Massenhafte Überwachung durch Busse & Bahnen

Überwachung In Bussen, U-Bahnen, Straßenbahnen überwachen Kameras alle Passagiere. Das sollte bekannt sein. Leider kümmert das niemanden. Aber jetzt geht es zu weit – viel zu weit!

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http://teleschirm.info/img/27-0-0-dieser-bahnhof-wird-videoueberwacht.jpgKommentar: Massenhafte Überwachung des öffentlichen Raums durch Busse Es ist nicht so, dass ich es begrüße, dass in Bussen, U-Bahnen, Straßenbahnen, etc. Kameras angebracht sind und damit alle Passagiere überwacht werden. Das sollte bereits klar sein. Leider kümmert das niemanden. Aber jetzt geht es zu weit – viel zu weit! Genug ist genug! „Am 23. Juni 2014 war es zu einem folgenschweren Verkehrsunfall in Zehlendorf gekommen, bei dem ein 70 Jahre alter Fußgänger so schwer verletzt worden war, dass er wenige Tage später verstarb.“, so der Auszug aus der Polizeimeldung 1616, der Berliner Polizei vom 8.7.2014. Wahrlich, das ist schlimm und niemand möchte das erleben müssen. Aber eigentlich geht es mir gar nicht um die Meldung an sich.

Nein, es geht um das Bild, welches damit veröffentlicht wurde. Das Bild, welches an den folgenden Tagen an jedem Kiosk der Stadt zu sehen war. Dabei geht es mir auch nicht um die Fahndung als solche, das ist ja sogar legitim. http://teleschirm.info/img/390-0-0-der-oeffentliche-raum-ist-aus-einem-bus-ueberwacht.jpgAuch geht es eher weniger, darum, dass sich die gesamte Prekariatspresse der Hauptstadt auf diese Geschicte stürzt. Mein erster Gedanke war, als ich dieses Bild in jedem Aufsteller sah: „Das ist doch eine Aufnahme aus einem BVG Bus heraus!“

In den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) wird schon länger eine Überwachung per Video vorgenommen. War es zuvor noch ohne Aufzeichnung und diente lediglich dem jeweiligen Fahrer des Verkehrsmittels um ggf. eingreifen zu können, falls es Probleme im Fahrgastraum gibt, so wurde später eine auf Druck der Senatsverwaltung für Inneres und der Polizei, eine Aufzeichnung initiiert. Das war nicht nur eine sehr teure Investition, wodurch die Fahrpreise nicht gerade geringer wurden, sondern auch ein weiterer Schritt in Richtung Totalüberwachung der Bürger. Täglich fahren Millionen Menschen mit der BVG und so lässt sich im Prinzip eine lückenlose Überwachung gewährleisten. Vom Start bis zum Ziel der Fahrt. Bisher ging ich jedoch davon aus, dass die Überwachung lediglich innerhalb des Fahrzeuges stattfände. Aber eine Vermutung wurde nun bestätigt. Ich dachte mir schon lange, dass die Kameras nicht richtig justiert sind und so nicht nur innerhalb des Busses aufzeichnen.

Die BVG rüstet gerade auf HD Auflösung auf um detailliertere Aufnahmen zu machen. Wie viele Abfragen jedes Jahr von Ermittlungsbehörden vorgenommen werden konnte die BVG zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht abschließend erklären, die Zahlen werden nachgereicht.

Nun wurde eine Aufnahme veröffentlicht, die sichtbar macht wie die Berliner überwacht werden. Die Bevölkerung stört es aber offenbar nicht, denn es ist eine verdeckte Überwachung. Niemand denkt böses, oder gar, dass er gerade aufgezeichnet wird, wenn ein Bus an ihm vorbeifährt. Aber dieses Bild beweist es. Nicht nur der mutmaßliche Verursacher des tödlichen Verkehrsunfalls, sondern auch eine Mutter mit ihrem Kind, sind auf dem Bild zu sehen. Die Polizei hat das Bild selbst verfremdet, damit die Dame nicht erkannt wird. Um den Radfahrer zu schützen, habe ich sein Gesicht selbst verfremdet. Die Bilder stammen von der Berliner Polizei.

Bürger, empört Euch endlich! Empört Euch, dass ihr an jedem Ort der Stadt aufgezeichnet werden könnt, Eure Persönlichkeitsrechte verletzt werden und ihr in einer riesigen Datenbank landet! Empört Euch darüber, dass unter dem Deckmantel der Gewaltprävention die größten Datenbestände aufgebaut werden. Auch wenndiese nich nicht genutzt werden, sie können in Zukunft missbraucht werden. Gelegenheit macht schließlich Diebe.

UPDATE

31. Juli 2014; 12:57:
Nach wiederholter Anfrage hat die BVG heute meinen Fragenkatalog beantwortet. In den meisten Fällen wird der Herausgabe stattgegeben. Es werden von der Polizei Anfragen im mittleren vierstelligen Bereich gestellt. Allerdings ist neben dem stetigen Anstieg der Anfragen durch die Behörden bei der BVG auch ein wachsender Anteil von Verweigerungen der BVG, die Daten herauszugeben. Offenbar werden die die Anfragen nicht nur mehr sondern auch zunehmend ungrechtfertigt. Hier ist die Antwort der BVG zu lesen.

http://teleschirm.info/img/381-0-0-sicherheitsbehoerdliche-anfragen-bzgl.jpg

Es ist nicht so, dass ich es begrüße, dass in Bussen, U-Bahnen, Straßenbahnen, etc. Kameras angebracht sind und damit alle Passagiere überwacht werden. Das sollte bereits klar sein. Leider kümmert das niemanden. Aber jetzt geht es zu weit – viel zu weit!

Dieser Artikel erschien am 11.07. 2014 zuerst in meinem Blog Teleschirm.info, welches sich mit Datenschutz und Technik befasst.

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