durchaus einer permanenten Kriegssituation und der Angst vor apokalyptischen Szenarien gleichkommen.

Dieser Tatort hatte sowohl vom Plot als auch von der Figurenzeichnung und der Stimmung her etwas Beunruhigendes. Er hatte Substanz.

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Geschrieben von

Novalis

lebt halb in Frankreich, halb in Deutschland, suchte die Blaue Blume, fand sie und erkannte, dass Realität Illusion ist und Illusion Realität.

Novalis

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