Mehr Populismus wagen!

Die Linke 8 Prozent Die derzeitigen Umfrageergebnisse für die Linke sind alles andere als positiv, obwohl ausreichend Platz für linke Angriffsfläche geboten wird. Woran liegt dass?

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Wenn man von der Linkspartei redet, spricht man häufig von zwei Parteien. Die sozialdemokratische, ostdeutsche Regionalpartei auf der einen, die sozialistische Gewerkschaftspartei auf der anderen Seite. In der Bundespartei findet man hingegen Kämpfe zwischen denen, die eine linke, ostdeutsche SPD bilden wollen und denen, die den Kapitalismus bekämpfen wollen.

Die Notwendigkeit einer linken Partei ist jedoch höher denn je. Soziale Spaltung, Armut und die antidemokratischen Tendenzen eines unbegrenzten, asozialen Neoliberalismuses sind nur ein Stück des Teiles, die die Linken und eigentlich auch alle Demokraten bekämpfen müssten. Wo ist jedoch die Linke, die zurzeit bei 8-10 Prozent bundesweit verharrt? Besitzt sie keine Konzepte? Unwahrscheinlich, nachdem die Parteivorsitzenden Kipping und Riexinger erst vor kurzem eine "Linke Woche der Zukunft" starteten. Oder hat sie einfach zurzeit kein Wählerpotenzial? Letzteres lässt sich sogar auf mehrere Realitäten zurückführen. Zu einen sind medial rechte Wutbürger, die sich als Mitte der Gesellschaft sehen und Angst vor allen Fremden haben, auf dem Vormarsch. Pegida, AfD und andere spiegeln diese gesellschaftliche Gruppe wieder, die vor allem die ältere Bevölkerung erreicht, während die Jugend, und dies ist der zweite Punkt, sich politisch mehr nach Drogenlegalisierung, Datenschutz oder die Digitalisierung sehnt als nach Armutsbekämpfung und Aufarbeitung der SED-Geschichte.

Wo soll die Linke nun anknüpfen? In den Niederlanden macht es die dortige Sozialistische Partei vor. Die SP präsentiert sich nicht etwa als Vertreterin von ehemaligen Maoisten, sondern als linke, moderne Mitgliederpartei, die stark in sozialen Bewegungen verankert ist. Ideologisch einordnen lässt sie sich dabei nur bedingt. Kritiker bezeichnen sie selbst als linkspopulistisch, von anderen wird sie als sozialistisch oder sozialistisch bezeichnen. Wie soll sich jedoch dies nun auf die deutschen Sozialisten übertragen werden?

Die Lösung scheint im 26. Jahr nach dem Ende des stalinistischen Unrechtssregimes in Ostdeutschland nicht einfacher zu sein. Statt die alten SED- und PDS-Kader im Vordergrund zu stellen, muss sie ein bisschen populistischer werden und endlich einmal interne Reformen durchführen, um eine andere Diskussions- und Debattenkultur zu gewährleisten. Dabei ist Populismus, anders als dargestellt, nichts schlechtes. Man müsste also ein Stück weit weniger über die fernen Utopien der "Wege zum Kommunismus" reden, sondern ein Stück mehr über die Realpolitik, die viele Menschen betrifft, nachdenken. Man muss ebenso auch das Demokratie- und Digitalisierungsprofil schärfen, um ganz neue Wählergruppen, jenseits von linken Gewerkschaftler, zu erschließen. So kann vielleicht sieben Jahre nach der eigenen Gründung das entstehen, von dem bereits Karl Marx träumte: eine geeinte Linke.

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