Das (fast) vergessene Armutsproblem

Urlaubsgutscheine Katja Kipping hat Urlaubsgutscheine für Menschen mit niedrigen Einkommen sowie ein Recht auf kostenlose Freizeiten für Kinder vorgeschlagen. Wieso nicht?

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Nach der Idee eines "Bediungslosen Grundeinkommens" soll jede Bürgerin und jeder Bürger ein staatliches Einkommen, etwa in der Höhe von 1000 Euro erhalten. Eine Unterstützerin des Grundeinkommens, Katja Kipping, meldet sich nun mit einen neuen Vorschlag zurück. Die Vorsitzende der Linkspartei forderte im Interview mit der "Welt am Sonntag" Urlaubsgutscheine in der Höhe von 500 Euro für Menschen mit niedrigen Einkommen. Außerdem forderte sie die Möglichkeit, dass Kinder kostenlos an Zeltlager und Freizeitreisen teilnehmen könnem.

Die Tatsache, dass drei Millionen Kinder, so eine Erhebung des Deutschen Kinderschutzbundes, aus finanziellen Gründen nicht in einen Urlaub fahren können und ihnen damit eine wichtige Ressource für psychologische Erholsamkeit fehlt, verdeutlich, dass man eine solche Debatte endlich braucht. Des weiteren bestätigen weitere Daten des Statistischen Bundesamtes die weitreichende Armut innerhalb der Deutschen. So verzichten 22 Prozent der Bevölkerung aus finanziellen Gründen auf Urlaub nach dem Statistischen Bundesamt; fast 58 Prozent unserer armutsgefährdeten Mitbürger kann sich keinen einwöchigen Urlaub leisten.

Allerdings müsste für Urlaubsgutscheine gesetzlich eine gewisse Verbeitung festgeschrieben werden. So braucht es rechtlich-bindende und klare Entscheidungen, um sich die Teilnahme der Wirtschaft an einer solchen Idee zu sichern. Andernfalls würden die Urlaubsgutscheine keine positiven Wirkungen aufweisen und stattdessen lediglich ein unnützes Projekt sein.

Außerhalb der jetzigen Diskussion zeigt sich jedoch auch eine deutliche Armut. Demnach kann sich zudem ein Viertel der Armutsgefährdeten keine vollwertigen Mahlzeiten. Dafür langen Urlaubsgutscheine nicht, sondern man muss wieder konkret an Möglichkeiten zur Senkung der Armut denken.

Viele denken nun an eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes, die kann jedoch kein geeignetes Mittel für eine effektive und langfristige Umverteilung sein. Damit ist etwa nicht gemeint, dass man den Spitzensteuersatz nicht erhöhen könnte und Millionäre auch mit ein bisschen weniger Geld auskommen könnten, sondern, dass ärmere Menschen aufgrund des Niedriglohns sowieso nur wenig davon profitieren würden, wenn man auf Steuern verzichten oder diese senken würde. Der Staat muss hingegen, so meine Meinung, für eine Umverteilung von oben nach unten, reale und wirksame Geschenke machen, etwa so auch Kippings jetziger Vorschlag der Urlaubsgutscheine oder die Idee eines bedinungslosen und existenzsichernden Grundeinkommens, welches finanzierbar wäre und jegliche Armut beseitigen könnte.

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