Make Trump great again!

Propaganda im 21. Jhrdt. Einige Anmerkungen zu den Konditionen des politischen Pessimismus im Schatten der Propagandaherrschaft und Formen der Resignation in Bezug auf das Weltbild

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''Day by day, they take my brain away, they turn my face around and tell me that it's real, then ask me how I feel...''
David Bowie ''To the Madmen''
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''Ich ersticke in der Erkenntnis, der Gefangene einer Horde böser Affen zu sein...''

Friedrich Reck, Tagebuch eines Verzweifelten
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Zumindest ist tröstlich, dass man nicht allein steht mit seiner Zerrüttetheit ob der politischen Verhältnisse anno 2017, obwohl exakt dies bereits beim Schreiben dieser Zeilen Verwirrung im eigenen Zeitverständnis auslöst: ist es denn überhaupt 2017?

In den USA ist derzeit George Orwells ''1984'' ausverkauft.

Eines der Bilder dieser Tage zeigt einen telephonierenden US-Präsidenten, der sich einmal gegen eine rein satirische Unterstellung (was sonst?) durch den amerikanischen Late-Night-Talker Bill Maher mit einem notariell beglaubigtem Geburtszertifikat gegen die rein satirische Unterstellung (was sonst?) wehrte, er sei das unselige Produkt eines Seitensprungs seiner Mutter Mary Anne Trump mit einem ausgewachsenen Orang-Utan-Männchen im Jahr 1945.
Wie konnte eine solche Visage überhaupt zum Staatsoberhaupt einer Leuchtturm-Demokratie werden? Solche Fragen sind in ihrer Grundstruktur älter als man meint, so schreibt der oben bereits zitierte Friedrich Reck in seinem ''Tagebuch eines Verzweifelten'', sein persönliches, vor Wut oszillierendes Memorandum zum Aufstieg der deutschen Faschisten und der Figur Hitler, im Juli 1936 über selbige:
''So traurig, so über die Maßen unbedeutend, so tief mißraten, daß (...) diese Exkrementalvisage noch vor einigen Jahren schon aus physiognomischen Gründen unmöglich gewesen wäre.''

Die USA und die Welt sehen sich mit einem Präsidenten konfrontiert, der sich schlimmer geriert als die Figur eines möglischst sinister gezeichneten ''head of state'', wie ihn Kevin Spacey in der US-Serie ''House of Cards'' darstellt. Zwar hat Trump wohl noch nicht zwei eigenhändige Morde zu verantworten, aber in seinem sonstigen Gebaren, hat er nach nur knapp etwas über einer Woche im Amt bereits katastrophaler agiert als Frank Underwood in besagter Serie in einer gesamten Amtszeit.
Da Trump irgendwie jeden Weltbürger etwas angeht, man sich über einen solchen regierenden Idioten aber eigentlich gern keine weiteren Gedanken machen würde, fühlt man sich als intelligenter Beobachter des Weltgeschehens merklich beleidigt über das eigene Versiegen und Versagen der Ressource ''Ignoranz''. Es ist traurig, dass das Charakterbild eines '' political mindfuckers'', wie ihn bislang Leute wie Putin, Erdogan oder Vikor Òrban darstellen (Liste beliebig erweiterbar) nun auch endgültig einen US-Präsidenten betrifft, den Führer eines der letzten verbleibenden liberal-demokratisch (zumindest so imaginierten) Länder der globalisierten Welt also. ''Mindfucker'' hier definiert als ein Gedanke, der wie ein Mem immer wieder sich in den Vordergrund des eigenen Bewusstsein drängelt, ohne, dass man dies steuern oder ändern kann. Kein Wunder, dass man sich Trump daher oft als politischen Troll vorstellt, diese immer wieder auftauchenden Fratzen irgendwelcher Politfiguren, die auf ''mindfuck'' und gezielte, digital-viral verbreitete Propaganda setzen. Ohne Frage wäre auch ein Nazi-Regime des 21. Jahrhundert eines, das gezielt auf modernste Digitalpropaganda zurückgriffe.

Wer wie ein guter Freund von mir in Bezug auf Trump auf individuelles Appeasement gesetzt hatte nach dem Motto auch vieler Zeitungen in Deutschland zuvor ''so schlimm wird der schon nicht agieren, da kocht jemand deutlich heißer, als er es später essen kann'', wird in diesen Tagen bitter enttäuscht. Der Vergleich von oben nochmal leicht recyclet: Trump hat nach einer Woche im Amt bereits destruktiver (für die US-Demokratie) agiert als sein republikanischer Vorgänger George W. Bush in 8 Jahren im höchsten Amt der USA. Wie es auch Peter Sloterdijk philosophisch-satirisch vor einigen Wochen in der ZEIT schrieb, ist Donald Trump das Beste, was dem Republikaner George W. Bush passieren konnte, denn der auf ewig auf ihn eingeschrieben geglaubte inoffizielle Titel des ''Worst US-President ever'' ist noch zu Lebzeiten Bush Jr.'s auf einen anderen Republikaner übergegangen, der sich diesen Titel darüberhinaus schon vor! seiner Inauguration erworben hat und ihn bereits nach eineinhalb Wochen im Amt bestätigt.

Die Bedingungen für einen politischen Pessimismus sind also grandios. Derzeit ist das politische System auch im Westen derart in einer downward spiral begriffen, in die es durch den Sog US-Amerikas immer tiefer eingesaugt werden wird, dass man kaum glauben mag, wie hoffnungsfroh sich viele Zeitungsmeldungen in Bezug auf die Weltlage noch vor einem Jahr lasen. Gute alte Propaganda ist wieder hoffähig geworden. Das Putin-System implementiert eine geostrategische Politik, die in ihrer Archaik an überwunden geglaubte Jahrhunderte anknüpft, dazu flankiert sie solche Bestrebungen durch ''digitally enhanced-propaganda'', ein Schritt, der das Zeitverständnis der Epoche, in der wir leben, völlig verwäscht. Der westliche Bürger, der in einem System aufgewachsen ist, dass den Fortschritt sowohl auf technischer als auch gesellschaftlicher Ebene immer als selbstverständliches Agens dieses System zu akzeptieren verstanden hat, kann nicht begreifen, dass er plötzlich in Zeiten leben soll, in denen sich Gesellschaften wieder abschotten, ''ethnisch säubern'' und die Uhren ab sofort in eine imaginierte Vorstellung der gloriosen Vergangenheit (''Make America great again'') zurückgestellt werden sollen. Eine von Propaganda unterfütterte Nostalgie nach der Rekonstruktion postfaschistischer ökonomischer Grandiosität der Jahre 1945-1960 trifft in einem ziemlich ekelhaften Mash-Up auf silicon valley-verklebte Träume von einem dauerdigitalen Leben, das transparente Dauer-Konsumenten im Happy-La-La-Land ins Glück befördert. In Russland, dem Land der Dystopien, steuert die Regierung (also Putin) ein Land in eine ahistorische Post-Sowjetbeton-Zeit, die individuelle Vorstellungen des ''pursuit of happiness'' (wie ihn die amerikanische Verfassung so sagenhaft explizit gemacht hat) unter Dekreten wie diesem begräbt:

''Wir brauchen ein patriotisches Internet, patriotisches Radio und Fernsehen. Gegen uns - und das heißt: gegen die Wahrheit - hat ein neuer Blitzkrieg begonnen. Wir müssen den Kurs des Präsidenten unterstützen und einen ideologischen Gegenangriff starten an der ganzen Front - in diesem Krieg um die Seelen.''

(Aus der Erklärung der Russländisch Militärhistorischen Gesellschaft vom 13.1.2015, zitiert aus: Ulrich Schmid, Technologien der Seele - Vom Verfertigen der Wahrheit in der russischen Gegenwartskultur (S. 11), Suhrkamp 2016)

Präsidenten, die die Regierung eines Landes kapern und konsequent auch die Bevölkerung eines solchen Landes zu ihrer eigenen Bereicherung gleich mit, (pseudo)demokratisch legitimierte Kleptokraten also, die ''die Wahrheit'' ab Tag 1 im Amt zu repräsentieren meinen, hatte man sich bislang nur in Ländern wie Russland, nicht im Westen vorstellen wollen. Trump dagegen macht diese schäbige Figur nun auch im Westen wo nicht salonfähig, da doch präsent und explizit. Vetternwirtschaft und Vorteilsnahme, Sexaffären und Bereicherung im Amt, die ganze Palette politischer Fauxpas also, die ein amtierender Präsident in ''normalen'' Zeiten als verlässliche Stolperfallen nehmen kann, sind plötzlich en vogue und vermutlich ''unimpeachable'', ganz so, als wäre das höchste Amt der exemplarisch wirkenden liberalen Demokratie der USA plötzlich der mit Amtskleberleim bestrichene Präsidentensesselthron einer afrikanischen Bananenrepublik des letzten Jahrhunderts.

Dass eine solche Figur wie Trump überhaupt in die Lage gerät, die Bevölkerung der ''größten Demokratie der Erde'' (bitte lassen Sie uns aus Gründen meiner vermuteten Erschöpfung für den Moment nicht über dies ohnehin fragwürdige Label streiten, ich gönne mir diese ''petitio principii'' einfach so) für seine Ziele zu kapern (''Make Trump great again'' wäre wohl die ehrlichere Parole gewesen für jemanden, der ansonsten seine größeren Ziele nicht gerade verschlüsselt kommuniziert), verrät jedenfalls eine Menge über die gescheiterten Glücksversprechen der globalisierten Exzessiv-Ökonomie, die im liberalen Westen in den Jahren seit 1990 propagiert wurde. Ein System, das viele ökonomische Verlierer generiert, generiert am Ende einen Verlierer als Staatsführer (vgl. Sowjetunion 1924 ebenso wie Deutschland 1933). Es ist dies tatsächlich ein auffälliger Nexus zwischen dem Wahlpublikum als Rezipienten gescheiterter guter Absichten leutselig gutmeinender Politiker und dem darauffolgendem neuen Staatsmann als wahlweise brüllendem bis zynisch argumentierendem Prahlhanswurst, der unter den Wählern diejenigen zu überzeugen wusste, die sich einem Rattenfänger als willfährige Ratten anzubieten Lust hatten und so eine Knallcharge ins Amt beförderten.

Waren wir irgendwo stehengeblieben? Jedenfalls ist ''Distortion of the Truth'' zum neuen Label der Epoche geworden. Die Lüge, die sonst bloß ''Wahlversprechen'' hieß, ist nun salonfähig und zur Wahrheit geadelt worden, zumindest sind Lügen nun ''alternative Fakten'' wie Trump-Sprecherin Kelly Ann Conway sie euphemisch zu umzulabeln weiß. Alternative Fakten wiederum sind eine konstruierte Wahrheit, fingierte alternative Wahrheit, fiktive Fakten, faktische Fiktion, alles ist plötzlich wahr und Lüge nur das, was man als Position des politischen Gegners ausgemacht hat. In einer Zeit, in der der Begriff der Wahrheit derart explizit, redundant und zerstäubt worden ist, besteht der begründete Verdacht: es gibt keine Wahrheit mehr, die sich vermitteln ließe. Beziehungsweise ist ''Wahrheit'' kein Topseller mehr. Die durch das Internet zur Akzeptanz von Verschwörungstheorien herandressierten Rezipienten nehmen die Welt im Vorausverdacht teils durchaus berechtigt als die Konstruktion im Obskuren waltender Mächte wahr, gegenüber der man nur resignieren kann. Oder aber man wählt den Mann, der durchgreift, der durchregiert und Wahlversprechen, entgegen jeder bisherigen Gepflogenheit, tatsächlich, kaum im Amt, wahrmacht.

Gegenüber einer solchen zynischen Herrschaft nimmt es natürlich nicht Wunder, dass das derzeit so schicke ''fact-checking'' der liberalen Medien des Landes anmutet, wie das niedliche Rasseln der Handtrommel des Hofnarren im Gefolge des Autokraten. Dem Wähler geht es kaum um facts, sondern um ein simples Narrativ, das es ermöglicht, die Komplexität des Weltgeschehens auf simpelste und lösbare Muster zurückzuschrumpfen. Je zuckersüßer die Scheiße verkauft wird, die man baut und produziert, umso lieblicher wird der Wähler dem Fliegenleim aufsitzen wollen.

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''Der Mensch ist das Tier, dem man die Lage erklären muß. Hebt es den Kopf und blickt es über den Rand des Offensichtlichen, wird es von Unbehagen am Offenen bedrängt. Unbehagen ist die angemessene Antwort auf den Überschuß des Unerklärlichen vor dem Erschlossenen.''

Peter Sloterdjik, Die schrecklichen Kinder der Neuzeit

Wer also erklärt dem Tier ''Mensch'' die Lage, wenn die Welt geradewegs in ein neo-barockes Zeitalter hinein steuert? Was das Weltverständnis und Urvertrauen in die ''Realität'' betrifft, das der Mensch der Neuzeit seit 1945 errungen und stabilisiert hatte, konsolidiert sich derzeit überhaupt kein festes Weltbild mehr. In was für einen Zeitalter lebt man, wenn selbst das Versprechen einer digitalutopischen Zukunft sich plötzlich mit einer chirurgisch präzisen Transplantation der Vergangenheit in die Gegenwart konfrontiert sieht? Wenn die Politik, die aus holzvertäfelten Kabinetten und blattgoldenen Präsidentenpalästen den Bürgern vorgeschrieben wird, anmutet, als hätte man eine Laienschauspieler-Truppe in Anzüge gesteckt und in das Weiße Haus dirigiert, die nun einen kruden kreuzkonservativen Mix aus Reaganomics, Isolationismus, Kleptokratie, brachialster Öko-Ignoranz und Chauvinismus wie auch White Supremacy (''White House'' also mal ganz wörtlich verstanden) als politische Agenda der Zukunft ins Land ausstrahlen lassen soll? Wie will man Jugendlichen unter diesen Prämissen noch etwas wie Hoffnung auf Zukunft machen?
Die präsidentielle Rasselbande um Trump unter dem Einfluss der Vor''denker'' und Polit-Gurus Stephen Bannon und Reince Priebus, dieses versammelte Laien-Schmierentheater politischen Dilettanismus', das glaubt durch eine Politik der beschleunigten Dekrete ein ohnehin schon beschädigtes Land endgültig umkrempeln zu können, fährt das Land so gnadenlos gegen die Wand, dass es dem Zyniker fast schon eine Freude sein könnte, dem Ganzen etwas Entertainment abgewinnen zu können. Wäre da nicht die Gefährdung der Weltlage.
Wer allerdings derart in politischen ''illusions of grandeur'' mit einer Unmenge an Dekreten und Provokationen gegenüber Presse und Population sein sozialdarwinistisches Feuerwerk zündet, der wird sein Pulver schon bald verschossen haben und sich fragen müssen, wie man überhaupt noch provozieren kann. Wenn Trump und Gesellen mit ihrem präpotent-pubertär überhitztem Anfangsgebaren erst mal durch sind, wird sich schnell zeigen, wieviel ''stamina'' man danach noch besitzt. Trump erinnert an einen unerfahrenen sportlich Ambitionierten, der zum ersten Mal auf dem Rennrad sitzt und hochmotiviert und mit versammelten Kräften einen Alpenpass hochbrettert als gäbe es kein Morgen mehr, alle anderen erfahrenen Rennradfahrer erstmal abhängt, dann aber nach den ersten Kehren plötzlich brachial ins Japsen kommt und eine Kehre weiter endgültig vom Rad steigt, derweil alle anderen entspannt an ihm vorbeiziehen. Anders gewendet: wer als Präsident derart aktionistisch loslegt, muss sich nicht wundern, wenn er bereits nach wenigen Monaten als ''lame duck'' im Präsidentenamt endet.
Und dann ist auch klar: wer derart viel Gift schleudert in einem politischen System, das dies eigentlich nicht erlaubt, schafft sich nicht nur politische Feinde in Hekatomben, sondern der begibt sich in gefährliche Zonen. Solche radikalen Präsidenten scheiden schonmal vorzeitig aus dem Amt-indem sie aus dem Leben scheiden. Wer soviel Hass sät, sollte darauf achten, dass seine Leibgarde ihn gut bewacht.
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Ich habe an anderer Stelle bereits darüber geschrieben, wie sehr das digitale Zeitalter seinem eigenen Unverortetsein in der Zeit zum Opfer fällt:
So widerfährt es nun der Politik. Nostalgische Flashbacks ergreifen die Köpfe, wirre Vorausprojektionen der Vergangenheit in die Gegenwart sollen plötzlich Zukunft heißen. Während die Kids vollanschlussfähige Adapter für digitale High-End-Products und vermeintlich alle Weltprobleme lösender Apps jeglicher Art werden, dreht die Politik die Uhren auf ein imaginäres 1964 zurück, derweil der Präsident auf Twitter völlig ''#twitter-trigger-happy'' politische Parolen rausballert wie ein irrer digitaler Troll, der gerade erst das Internet entdeckt hat. (Über die Sprache und Rhetorik dieses Mannes wäre ein ganz eigener Beitrag zu schreiben, bei alledem).
Wir erleben hier die Rache der Zeit an der eindimensionalen und zuletzt wieder phantasielos geratenen Zukunftsvorstellung des Menschen am Anfang des 21. Jahrhunderts: wer glaubte, dass die weitere Zukunft des Durchschnittsmenschen nur darin bestehen sollte, sich als Konsument auf ewig fort ungestört und freigestellt von allen politisch-gesellschaftlichen Ambitionen die neuesten Tech-Devices anzuschaffen und digital prästabilierte Monade zu sein, eine Art von ent-individualisiertes Dividuum (als Dividuum definiere ich hier einen Menschen, dessen Vorstellungswelt über keinerlei oder nur zerfallendes Bewusstsein über eine souveräne Autorenschaft seines eigenen Lebens mehr verfügt (anders: ein Mensch, der von Companies ausgerichtet wird, die ihn über ihre Schnittstellen zum Konsumenten, eben die Devices, herunterdefinieren, kontrollieren, ausrichten und zurichten, aber Sie merken schon: das wird ein ganz eigener Artikel)., der darf sich jedenfalls nicht wundern, wenn konservative Mächte den Gestaltungsraum der Politik kapern und definieren, den Wähler dagegen zum bloßen, propagandistisch zu dressierenden Claquer dieser Politik zu degradieren.
Was ich sagen wollte: in einer Zeit des schwinde(l)nden oder überforderten Bewusstseins des Menschen, ist sein Immunsystem gegen die Angriffe von Angeboten, die ihm ein intellektuelles downgrading seines politischen Weltbildes vorschlagen, akut geschwächt. Plötzlich also kann man alles Komplizierte, dass durch die Globalisierung in die Welt gekommen ist, auf die ganz simplen Formeln herunterbrechen: die Welt wird wieder überschaubar und alles wieder gut und großartig. Alles ist so einfach: die Erde von Gott geschaffen in sieben Tagen (Trumps Dekretepolitik (fast 20 Dekrete in einer Woche) hat ja ähnliche Ambitionen), der Klimawandel ist nur Option, man schaut aus weißen Gesichtern in die Welt, früher haben die Weißen den Planeten beherrscht, also soll es wohl so sein: Weiße sollen ihn auch weiter beherrschen. Die Presse lügt grundsätzlich und macht alles nur kompliziert mit ihrem Hinterfragen. Am besten jeder soll in der Industrie arbeiten und wenn man dann vom Tellerwäscher zum Millionär wird, kann man auch amerikanischer Präsident werden. Ansonsten siehts eher nicht so gut aus, denn wer Tellerwäscher bleibt...nun ja. Aber auch da sind dann keine Strukturen schuld, sondern die sozialdarwinistische Parole dazu lautet: ''Selbst schuld, nicht genug geleistet.'' oder wie Trump sagen würde: ''No effort. You are a zero energy-candidate''. Wer dazu dann noch krank wird und keine staatlich garantierte Krankenversicherung vorweisen kann, wird erneut auf das persönliche Pech zurückverwiesen. Amtliches Schulterzucken. Für seine missliche Lage darf der Pechvogel keine fehlgeratene Struktur verantwortlich machen, sondern all sein Übel wird ganz alttestamentarisch und konservativ grundhart dem einzelnen Menschen aufgebürdet, der groß und allein in seiner Schuld als vermeintlicher Minderleister zu stehen hat.
Das muss der einzelne Wähler alles nicht verstehen, Hauptsache die Discount-Politiker, die er gewählt hat, blicken das.
Und Trump sah, dass es gut war. ''Waterboarding is phantastic.'' Goood. ''We have to fight fire with fire''...auch dies allesamt alttestamentarische Ambitionen. ''But do I feel it works? Absolutely, I feel it works." Hier hat ein Mann ein gutes Gefühl und nicht allein, dass er mit diesem guten Gefühl Politik machen will, nein, es handelt sich dabei um die Erwägungen eines US-Präsidenten zur Folter im Jahr 2017. Das 21. Jahrhundert kann beginnen.
(Am Ende eines solchen Textes freut sich der Autor naturgemäß schon im Voraus explizit auf Putin-Trolle und Bot-Kommentare.)
...nächstens leider mehr...
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Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Paul Duroy

Der Weg in die neu aufgeklaerte und entspannte Gesellschaft ist moeglich und noetig

Paul Duroy

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