Friedrich Merz, Hoffnungsträger der SPD

Kommentar Friedrich Merz ist der Edmond Dantès der deutschen Politik. Wird er zum CDU-Vorsitzenden gewählt, ist das auch eine Chance für die SPD

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Vielleicht grübelt Friedrich Merz hier gerade über die ultimative Rache
Vielleicht grübelt Friedrich Merz hier gerade über die ultimative Rache

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Intrigen, Macht und Reichtum, Rache: Die Handlung des weltberühmten Romans "Der Graf von Monte Christo" lässt sich wunderbar in die heutige Zeit übertragen – mit Friedrich Merz in der Hauptrolle des Edmond Dantès. Nach einer empfundenen Intrige von Angela Merkel und Edmund Stoiber musste er 2002 den CDU-Fraktionsvorsitz abgeben, 2009 kehrte er der Politik ganz den Rücken.

Seitdem konzentrierte er sich auf seine Karriere in der Wirtschaft, sitzt heute in vielen Aufsichtsräten, darunter auch als Vorsitzender des Aufsichtsrates des deutschen Ablegers von Blackrock – dem größten Vermögensverwalter der Welt. Zwar musste er nicht wie der Graf von Monte Christo ins Gefängnis, dennoch kamen beide in Besitz von großem Reichtum und guten Beziehungen.

Bleibt man der Romanvorlage treu, dürfte nun sein politischer Rachefeldzug gegen seine ehemaligen Widersacher beginnen – allen voran Angela Merkel. Mit der Kandidatur für den Parteivorsitz dürfte der erste Akt bereits begonnen haben. Dass Merkel bis 2021 als Kanzlerin neben einem CDU-Vorsitzenden Merz weitermacht, darf angezweifelt werden. Mit Merz, der sich selbst als wertkonservativ bezeichnet, als Vorsitzendem wäre schließlich auch der gesellschaftspolitische Mitte-Links Kurs der Kanzlerin vorbei. Immerhin war es er, der einst den Begriff der deutschen Leitkultur in die Debatte einbrachte.

Damit wäre der Rachefeldzug komplett: der Aufstieg zum CDU-Vorsitzenden, das Ende von Merkels Kanzlerschaft und eine Neuausrichtung der CDU.

Von dieser Neuausrichtung der Union könnte auch die SPD profitieren. Mit einer konservativeren und noch wirtschaftsliberaleren Union könnte die SPD sich wieder glaubhaft als soziale und progressive Partei der Mitte profilieren. Das war im Klammergriff der Merkel-GroKo nicht möglich. Die Zeit, in der Merkel den Sozialdemokraten die Themen abläuft, wäre vorbei.

Somit wäre Friedrich Merz ein Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft der Sozialdemokratie – es sei denn er hat bereits im Stile des Grafen von Monte Christo einen meisterhaften Plan für dieses Szenario geschmiedet.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Pascal Löchte

journalist, arbeiterkind | machen machen machen

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