Schilddesaster

Schilda Schild- und Spießbürger

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Blitzdesaster bringt Ort in Not

Von „Schild“ ist es allerdings buchstäblich nicht weit nach „Schilda“ schreibt Michael Breuer in der Frankfurter Rundschau.

Aber von buchstäblicher ist es manchmal sehr weit zu sinngemäßer Übereinstimmung. Das Wort „Schild“ ist, im Gegensatz zum zuletzt besprochenen Homograph, ein sog. „Homonym“, d.h. ein und dieselbe Wortgestalt steht für zwei ganz unterschiedliche Bedeutungen, die hier aber durch unterschiedliches grammatisches Geschlecht unterschieden sind. Im vorliegenden Fall geht es um „das Schild“, das eine Hinweistafel benennt. Ganz unabhängig davon existiert aber auch noch „der Schild“, der eine Schutzwaffe benennt, die der Kämpfer (z.B. der Ritter) vor sich hält, um Speere und Schwerthiebe des Gegners abzuwehren.

Die Stadt „Schilda“ hat es natürlich nie gegeben, sie ist eine Erfindung von Leuten, die so geschichtsvergessen waren, wie der Autor hier offenbar sprachunkundig ist. Diesen Leuten galt Schilda als Herkunfts- und Heimatort der „Schildbürger“. Tatsächlich geht der Ausdruck auf die Bewacher der mittelalterlichen Stadt zurück, die dem Kleinbürgertum (Handwerker, Kleinhändler, sog. „Krämer“) entstammten und mit Schilden (!) und Spießen ausgerüstet waren. Sie waren eine sowohl von der weltläufigen patrizischen Oberschicht als auch von den plebejischen Unterschichten als engstirnig angesehene und verachtete Klasse. Daher die Ausdrücke „Schildbürger“ und „Spießbürger“.

Nun gab es in den Städten noch besondere, nicht sesshafte Gruppen, nämlich die "fahrenden" Handwerksburschen. Das Wort "fahren" bedeutet ursprünglich schlicht "wandern". Die Handwerksburschen brachten aus anderen Städten und Regionen das Know how mit, das sie den Handwerkern dort abgeschaut hatten. Daraus entstand der Ausdruck "erfahren". Die fahrenden Gesellen waren die "Erfahrenen", besser Ausgebildeten, im Vergleich zu den daheimgebliebenen Spießbürgern oder Schildbürgern.

Ergänzung: Beim Betrachten entsprechender Bilder fällt mir ein: Schilde (nicht: Schilder)! benutzen ja heutzutage noch Polizisten bei Demonstrationen.

So, wie der Verfassungsschutz dazu da ist, die Bürger vor der Verfassung zu schützen, so schützen Polizisten ggf. die Demonstrationen vor Demonstranten.

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