#WorldMentalHealthDay

Psychisch Kranke Am WorldMentalHealthDay fand eine Infoveranstaltung der Grünen im Bayerischen Landtag statt.

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Ihre Freitag-Redaktion

Kerstin Celina (MdL Die Grünen) lud am Samstag, den 10. Oktober 2020 zu ihrer Veranstaltung „Psychisch erkrankt – Wie gelingt der Weg (zurück) in den Beruf?“ in den Bayerischen Landtag ein.
Wegen Corona und der begrenzten Platzkapazität fand auch eine Live-Übertragung statt, deren Teilnehmer am Dialog teilnehmen konnten. Auch via Chat kamen Fragen an die Grünen und die Referent*innen rein. Eine Referentin, die Diplom-Psychologin Nicole Scheibner, wurde via Bildschirm hinzugeschaltet.

Allgemeiner Konsens war, daß Arbeitgeber*innen und die Gesellschaft Verständnis haben und Unterstützung anbieten, bei Krisen helfen und anschließend Nachsorge (z.B. durch Kontakt halten) betreiben sollten, damit die Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt wird und erhalten bleibt. Natürlich kam auch der haushalterische Aspekt zur Sprache, der besagt, daß man es sich nicht leisten kann, auf all diese Menschen zu verzichten, die durch eine psychische Erkrankung ausfallen und dem Arbeitsmarkt ohne wirksame Hilfsangebote eventuell nicht mehr zur Verfügung stehen.

U.a. war kurz mal Thema, daß die Fallpauschalen auch bei psychischen Erkrankungen gefährlicher Unfug sind, denn eine Erkrankung dauert so lange wie sie eben dauert.
Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht...

Aus dem Vortrag von Ilona Englert vom Rehabilitationszentrum St. Michael in Würzburg: (Text auf dem Bildschirm)
"Die Betroffenen sind oft sehr verzweifelt.
Suizid als letzter Ausweg?
Jährlich ca. 10.000 Suizide in Deutschland.
Suizid ist weltweit die zweithäufigste Todesursache bei jungen Männern zwischen 15 und 29 Jahren.
Suizidversuche werden auf ca. 100000 pro Jahr geschätzt.
Die allermeisten Suizide werden von Menschen mit (noch nicht) erkannten psychischen Erkrankungen begangen."

Jeder VIERTE Erwachsene ist psychisch krank. Um so unverständlicher, daß das immer noch so ein Tabuthema in unserer Gesellschaft darstellt und mit einer üblen Stigmatisierung einhergeht, vor der sich die meisten Betroffenen fürchten, weil die bloße Information, daß sie psychisch krank sind, zu vielen Nachteilen in ihrem Berufsleben oder in ihrem Ansehen im sozialen Umfeld führen kann, also schützt man sich, indem man das Leiden möglichst geheim hält.
Psychische Erkrankungen werden vom Umfeld oft nicht ernst genommen, dabei können sie durchaus tödlich sein, wenn eine Krise in einen Selbstmord führt. Dabei wäre es so einfach, wenn es bessere Hilfsangebote und mehr ehrliche zwischenmenschliche Zuwendung gäbe. Selbst bei wohlmeinenden Einrichtungen, die es durchaus auch geben mag, gibt es aber auch noch das Problem, daß Hilfesuchende mehrere MONATE Wartezeit aushalten müssen, bis sie endlich Unterstützung erfahren können.

Es war eine wichtige und interessante Veranstaltung, die allerdings diejenigen, die krankheitsbedingt nicht mehr arbeitsfähig sind und in der Grundsicherung landen, aus den Augen verliert.
Wir vom Behindertenverband Bayern e.V. wünschen uns, daß es für diese Personengruppe mal eine eigene Veranstaltung gibt, zu der Betroffene eingeladen werden, damit die Experten in eigener Sache ihr Leid, das ihnen z.B. oft durch Isolation und Ausgrenzung, die Stigmatisierung in der Gesellschaft, oder durch Behördenwillkür usw. widerfährt, berichten können, weil sie bisher noch immer von der Politik vergessen werden, aber mehr Schutz und Zuwendung erhalten sollten.
Vor allem in Bayern, wo das menschenverachtende PsychKHG, das besonders in seiner ursprünglichen Form, aber auch noch in seiner abgemilderten Version stark an die dunkelste Geschichte Deutschlands erinnert, von der CSU gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt wurde.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Patricia Koller

Aktivistin für Behindertenrechte und Inklusion, Vorstand Behindertenverband Bayern e.V.

Patricia Koller

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