Die Sozialistin und der Millionär

Interview Unternehmer Josef Rick und Linken-Chefin Katja Kipping diskutieren über fehlende Steuergerechtigkeit, Lobby-Mythen und das Klassenbewusstsein der Reichen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 05/2020
Die Sozialistin und der Millionär

Foto: H. Armstrong Roberts/Getty

Im Jahr 2019 hat der Bund einen Rekordüberschuss von 13,5 Milliarden Euro erzielt, immer lauter tönen seitdem – von Friedrich Merz bis zu Dietmar Bartsch – die Rufe nach Steuersenkungen. Zugleich nimmt die Ungleichheit rapide zu, weil die Vermögen schneller wachsen als die Löhne. Es bräuchte also mehr Umverteilung als bisher, nur: Kann das deutsche Steuersystem das alles überhaupt noch leisten?

der Freitag: Herr Rick, Sie haben jahrelang nur sehr wenig Steuern gezahlt, Schlupflöcher gefunden. Haben Sie sich davor gedrückt?

Josef Rick: Hab ich mich gedrückt? Das ist ein hartes Wort. In der Tat habe ich in den 1990er Jahren bei sehr opulentem Einkommen null Euro Steuern zahlen müssen. Einen meiner alten Steuerbescheide habe ich noch