Die Tage fiel mir ein Buch in die Hand. Sagt man so, stimmt natürlich nicht ganz: Ich habe es beim aufräumen in den hinteren Reihen des Regales gefunden und angefangen darin zu stöbern. Das Buch ist aus dem Jahr 1976. Es hat nichts von seiner Aktualität verloren.
„Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ mit dem Untertitel „Wahn, Täuschung, Verstehen“ behandelt die soziale Konstruktion der Wirklichkeit über Kommunikation. Autor: Paul Watzlawick.
Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wie richten „wir“ sie uns zu, wie wird sie uns erzählt? Zwei Beispiele.
Die Ostukrainer sind in unseren Medien, bei Politikern und sonstewo SEPARATISTEN. Die (ehemals als Terroristen gelabelten) Kurden in Irak und Syrien befinden sich in einem AUTONOMIEGEBIET.
Ihr könnt es ruhig zugeben. Autonom klingt einfach nicer als Separisten. Da ist ja schon das böse -ISTEN drinne, wonnich. Und überhaupt: Das sich absetzen, separieren, das mag der Teutsche nicht. Autonom sein, das mag der Teutsche. Und verwechselt es wahrscheinlich mit autark und dem teutschen Wesen, an dem ... aber das ist ein anderes Thema.
Putin der Erste darf die Truppen der russischen Armee nicht auf dem Staatsgebiet Russlands aufstellen, wenn es zu nahe an der Ukraine ist. Das ist ganz böse. Mindestens. Und eine Drohung und kriegstreibend ... Der Abzug dieser Truppen wird bejubelt. Die Türkei wird aufgefordert, nicht nur Truppen auf ihrer Seite der Grenze zu Syrien aufzustellen, sondern diese auch zu überschreiten. „Der internationale Druck auf die Türkei wächst, dem Drama vor der eigenen Haustür nicht bloß zuzuschauen.“ (Süddeutsche Zeitung http://www.sueddeutsche.de/politik/kampf-gegen-is-tuerkische-soldaten-die-niemand-will-1.2170048)
Der erste Teil in Watzlawicks Buch von 1976 ist mit „Konfusion“ überschrieben. Dabei kannte er mich – und die Wirklichkeit, die mir wirklich gemacht werden soll - doch gar nicht.
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