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ZDF History 2.0 Althergebrachtes erfährt diese Woche frischen Aufwind. Staatliche Enteignungen in Zypern, deutsche Wehrmacht an der Ostfront.

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In diesen tagen scheinen ja gute nachrichten verordnet zu sein. wer hätte gedacht, dass selbst eine neoliberale FDP die zeichen der zeit einmal so deutet, enteignungen am privateigentum gutzuheißen. zwar nur in zypern, aber immerhin wirft das ja spätestens jetzt die frage auf, warum augerechnet beim Ersparten der bürger/innen damit begonnen wird. Ich glaube, Land und Leute hätten mehr davon, würde die existenzsichernde Infrastruktur - Wasser, Strom, Gas, öffentlicher Verkehr - nach jahrelanger EU-Privatisierung wieder in ihren Besitz übertragen. Dieses Dogma scheint damit zu zerbrechen, wenigstens in den Köpfen.


Was in anderen Köpfen vor sich geht, frage ich mich ja, wenn ich die flut an kommentaren zum aktuellen fernsehprogramm lese und selbst dann doch feststellen muss, dass sich daran qualitativ rein gar nichts verändert hat. Warum "Unsere Väter, unsere Mütter" (im Grunde ja "Eure Väter, eure Mütter") als Meilenstein im deutschen Fernsehfilm, was Epik, Story und Produktion(-skosten) betrifft, gefeiert wird, ist mir schleierhaft. Zum einen sind Erzählweise und Spannungsbögen billig wie eh und je und setzen wohl eher diese sat1-veronica-ferres-gefühlshudelei fort, als an serien oder filme wie band of brothers oder james ryan anzuknüpfen. Die sind zwar auch nicht frei von einem gewissen kriegerischen pathos, aber eben das wirft die frage auf, ob das, was in dieser filmreihe geboten wird, die perspektive nachzeichnet, in der wir uns dieser epoche und ihrer generation in zukunft erinnern. Ich hoffe nicht, aber schon die ganze zdf-history-quaksalberei scheint diesen weg zu ebnen, ganz zu schweigen von den globalen militärischen Verwicklungen, in denen wir uns befinden. Wenn da bei den protagonisten an der ostfront sowas wie gewissen aufflackert(wilhelm, der große Bruder), dann fragt man sich umgehend, wo dieses neu gewonnene gewissen nach dem krieg in der brd wieder versunken ist. (aber noch ist der dritte teil ja nicht gelaufen und mit dem tod aller beteiligten, wäre ja noch rettung in sicht) Entsprang was da so sympathie-erregend dargestellt wird, nicht einer viel späteren Katharsis bei den betroffenen? In der Hinsicht ist der jüngere Friedhelm wahrlich die einzige Figur, die die elementarsten Kriegserfahrungen verkörpert: "Am Ende geht es nur darum, sie zu töten, bevor sie dich töten."

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Geschrieben von

Passenger

Essayist, Übersetzer (s. torial-Profil unter Homepage)

Passenger

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