Ende einer Karriere

Nachruf Die „schwäbische Hausfrau“ dominierte die Politik. Nun wurde sie beerdigt – ausgerechnet von ihrer Erfinderin
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 22/2020
Man mag sich einen Moment lang blenden lassen. Aber die Dame lag immer schon falsch
Man mag sich einen Moment lang blenden lassen. Aber die Dame lag immer schon falsch

Collage: der Freitag, Material: Armstrong Roberts/Classic Stock/Getty Images, iStock

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Abschied zu nehmen von einer Zeitgenossin, die uns merkwürdig vertraut war: die uns begleitet hat in den letzten Jahren, mit der wir gerechnet und gerungen haben, obwohl niemand sie je persönlich angetroffen hat. Es ist Zeit, Abschied zu nehmen von der schwäbischen Hausfrau. Plötzlich und unerwartet hat sie uns verlassen. Gestern noch erfreute sie sich bester Gesundheit und strotzte vor symbolischer Kraft. Heute ist sie nicht mehr.

Dass hier ein Nachruf auf die schwäbische Hausfrau steht, zeugt von ihrer beispiellosen Karriere als Denkfigur und von ihrem Erfolg als diskursiver Macht. „Man kann nicht auf Dauer über seine Verhältnisse leben“, so hatte Angela Merkel 2008 die Logik der schwäbischen Hausfrau auf