Frau Dr. Angela Merkel machte gestern auf der Tagung der G20 deutlich, dass mehr Europa nötig sei. „Die Märkte erwarten, dass wir zusammenrücken“, wird sie heute zitiert.
Das wirft Fragen auf. Zusammenrücken bedeutet ja erst einmal, dass Platz frei wird, wir also eigentlich weniger Europa brauchen. Wenn wir dann doch mehr Europa brauchen, denkt Frau Dr. an eine räumliche Ausdehnung? Oder sollten wir einfach mehr Menschen aus anderen Kontinenten bei uns aufnehmen, wenn durch das Zusammenrücken so viel Platz frei wird? Und warum eigentlich sollten „die Märkte“ das von uns, also eigentlich von ihr, erwarten. Und warum müssen wir, wieder eigentlich sie, uns nach den Erwartungen der Märkte richten? Sind das dann nicht eigentlich Erwartenserwartungen, wie sie häufig in symbiotischen Beziehungen beobachtet werden? Haben die Bundesregierung und „die Märkte“ eine symbiotische Beziehung? Und wer ist in dieser Symbiose eigentlich das Wirtstier und wer der Schmarotzer? ((Nebenbemerkung: Zieht das Wirtstier aus der Verbindung einen dauerhaften Nutzen handelt es sich um Symbiose, ansonsten ist Parasitismus möglich. Ob sich da schon Analogien zu dem Verhältnis von Politik und Wirtschaft im Deutschland anno 2012 ff. zeigen?))
Eine ganz andere Frage ist, wer denn „die Märkte“ sind? Mein Wochenmarkt um die Ecke wird nicht gemeint sein. Auch all die ALDIs, LIDLs und NETTOs wohl nicht. Der Drogenmarkt könnte eine Rolle spielen, auch der für Kupfer, Zinn oder Diamanten und Gold.
Oder doch der Finanzmarkt? Aber warum ist er dann in der Mehrzahl genannt?
Der Rückgriff auf „die Märkte“ als Argumentersatz findet normalerweise im Vertriebsbereich statt. Entweder als „der Markt erwartet das“ oder eben auch als „der Markt gibt das nicht her“. In beiden Fällen sind dies zumeist Schutzbehauptungen der Vertriebschefs gegenüber dem Vorstand oder der Geschäftsführung zur Exkulpation der eigenen Untätigkeit oder auch weil „der Markt“ inzwischen mehr gilt als früher der Verweis auf ein höheres Wesen, gleich welches. Und weil er eigentlich nie wirklich zu überprüfen ist.
Vertrieb ist auch Verkauf. Frau Dr. sprach wie ein Vollblut-Vertriebler. Übt sie? Für den Verkauf der BRD?
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