Was man liebt, das betoniert man nicht

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Er sei die "Chiffre für das Traumbild von einem echten bairischen Politiker gewesen", schreibt die Süddeutsche in einem ihrer Nachrufe auf Sepp Daxenberger, der vergangenen Mittwoch seinem Knochenmark-Krebsleiden erlag. Drei Tage vor ihm war seine Ehefrau Gertraud ebenfalls an Krebs gestorben; sie hinterlassen drei Söhne im Alter von 20, 17 und 12 Jahren.

http://kondolenz.gruene-bayern.de/img/sepp.jpgEr war der erste Grüne, der in Bayern Bürgermeister werden konnte, im eigentlich stockschwarz-konservativen Waging (im Chiemgau).Dafür muss, nein darf man kein Intellektueller sein, kein politischer Schönredner und Schaumschläger.
Daxenberger, der Mitte der 80er den elterlichen Bauernhof übernommen und gegen alle Anfeindungen konsequent auf "bio" umgestellt hatte, war ein wertkonservativer Rebell, unverbiegbar in der Sache bei gleichzeitiger Weltoffenheit und Toleranz gegenüber Andersdenkenden, was ihm auch überparteilich viel Sympathien einbrachte.
Ab 2002 war er Landesvorsitzender der Grünen und als "Held der Bierzelte" war es mit sein Verdienst, grüne Positionen 'volkstümlich' zu machen und die CSU von ihrem absolutistischen Sockel zu stoßen.

Und wunderbar, ihm beim Reden zuzuhören, weil seine Argumentation immer stringent, oft pointiert war und weil er dabei kein bisserl von seiner kraftvollen oberbairischen Mundart abwich, so sehr die Tippsen vom stenographischen Dienst auch ihr Leidwesen darüber klagten. Aber verstanden hams den Sepp dann doch Alle, weils ihm eigentlich immer um Herzensangelegenheiten ging: "Was ma liabd, des betoniert ma ned."

"Deine Glaubwürdigkeit wird allen Bayern fehlen" /SZ-Nachruf zum Tod von Sepp Daxenberger

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Geschrieben von

oxnzeam

Notizen, Essays und Rezensionen zu Kultur, Medien, Literatur und Gegenwartsphilosophie

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