Greenpeace hat drei Millionen Mitglieder in mehr als 40 Ländern: Macht das die NGO zu einer gewaltlosen Globalarmee für die Belange der Natur? Oder einem Wohlfühlangebot, bei dem durch Mitgliedsbeiträge schlechtes Klimagewissen abgegolten wird? Jennifer Morgan ist seit 2016 die Frau an der Spitze von Greenpeace International.
der Freitag: Frau Morgan, nächstes Jahr feiert Greenpeace 50. Geburtstag. Was ist Greenpeace heute? Eine Aktivistentruppe? Eine Lobbygruppe für die Umwelt?
Jennifer Morgan: Ich denke, Greenpeace ist im Kern eine Organisation von Aktivistïnnen, die Umweltskandale bezeugen und mit friedlichen Aktionen für den Schutz der Umwelt und Veränderungen streiten. Wir haben eine klare Mission und setzen uns mit allen nötigen gewaltfreien Mitteln dafür ein. Das kann heißen, dass wir Unternehmen verklagen, dass wir eine Ölplattform besetzen oder eine Demonstration organisieren.
Greenpeace hat eine Form des Protests entwickelt, bei der durch spektakuläre Aktionen weniger Aktivistïnnen mächtige Bilder entstehen, die eine Bewusstseinsveränderung anstoßen sollen: Funktioniert das heute so noch?
Wenn sich die Gründer von Greenpeace mit einem Schlauchboot zwischen die Harpune eines großen Walfangschiffs und den Wal manövrierten, dann nannten sie das eine „Mindbomb“. Die Idee dahinter ist, durch eine Aktion mit einem starken Bild den Kern eines Problems klarzumachen. Das ist immer noch ein wichtiger Teil dessen, was wir tun. Aber natürlich funktioniert es anders in einer Gesellschaft, die von Bildern überflutet wird.
Ihr Ansatz war immer, Kampagnen mit klaren Zielen zu fahren: das Stopp des Walfangs etwa oder ein Ende der Versenkung von Ölplattformen im Meer. Die Kampagne war zu Ende, wenn das Ziel erreicht war. Ist es da überhaupt möglich, eine Kampagne gegen den Klimawandel zu führen?
Unser „Framework“ – das ist so etwas wie unser Zehnjahresplan – hält fest, dass wir einen Systemwechsel brauchen. Es reicht nicht, ein Kohlekraftwerk abzuschalten oder ein Stück Wald zu retten, wenn die Umweltzerstörung derart umfassend und derart schnell abläuft. Es geht vielmehr darum, Machtdynamiken zu bewegen und Bewusstsein zu verändern. Wenn wir über den Klimawandel sprechen, dann sprechen wir eigentlich über den Komplex der fossilen Industrie, die Kohle- und Ölkonzerne, die Autobranche. Deren Einfluss kann nur zurückgedrängt werden, wenn wir in vielen Ländern die Machtverhältnisse verändern.
Viele verstreute Angriffspunkte also für ein gemeinsames Ziel?
Wir sehen bei unseren Kampagnen immer deutlicher, wie alles miteinander zusammenhängt. Diese Themen haben enorme Schnittmengen: Die Kräfte, die die Natur ausbeuten, sind dieselben Kräfte, die die Menschen unterdrücken. Wenn man sich die fossile Energiebranche ansieht, dann ist klar, dass die Ölindustrie keinen Wahlkampf in den USA mehr finanzieren sollte: Das ist für Greenpeace genauso wichtig wie für Black Lives Matter. Um die Erderwärmung zu begrenzen, braucht es viele verschiedenen Kampagnen unter diesem Oberziel. Und es braucht eine systematische Herangehensweise, die in einem Moment des Bruchs die Veränderung beschleunigen kann.
Wie ist Ihr persönliches Verhältnis zur Natur? Wie wichtig ist es für Ihre Arbeit?
Es spielt eine große Rolle: Es ist der Grund, warum ich das tue, was ich tue. Wir sind so verflochten und abhängig von der Natur ... Ich habe immer eine tiefe Verantwortung gespürt, der Natur in den Entscheidungsprozessen unserer verrückten Welt eine Stimme zu geben. Insekten, Korallen, der Regenwald – all dies ist überlebenswichtig für uns, dennoch sind wir dabei, es zu zerstören. Ich möchte helfen, den von Konzernen bedrohten Teilen der Natur eine Lobby zu geben.
Sie haben einmal gesagt, wie wichtig Petra Kellys Buch „Um Hoffnung kämpfen. Gewaltfrei in eine grüne Zukunft“ für Sie war.
Für mich war das eine Offenbarung ... Kelly schrieb über die Anti-Atomkraft-Bewegung, die Frauenbewegung, die Friedensbewegung, und sie fasste in Worte und politische Programmatik, was ich vage gedacht hatte, aber nicht hätte formulieren können. Das Buch hat mir geholfen zu verstehen, wie Veränderung möglich ist und wie all jene Dinge, die ich verändern wollte, miteinander zusammenhingen.
Zur Person
Jennifer Morgan, 54, ist in New Jersey aufgewachsen, in der Nähe eines großen Waldstücks mit kleinem See und Felsen zum Klettern, wohin sie zum Spielen ging. Sie hat ihre Masterarbeit über die Rolle der Umwelt in den Revolutionen 1989 in Mittel- und Osteuropa geschrieben. Nach ihrem Studium arbeitete sie für verschiedene Klima-NGOs, darunter das World Resources Institute, das Climate Action Network und E3G. Seit 2016 ist sie Geschäftsführerin von Greenpeace International.
Hat Sie Fridays for Future überrascht? Ist die Massenbewegung für das Klima nicht auch eine Konkurrenz für Greenpeace?
Ich war nicht überrascht. Ich war bestürzt, dass wir einen Punkt erreicht haben, wo Jugendliche auf die Straßen gehen müssen, weil die eigentlich Zuständigen und Verantwortlichen dabei versagen, den Klimawandel aufzuhalten. Nicht nur Greenpeace, eine ganze Generation von Regierenden und Leuten in Führungspositionen. Zugleich bin ich restlos begeistert, dass es diese Bewegung gibt, Gruppen wie Fridays for Future, Ende Gelände oder das Sunrise Movement in den USA. Natürlich gibt es unter diesen Organisationen verschiedene Perspektiven, aber im eigentlichen Ziel stimmen wir überein. Deshalb ist es auch nicht wichtig, dass diese Leute Greenpeace-Mitglieder werden, wichtig ist, dass sich mehr Menschen aktiv für den Schutz unserer Lebensgrundlagen einsetzen!
Sie waren mehrmals beim World Economic Forum (WEF) in Davos und bei der Sicherheitskonferenz in München. Was sind Sie, wenn Sie dort auftreten? Eine Lobbyistin für die Umwelt?
Wir entscheiden jedes Jahr von Neuem, ob es sich lohnt, an solchen Treffen teilzunehmen. Klar repräsentiert das WEF oder die Sicherheitskonferenz ein System, das wir verändern wollen. Nur: Wir versuchen permanent die Aufmerksamkeit der Leute zu bekommen, die sich bei solchen Veranstaltungen treffen, wir klettern auf ihre Bürotürme oder besetzen ihre Bohrplattformen. Wenn die nun alle in einem Raum versammelt sind und ich sie direkt konfrontieren kann, dann finde ich es sinnvoll, dort aufzutreten. Was ich dann bin? Jemand, der die Konfrontation sucht? Jemand, der versucht, den Leuten dort die Stimmung zu vermiesen? Ich gehe jedenfalls nicht dahin, um den Leuten zu schmeicheln, sondern um ihnen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Auf der Sicherheitskonferenz in München habe ich vorgeschlagen, dass CO₂-Emissionen in Zukunft als „Kohlenstoffbomben“ eingestuft werden sollen, als Massenvernichtungswaffen, die gar nicht erst produziert werden dürfen.
Manchmal appelliert Greenpeace aber auch an das Eigeninteresse zum Beispiel der Autoindustrie: Wenn sie überleben wolle, müsse sie grüner werden. Kämpfen Sie für den Systemwechsel oder den grünen Kapitalismus?
Für den Systemwechsel, ganz klar! Wenn wir sagen, dass die Autoindustrie verschwinden wird, wenn sie sich nicht verändert, wollen wir nicht ihre Bilanzen retten. Wir versuchen, in die Zukunft zu blicken ... Als wir vor zehn Jahren modellieren ließen, wie schnell Deutschland seine Energieversorgung auf Erneuerbare umstellen kann, wurden wir ausgelacht. Heute zeigt sich, dass wir näher an der Wirklichkeit waren als jedes andere Szenario. Wir sprechen nur aus, was aus unserer Sicht mit der Autoindustrie passieren wird, wenn sie nicht sehr schnell auf die Veränderungen reagiert. Aber wir wollen das System nicht erhalten, sondern verändern.
Sie werden ähnlich kritisiert wie Fridays for Future: Sie seien nicht demokratisch legitimiert, niemand habe sie gewählt, es gebe keine Rechenschaftspflicht.
Unsere Organisation fußt auf dem Vertrauen, das die Leute uns entgegenbringen. Sie trauen uns zu, mit ihnen gemeinsam Veränderungen zu erreichen. Wir haben Mitgliederversammlungen, die ihre Vertreter wählen, wir sind transparent und legen in Jahresberichten offen, was wir tun. Natürlich ist das immer ein Balanceakt zwischen dem Anspruch, möglichst viele Menschen einzubinden, und der Notwendigkeit, sich klar festzulegen, um größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Tut die deutsche Regierung genug gegen den Klimawandel?
Absolut nicht. Teilweise ist sie sogar dafür verantwortlich, dass die Dinge in die falsche Richtung laufen, etwa wenn sie nötige Schritte der EU beim Klima- und Naturschutz verlangsamt, statt sie zu beschleunigen.
Was wären die drei drängendsten Dinge, die Sie von der Bundesregierung fordern würden?
Drei Dinge ... oh, wow. Okay, als Erstes sollten wir unsere Prioritäten ändern und das Wohlergehen der Menschen auf diesem Planeten über die kurzfristigen Interessen von Unternehmen stellen. Die Bundesregierung scheint die Autoindustrie heute wichtiger zu nehmen als zum Beispiel die Gesundheit von Kindern, sonst wäre es nicht so schwierig, Fahrradwege zu bauen oder eine 30er-Zone einzurichten. Zweitens: Eine grundsätzliche Neuausrichtung der Landwirtschaft. Die Öffentlichkeit hat während der Pandemie gesehen, welche für Mensch und Tier unwürdigen Bedingungen in der Fleischindustrie herrschen. Wir wissen auch, dass die Massentierhaltung ein enormes Klimaproblem darstellt. Es gibt bislang keine Nachhaltigkeit in dieser Branche. Wir werden die Klima- und Artenschutzziele aber nur erreichen, wenn sich die industrielle Landwirtschaft und Tierproduktion fundamental verändert. Drittens brauchen wir eine echte Verkehrswende: eine, die sozial verträglich ist und allen Menschen eine Mobilität erlaubt, die nicht länger Natur und Klima zerstört. Was alle drei Anliegen verbindet, ist der soziale Aspekt. Wir sind eine Umweltschutzorganisation, aber wir wissen, dass eine ökologische Wende nicht genügt, wir brauchen eine sozio-ökologische Wende. Eine Transformation zu einer besseren Welt ist nur möglich, wenn wir auch die soziale Ungleichheit angehen
Kommentare 29
Sind die Links in jedem Thread ein Neujahrscherz von Jan Böhmermann?
Ich hab' so gelacht!
Denke, das Lachen wird Ihnen/uns schon noch vergehen. Da kann man sich mittlerweile ziemlich sicher sein.
Wie sagte Heiner Müller einst:Optimismus ist ein Mangel an Information.
Auch die IT vom Freitag arbeitet sicher rund um die Uhr. So wie die von der Funke-Mediengruppe.
>>Auch die IT vom Freitag arbeitet sicher rund um die Uhr. So wie die von der Funke-Mediengruppe.<<
Ersthaft?
Ehrlich gesagt kann ich mir nicht so richtig vorstellen, dass man sowas nicht verhindern oder zumindest deutlich erschweren kann.
Na ja, Zugangserschwernisse für Bots und, falls nicht vorhanden, nachträgliche Ausputzaktionen sind zwei verschiedene Paar Stiefel.
>>...aber wir wissen, dass eine ökologische Wende nicht genügt, wir brauchen eine sozio-ökologische Wende.<<
Und dafür brauchen wir die grundlegende ökonomische Wende. Das ist zwar der schwierigste Teil. Aber so zu tun, als wären ökologische/soziale Ziele innerhalb einer Privatrenditeökonomie erreichbar bringt uns nicht weiter. Innerhalb sind ein paar Verzierungen möglich, mehr kaum.
Yep.
Und auch das ewige Kreidefressen.
||Wenn man sich die fossile Energiebranche ansieht, dann ist klar, dass die Ölindustrie keinen Wahlkampf in den USA mehr finanzieren sollte||
Immer das sterile Einkochen auf Wahlkampfspenden. Da wird schön brav an Kassenwarte überwiesen, oder von entgegen nehmenden Mitgliedern an Parteikasse weitergereicht.
Doch was am wirkungsvollsten, und daher auch permanent eingesetzt, ist nicht Knete als Parteispende, sondern zuvorderst welche, die auf private Konten geht.
Bis Otto Öffentlichkeit wie Greenpeace das mal ausspricht, sind die Meere schon so grün & gelb wie das Ärgernis dazu.
Nach jeder Dekadenzphase kommt der Untergang. Kein "System" wechselt je freiwillig. Und der Hit, bisher jedenfalls, die gute, alte Elitenkontinuität! Diesmal spekulieren sie auf smart peoples in der smart city bzw. via moon village, um zu bleiben. Sie träumen von ihrer privaten VIP Arche Noah 2.0, der Rest, Menschenmüll. Diesmal, eine Premiere in der Menschheitsgeschichte, irren sie! game over
So schwer kann das doch echt nicht sein, diese Fake-Accounts zu löschen. Man könnte z.B. Links generell verbieten bzw. Beiträge nicht veröffentlichen, die Links enthalten. Das ist zwar manchmal schade, aber es geht auch ohne Links.
Freiwillig ändert sich natürlich kein System. Es wird aber implodieren, da es sein Blatt völlig überreizt hat. Und selbstverständlich sind die Pläne der Superreichen, auf Inseln im Pazifik oder fremden Planeten weiterzu"leben" von einer atemberaubenden Lächerlichkeit. Die Fragen sind für mich viel mehr:
Wie könnte man einen totalen unkontrollierten Zusammenbruch unserer Zivilisation noch verhindern - oder zumindest das dadurch ausgelöste Leid der Bevölkerung minimieren?
Wie kann ein (sozio-ökologisch) besseres System zeitnah erzwungen werden?
Dass die Chancen schlecht stehen, ist klar. Aber es ist alternativlos, für das Gute zu streiten und zu kämpfen. Chris Hedges sagt das sehr schön, sinngemäß: Ich kämpfe nicht gegen Faschismus, weil ich glaube, dass wir gewinnen werden. Sondern weil es das Richtige ist.
Es ist sinnlos, an etwas anderes als ein vernünftiges Allgemeininteresse der Menschen zu appellieren. Es gibt kein „Interesse der Natur“, wir müssen uns nicht andienen, sondern anpassen. Eine Ökodiktatur kann nur im wohlverstandenen Interesse der Menschen ausgeübt werden, sie muß scheitern, wenn ihr Ziel nicht vitalen Interessen der Menschen entspricht. In der Natur hat allerdings langfristig Bestand nur, was im Gleichgewicht mit allem Mitbestand existieren kann.* Natur ist systemtheoretisch eine negentrope Dynamik, eine Teleonomie, in der es nur den inneren Sinn der Selbsterhaltung und zunehmend den der Selbstbildung gibt. Zum zentralen Faktor der Teleonomie wird beim Menschen das Bewußtsein, in ihm transzendiert er seine individuelle und artspezifische Perspektivität, übersteigt seinen partikularen Horizont, so vermag er die objektiven Lebensbedingungen zu erkennen, also sich als interdependentes Glied im natürlichen Gleichgewicht, als Teil eines Ganzen zu sehen, und er vermag die Freiheitsgrade seines Handelns, zuvorderst seines gesellschaftlichen Handelns zu erkennen, also neben den Notwendigkeiten die Möglichkeiten kultureller Überformung – also daß er nicht nur tun muß, was er tun muß, seine bedingte Freiheit.
Was Jennifer Morgan hier äußert und, wie sie richtig bemerkt, sich immer mehr Platz im Bewußtsein, allen voran dem der jungen Generation, verschafft, ist diese Sicht auf das Ganze. Was früher nur in den Wissenschaften selbstverständlich war, ein kognitiver Universalismus, dringt langsam ins Alltagsbewußtsein ein, globale Interdependenzen, natürliche wie selbstgeschaffene, kommen in den Blick wie die Reflexion unserer verführerischen und in ihren Konsequenzen unverantwortbaren Lebensweise. Konsequentes Weiterdenken führt auf die Notwendigkeit des Systemwechsels, so dürfen wir auf ein wachsendes revolutionäres Bewußtsein hoffen.
Mein einziger Einwand gegen die Umweltaktivistin und viele ihrer Mitstreiter ist, daß das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt wird. Es ist nicht die Natur, die uns zu einer bestimmten Gesellschaftsordnung zwingt, sondern es ist die emanzipierte Gesellschaft, der die effektive und effiziente Einbettung in die Natur am Herzen liegt, damit die Ausdehnung des Freiheitsraums der Gemeinschaft wie der Individuen gelingt. Weder Sklaven der noch Herren über die Natur. Die Natur verlangt (auch von uns) gar nichts, wie oben gesagt. Es ist unser reflexives Bewußtsein, das uns unsere vernünftigen Interessen offenbaren, die uns möglichen produktiven, nicht destruktiven Ziele setzen kann. Und wir lernfähigen, hoch kooperativen und kommunikativen, vernunftbegabten Tiere sind prinzipiell zur Selbstkorrektur in der Lage und finden trotz aller Irrwege immer wieder zurück auf vernünftigere Pfade. In jeder Krise müssen wir lernen, uns vermehrt unserer Vernunft zu bedienen.
* Tiere, abgesehen vom Menschen, bedenken allenfalls die unmittelbaren Folgen ihres Handelns, denken nicht über ihren Interessenshorizont hinaus. Wenn eine Tierart ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstört oder mit einer neuen für sie ruinösen Umwelt konfrontiert ist und keine systemischen Bedingungen existieren, die eine gegenläufige Tendenz erzeugen, stirbt die Art aus. Aber selbst ein neues Virus, das fast alles Leben auslöscht, wird sich selbst vernichten, bevor das Biosystem vollständig zerstört ist, die Totalzerstörung ist je komplexer das Biosystem schon ist, desto unwahrscheinlicher. Der Mensch ist nicht der Totengräber der Natur, aber er kann aussterben. Dagegen spricht jedoch seine Verhaltensflexibilität.
Das ist richtig, und das wird auch im Interview gesagt: wir brauchen die grundlegende ökonomische Wende. Ich würde aber etwas schärfer formulieren. Ökologische Ziele wären auf Kosten der weniger privilegierten in einer Privatrenditeökonomie erreichbar (in einer kapitalistischen Ökodiktatur), das soziale Ziel einer selbstbestimmten solidarischen Gesellschaft ist jedoch mit keinem noch so modifizierten System der Privatrendite (des Kapitals) vereinbar.
„Sondern weil es das Richtige ist.“ - Das ist schön gesagt, man sollte nur ergänzen: Für das Richtige zu kämpfen, das Richtige zu tun, muß das Ziel der Mehrheit werden. Und natürlich muß das Richtige überhaupt erst als solches erkannt werden. Da gibt es für die Linke viel zu tun. Die nicht mehr verschwindenden Krisen tun das Ihrige.
"game over" für das "Kapital". Das ist richtig. Nur die Mehrheit der "Mitläufer "haben es noch nicht bemerkt. Leider !
"Wie könnte man einen totalen unkontrollierten Zusammenbruch unserer Zivilisation noch verhindern - oder zumindest das dadurch ausgelöste Leid der Bevölkerung minimieren?"
Alle in den ökoligischen Landbau, Permakultur, etc. und raus aus den Städten ...
"Wie kann ein (sozio-ökologisch) besseres System zeitnah erzwungen werden?"
Durch Häresie bzw. die radikale Aufgabe des kurranten Glaubens : Die Abschaffung des Geldes -> der Ware -> des Wertverwertung -> des Wachatums -> der Marktwirtschaft -> des fiktiven Kapitals ... war noch nie so naheliegend wie jetzt.
Dazu braucht es nicht mehr als eine sich selbst organisierende Dynamik der Einsicht aus dem akuten Debakel, das "man" zwar von seiten der noch Herrschenden in eine weitere "industrielle Revolution" umdeutet will, das aber in jedem Fall das Ende der Revolution des Kapitals ist. Wir haben die Wahl zwischen autoritärem Sozialismus à la China oder einer demokratischen Revolution mit dem Ziel einer sozialen Bedarfswirtschaft auf Basis einer Almende. Das Modell ist gut erforscht
Ohne Geld ... werden die Leute sich sozialer organsieren müssen, als in der gerade zusammenbrechenden "ungesellschaftlichen Gesellschaftlichkeit". Leicht wird auch das nicht, aber vielleicht weniger elend und hoffnungsvoller.
Vom Grundsatz her finde ich das gut, was Sie schreiben. Es erscheint mir aber kurz- und mittelfristig wirklich nicht machbar zu sein. Wie soll ich denn z.B., der (wie zig Millionen anderer in diesem Land) kein Land besitzt und keine Ahnung hat von Landwirtschaft, mich zeitnah (!) von ökologischem Landbau ernähren können? Mir scheint, dazu bräuchte es zumindest eine lange Übergangsphase.
Und noch ein Punkt: Beim Zusammenbruch der jetzigen Zivilisation, falls er denn kommt, müssen weiter hochkomplexe technische Prozesse gesteuert werden, z.B. muss dafür gesorgt werden, dass die Atomkraftwerke professionell und kontrolliert heruntergefahren werden. Ansonsten wären wir auch geliefert, und zwar endgültig.
"Ohne Geld ... werden die Leute sich sozialer organisieren müssen, als in der gerade zusammenbrechenden "ungesellschaftlichen Gesellschaftlichkeit".
Nein, das halte ich für ein Gerücht! Nicht das Geld, als ideale Erfindung für den Austausch von Waren und Dienstleistungen ist das Problem, sondern die dem Geld (Zahlungsverkehr!) darüber hinaus generierten/gewollten/durchgesetzten weiteren Funktionen, die erst diese Finanzwirtschaft ermöglicht hat.
Schaut man sich das ohne 'Schablonen' genauer an, dann ließe sich das systematisch, über gesetzliche Regelungen, auf ein Maß zurückführen, wie es allein der Realwirtschaft dient, also dem neuen Paradigma unterordnet: "Nachrangigkeit der Ökonomie als Dienstleister der Gesellschaft".
Und die bisher weitgehend dem Privatsektor der Banken erlaubte beliebige Geldschöpfung über Kredite (es bedarf dazu keiner Kundeneinlagen auf der Passiva der Bankbilanzen), wird jenen entzogen, da sie (falls überhaupt noch in diesen Rechtskonstruktionen gebraucht), allenfalls als Vermittler/Dienstleister einer öffentlichen Bank dienen, die dann allein über die Geldmenge bestimmt, also das klassische Zentralbankgeld zur Verfügung stellt, usw. usw.
Um auf den Beginn zurückzukommen: eine komplexe Gesellschaft industrieller Prägung (und 'wir' werden die Technik nicht wieder eindampfen, da sie allemal zukünftig gebraucht wird) wird sich wohl kaum über ein "soziales Müssen" koordinieren wollen. Was nicht heißen muss, sich in bestimmten Bereichen nicht kollektiv (z.B. genossenschaftlich) zu organisieren, ansonsten sich aber frei gestaltet in der Waren- und Dienstleistungsorganisation.
"Nein, das halte ich für ein Gerücht! Nicht das Geld, als ideale Erfindung für den Austausch von Waren und Dienstleistungen ist das Problem, sondern..."
Es muss aber gar nicht alles Ware sein etc - vielmehr nichts sollte Ware sein. Bitte beschäftigen sie sich mit der Wertkritik.
"Nichts ist so verkehrt wie die Dolchstoßlegende, eine gesunde Realwirtschaft sei der grenzenlosen Habgier einer Handvoll Banker und Spekulanten zum Opfer gefallen."
Nein Geld ist keine "ideale Erfindung", sondern unser Untergang, denn reich sind wir auch ohne Geld - immer gewesen.
https://nsidc.org/arcticseaicenews/
Anhaltend eigenartig2. Dezember 2020
"Seit Dezember, dem Beginn des Winters auf der Nordhalbkugel, bleibt die Meereisausdehnung weit unter dem Durchschnitt, dominiert durch den Mangel an Eis sowohl auf der pazifischen als auch auf der atlantischen Seite des Arktischen Ozeans.
Wie im Oktober lagen die im November gemittelten Lufttemperaturen in weiten Teilen des Arktischen Ozeans, insbesondere in offenen Gewässern, weit über dem Durchschnitt.
Gemittelt für den Monat war die gesamte Eisausdehnung für November 2020 die zweitniedrigste im Satellitenrekord."
Greenpeace muss wesentlich politischer und systemkritischer agieren, als in der Vergangenheit getan.
Ein engerer Schulterschluss mit anderen systemkritischen Partner-Organisationen ist sicherlich sinnvoll.
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale16.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale15.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale14.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale13.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale12.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale11.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale10.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale9.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale8.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale7.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale6.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale5.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale4.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale3.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale2.html
https://2015.opengovawards.org/wk-liv/Anderson-en-Price-naar-finale1.html
>>...einer demokratischen Revolution mit dem Ziel einer sozialen Bedarfswirtschaft auf Basis einer Almende.<<
Boden, Wasser, Luft, Infrastruktur und Produktionsmittel als Alemende zu denken fällt den meisten im herrschenden Kaputtalismus sozialisierten Menschen schwer. Man gelernt, dass (fast) Alles irgendjemand gehören muss. Wer kann sich vorstellen, dass nicht Investition, sondern menschliche Arbeit Bedarfe deckt, und zwar ausschliesslich?
Dann müssen Sie wohl der "Es kann nur einen geben" sein, um das mit "immer gewesen" behaupten zu können. Abgesehen von dem immer mal wieder auftauchenden "wir", dass verallgemeinernd überträgt, was den persönlichen Vor-Urteilen entspringt. Einem Phänomen übrigens, dem jeder unterlegen ist, da von irgend einer Basis aus immer ausgegangen werden muss.
Der Unterschied bei den Streitenden dabei ist allerdings, ob man diese Basis als jeweilig vorläufige erkennt, jedenfalls nur aufrecht erhält, solange keine besseren Argumente auf den Tisch kommen.
Es gab übrigens bereits in Mesopotamien Lösungen für die sich entwickelnden Ungleichgewichte in der Gesellschaft und das wurde ganz ohne die "Wertkritik" behandelt/gelöst.
"Wer kann sich vorstellen, dass nicht Investition, sondern menschliche Arbeit Bedarfe deckt, und zwar ausschliesslich?"
Kaum einer, aber kommt noch! Ob man nun will oder nicht.
Ihren Kommentaren hier pflichte ich, bis auf Nuancen, bei.
Wir, das sind Sie und ich und all die anderen, die zwar nicht in einem Boot sitzen, aber im selben Teich rudern. Ist es negativ, wenn man die Allgemeinheit sozial denkt? Wer den Kapitalismus kritisch betrachtet, betrachtet zwangsläufig alle.
Es gibt Stimmen, die belegen intelligent, dass "wir" zu reich sind für den Kapitalismus. Der Bezug ist hier die verschleppte Überakkumulationskrise. So ein irrationales Problem kann sich nur durch die Warenform des Geldes ergeben. Die sukzessive Entwertung allen Wertes entwertet aber auch die Ware Geld. Davon muss "ausgegangen werden". Diese "Basis" wird gern als vorläufig gedeutet, da sie bislang noch aufgeschoben werden konnte, ist aber leider endgültig. Man sollte sich mit dem Umstand anfreunden. Je schneller desto besser.
Die Welt ist reich - ohne Geld. Die Vernichtung dieses Reichtums geschieht im Namen des Geldes.
Ich war nicht dabei, damals in Mesopotamien - sie wohl auch nicht - aber diverse Quellen weisen tatsächlich darauf hin, dass die Menschen damals schon den irrationalen Pferdefuß der Kapitalisierung durch Eigentumstitel erkannt hatten. Sie haben es nur noch nicht Wertkritik genannt. Verhalten haben sie sich dazu anscheinend noch wesentlich menschlicher, als man es heute kennt. Es wurde das selbe Problem also nicht ohne Wertkritik gelöst, sondern trotz dieser gar nicht, denn gelöst wurde nur die systemimplizite immer wiederkehrende Krisensituation. Diese banale Scheinlösung könnte man zwar als simplen Erkenntnisprozess deuten, weil die Situation weniger komplex gewesen sein mag. Mit zunehmender Komplexität der durch moderne Eigentumstitelmultiplikation entstehenden Strukturen bedarf es jedoch sicher auch einer komplexeren Analyse der systemischen Schwachpunkte und Widersprüche. So wie die auf Glauben begründete Weltordnung je nach der Komplexität des Glaubens entsprechend komplexerer Evidenz bedarf, mit der dieser ab- bzw. aufgelöst werden kann.
"Die Welt ist reich - ohne Geld."
Das ist unbezweifelbar richtig! Jedenfalls denjenigen, die klar denken können/wollen. Denn das Geld verkörpert 'nur' rechtlich definierte Ansprüche auf die Leistung/Produkte anderer, also die realen Güter. Aber dieser "Reichtum" ist weder allen zugänglich, noch ist klar, wie er allen gerecht zugänglich sein sollte/kann.
Daraus folgt aber nicht zwingend, dass das Geld innerhalb seiner sinnvollen Funktion als Zahlungsmittel die Ursache allen Übels ist. Dazu gehört schon ein wenig mehr Überbau, der aus anderen Gründen und aufgrund vorhandener Macht- und Rechtstrukturen entstanden ist (aus dem Ruder läuft).
Jedenfalls (und daraus) werden sie keine Mehrheiten bekommen, zumal nur ein kleiner Teil der Bevölkerung sich theorielastige Texte wie die von Trenkle und Lohoff reinziehen würde, zumal für dieses 'Verstehen' bereits eine gewisse Vorbildung erforderlich ist. Wiederum verständlich, wenn man die Zeit und die Möglichkeit bedenkt, die das erfordert.
"Mit zunehmender Komplexität der durch moderne Eigentumstitelmultiplikation entstehenden Strukturen bedarf es jedoch sicher auch einer komplexeren Analyse der systemischen Schwachpunkte und Widersprüche."
So ist es und die Lösung(en) findet sich sicher nicht in einem revolutionären Schnitt, dessen Ergebnisse sowohl unkalkulierbar, wie auch mit äußert wahrscheinlichen neuen, unerwünschten Folgen verbunden wären. Diese Analysen allerdings dürfen/sollten nicht durch die jeweiligen Machtstrukturen (aber auch Gewohnheiten) behindert, bzw. verdunkelt werden, wie es aber leider immer wieder der Fall ist.
Aus diesem Kreislauf lässt sich aber nicht leicht aussteigen und ebenso schwierig wird es sein, in keinen neuen einzusteigen, also unerwünschte Machtverhältnisse/Ungleichgewichte zu vermeiden. Wobei ich es allerdings in allen Varianten vorziehen würde, meine Transaktionen der lebensweltlichen Bedarfs- und Bedürfnisbefriedigung anonymisiert, also ohne den persönlichen 'guten Willen' anderer ausführen zu können.
Meinersich geht mit Ihnen darin überein, daß Geld keine Ursache für Klassengesellschaft ist, sondern lediglich praktische Zwischenstufe im Austausch.
Doch: ||Aber dieser "Reichtum" ist weder allen zugänglich, noch ist klar, wie er allen gerecht zugänglich sein sollte/kann.||
Das ist komplexer Sachverhalt, doch so abstrakt nun auch wieder nicht, daß er unergründlich wäre.
So gab es z.B. eine lokale Festlegung, daß höchstes zu niedrigstem Einkommen das Verhältnis 8:1 nicht überschreiten durfte. Das schien auch recht gut zu funktionieren, da de facto auch niemand mehr als Sechs- bis maximal Achtfaches Anderer zu leisten vermag, und somit dann auch für die Gesamtheit Wirtschaftsbeteiligter Genügend übrig bleibt, um gut leben zu können.
Darüber hinaus gab es auch einmal Jemanden namens Marx, der ausgrub, daß Mehrwert aus Arbeit jenem gehört, der die Arbeit verrichtet hat. Wird sich dieser Wert nicht weiter durch Dritte angeeignet, fällt ein ganzes Konstrukt weg, welches einstweilen noch unübersichtlich scheint.
Tatsächlich komplex, scheint mir, ist in der Herangehensweise an gerechte Einkommens- und Ausgabenverhältnisse, einschließlich Rückwirkung von Preisgestaltung, Veranschlagung von Proportionen am Start. (Welche also möglichst nur feine Nachjustierung erforderte.)
Das verlangt zum Überblick hohe ökonomische Fachkompetenz. -Systemischer Wirtschaftswissenschaftler; und nicht des etablierten autistisch Dissozialen gängiger Fakultät, versteht sich.
Und Letztlich: Kapitalistische Formel, zu bepreisen wie Nachfrage es zuläßt, gehört in den asozialen Eimer und durch Preisbemessung am Aufwand zur Gestellung ersetzt.
Es muß halt Rationalität her. Die ist zugleich auch sozial. So wie umgekehrt Kooperation mathematisch nachweisbar rationell, und am Ende zugleich rational ist.
Wer redet denn von einem "revolutionären Schnitt"? Das sind die "Kapitaleliten" selbst, würde ich sagen. Seit geraumer Zeit kommen die Revolutionen von oben. Haben sie das bemerkt? Die neoliberale Revolution zB. geht gerade zu Ende. Sie war aus der entsprechenden Perspektive betrachtet sehr erfolgreich. Jetzt haben "wir" es mit der nächsten zu tun. Man nennte sie "The Great Reset". Haben sie sich mal durchgelesen um was es da geht? Das können sie in Kurzform zB. hier tun. Es ist wirklich jedem zu empfehlen das gelesen zu haben, damit man überhaupt noch mitreden kann, wenn es um aktuelle Politik geht, ohne sich lächerlich zu machen. Entsprechende Hintergründe dazu, vor allem die Verbindungen zur chinesischen Führung, deren Modell offensichtlich das Vorbild ist, werden u.A. hier kommentiert.
Es ist also nicht, wie sie meinten, die Frage, ob man einen revolutionären Schnitt machen müsste oder sich wünscht, um das destruktive Geldsystem loszuwerden. Es sind nämlich ganz andere, elitäre Minderheiten und nicht etwa revolutionäre Mehrheiten, die diesen Mehrheiten eine Revolution aufdrängen, bzw. gerade angedeihen lassen wollen. Die Frage ist also : Wie schützen sich die Mehrheiten gegen diese ungewollte "Revolution"? ... welche als "Pandemie" getarnt daherkommt, bzw. strategisch eingeleitet wird, um die sowieso schon bildschirmverblödeten Mehrheiten ruhig zu stellen, während von allen Regierungen sukzessive die Gesetze durch gewunken werden, derer es bedarf, damit es später keine Konterrevolution mehr gegeben kann.
Es aber jetzt noch nicht zu spät sich der demokratischen Konterrevolution anzuschließen. Die kann nur über die Kenntnisnahme der realen Situation durch die Mehrheiten erfolgen. Ansonsten gibt es keine Chance.
Zum Geld noch: Doch ... aus der Unmöglichkeit bei der Schaffung von Eigentumstiteln, sprich Kapitalisierung, die nichts anderes ist als Geldentstehung, keine Krisensituation zu erzeugen, ergibt sich u.A., dass Geld an sich nur ein Phänomen/Produkt der Kapitalisierung ist. Es war also nicht das Geld die "so praktische" Erfindung, sondern das Eigentum, durch das Geld erst entsteht. Das Eigentum aber ist praktich für was? Hier sieht man indirekt, dass Geld auf Herrschaft beruht und diese manifestiert - im Kleinen wie im Großen. Auch wenn sie etwas bezahlen, und sei es eine Bratwurst, dann hat jemand seine Lebenszeit quasi für sie veräußert, anstatt sein Leben in Freiheit zu leben ...
Bei einer sozialen Wirtschaftsform braucht es weder Eigentum noch Geld.
Erst die Schaffung von Geld durch die Kapitalisierung von Eigentumstiteln erzwingt den Akkumulationskreislauf und damit die definitiv endliche Destruktion von allem. Geld wird damit das abstrakte Symbol für den exponentiellen Wachstumszwang seiner selbst und damit ist es der Killer schlechthin. Das erkennen nun, wenn auch zu spät, die "Kapitaleliten".
Aber was sag ich hier. Ich bin mir sicher, dass dieses Modell an seinem historischen Ende angekommen ist. Die angestrebte Abschaffung des Geldes (und des Eigentums all derer, die gerade nicht "Herrschaftselite" sind) durch die "Kapitaleliten" spricht dafür. Die herrschaftlichen Kontrollfunktionen, welche das Geld bis dato inne hatten, werden gerade neu strukturiert und auf andere Bereiche verlegt, weil das Geld nicht mehr so entstehen kann wie es die letzten Jahrhunderte entstanden ist. Es bedarf neuer Herrschaftsmonopole. Gegen diese wird man kämpfen müssen…
"Bei einer sozialen Wirtschaftsform braucht es weder Eigentum noch Geld."
Da werden wir wohl nicht so schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Das beliebte Bild der "Schwäbischen Hausfrau" kann diesmal positiv verwendet werden, denn es gibt bestimmte Bestandteile materiellen Besitzes, über die niemand als der Hausstand allein bestimmen/regulieren sollte, wobei ich allerdings den Grund- und Boden dem privaten Zugriff entziehen, also es zum Eigentum aller würde (Pachtsystem daraus).
Nun wird auch in Zukunft wohl in absehbarer Zeit niemand allein durch Nanomaschinen und gewissen Substanzen alle seine Produkte zuhause erzeugen können, also ein Waren- und Dienstleistungssystem über verteilte Berufe und Aufgaben erledigt werden müssen.
Wie die sich durch viele Faktoren ergebenden unvermeidlichen Unterschiede sowohl der Bedarfe/Bedürfnisse, wie auch die unterschiedlichen Beiträge zur Leistungserbringung gesellschaftlich gerecht geregelt werden können, lässt sich nicht in der Theorie vorab auf dem Reißbrett konstruieren, da die Wirklichkeit ihre jeweils eigenen, unerwarteten Ansprüche/Widerstände stellen wird.
Wie also die Grenzen der Individualität mit den kollektiven Interessen immer wieder neu bestimmt/abgegrenzt werden müssen, erfordert das gemäße Flexibilität hinsichtlich zukünftiger Gesellschaftsmodelle.
Wenn sich also zeigen sollte, das der innergesellschaftliche Prozess gerechter für alle ohne bisher bekannte geldliche Prozesse (also ausschließlich der dem Zentralbankgeld analogen als einzig geschaffenes gesetzliches Zahlungsmittel vorausgesetzte) abzuwickeln wäre, dann sollte man das natürlich umsetzen.
Allerdings wird sich vorher (aber auch bei anderen Alternativen) nicht vermeiden lassen, die jetzigen Kapital- Produktionsmittel - und Vermögenswerte einer Konsolidierung zu unterziehen. Mit anderen Worten klassisch formuliert: teilweise Enteignungen sind unvermeidlich! Aber damit wird sicher niemand von jenen in prekäre Verhältnisse gestürzt, was ja auch kein Ziel bei der Sache wäre.
Eines möchte ich allerdings noch hinzufügen: aufgrund der heute längst durch die IT-Kapazitäten vorhandenen Möglichkeiten und der weitgehenden Anbindung der Bevölkerung an die digitale Welt, ermöglicht das natürlich etwas, woran die ehemalige Planwirtschaft im Osten gescheitert ist (es gab natürlich noch weitere Gründe). Nämlich einen ständigen interaktiven, flexiblen, zeitnahen Abgleich von Nachfrage und dem darauf reagierenden Angebot. Bei einem weiter gedachten, demokratischen Modell Amazon (also nix mit Privateigentum!) dürfte klar sein, wohin die Reise gehen könnte. Damit verbunden sind dann natürlich auch die vorher angerissenen Themen. Den Anstoß zu letzteren Gedanken vor längerer Zeit hier.
Wenn sie tatsächlich nur auf diesen einen Satz aus meinen Kommentar eingehen wollen, dann muss ich sie auf den Unterschied zwischen Eigentum und Besitz hinweisen. Das sind zwei sehr unterschiedliche Dinge, besonders als Basis jedes Denkens über die schnöden Destruktion der Welt durch Kapitalisierung hinaus.
Es will ihnen also keiner ihren Kochtopf enteignen, zumindest nicht in einer sozialen Wirtschaftsökologie, denn da ist es recht bald egal wem der Kochtopf gehörte, Hauptsache es ist einer vorhanden. Die WEF Adepten aber wollen sogar ihren Kochtopf und alles andere. Sie wollen, dass ihnen nach der Durchsetzung ihrer Agenda nichts mehr gehört, sie stattdessen alles, was sie zum leben brauchen mieten werden. Einmal dürfen sie raten bei wem? Das bedeutet komplette Abhängigkeit.
Ich denke also, es ist müßig sich hier theoretisch mit einem bis dato fiktiven Modell einer sozialen Bedarfswirtschaft auseinanderzusetzen ehe man die politische Grundstruktur quasi konterrevolutionär und mehrheitlich geklärt hat. Das eine hängt logischerweise vom anderen ab. Die WEF Clique hat ihren Plan von der "Bedarfswirtschaft" vorgelegt: Eine autoritäre Feudalgesellschaft, die von der ehemaligen Kapitalelite digital gesteuert wird. Eine bessere, vor allem freiheitliche Variante ist nur durch Demokratie und nichthierarchische Strukturen möglich. Diese können dann allenfalls ein neues Modell realisieren. Entweder eins wie die Almendewirtschaft, das wie gesagt schon gut erforscht ist, oder etwas ganz Neues. Aber mit einer allgemeinen Naivität, die nicht Eigentum von Besitz unterscheiden kann, werden wir wohl im digitalen Feudalismus enden.
Alles weitere wäre nur dan sinnvoll zu debattieren, wenn sie auch auf die von mir verlinkten Inhalte eingehen könnten. Denn es handelt sich akut nicht um ein Situation, in der sich freie Bürger gemeinsam eine neue Wirtschaftsordnung ausdenken könnten. Es geht darum sich eine, die noch inhumaner ist als die aktuelle, vom Leibe zu halten. Dazu schreiben sie leider nichts.
Kein Meinung vielleicht, schlecht informiert?
"Wenn sie tatsächlich nur auf diesen einen Satz aus meinen Kommentar eingehen wollen, dann muss ich sie auf den Unterschied zwischen Eigentum und Besitz hinweisen."
und
"Kein Meinung vielleicht, schlecht informiert?"
Mir liegt eben nicht daran, ganze Romane über ihren Kommentar zu schreiben, das wiederholt sich nämlich mehr oder weniger regelmäßig bei 'Neuzugängen' im Forum. Und was ich sicher nicht bedarf, sind (kleine) Belehrungen in Sachen Wirtschaftszusammenhänge.
Zu dem "China-Tabu" kein Kommentar, denn dazu haben Sie bereits eine Meinung (ansonsten nicht verlinkt), die ich nicht teile. Wiewohl ich auch gewisse Tendenzen bei Rubikonbeiträgen/Autoren über die Zeit bemerkt habe, sodass ich da etwas Abstand genommen habe. Zumal, wenn gewisse Autoren sich gerne als "quer" verstehen, was dem zurzeitigen Trend entspricht, sich damit selbst ein alternatives kritisches Bewusstsein zuzuschreiben.
'Wir' können hier müßig über diverse Gesellschaftsmodelle diskutieren, alles (das meiste wohl) weitab von der Realität des Alltags entfernt (im Sinne von Verständnis usw.). Aber das ist ja auch ein beliebtes Hobby von Linken, woran das i.d.R. quasi mit Garantieanspruch scheitert.
Aber was bereits vor mehr als acht Jahren über demokratische 'Qualitätsverbesserung' ausgetauscht wurde, siehe hier.
Eines ist zumindest klar: die Komplexität ist enorm und der Interessen sind viele. Daraus kann der Teil der Gesellschaft den größten (manipulativen) Nutzen ziehen, wer es versteht, auf der Klaviatur der Meinungsmache virtuos zu spielen. Und mit 'virtuos' meine ich als Ergebnis (vielfach zurzeit erreicht, trotz diffuser Infragestellung/Ängste und daher auch Tendenzen nach Rechts), dass die vielen sich selbst als Individualisten verstehenden genau die Rolle einnehmen, die sie einnehmen sollen, zudem entscheidend dabei der Überzeugung sind, darüber die eigene Regie zu führen. Das aufzuknacken bedarf nun schon mehr als blasse/dröge Theorie.
Aber für ein paar Insellösungen dürfte es sicher auch zukünftig noch Nischen geben (falls das Klima nicht alles versaut!), wo sich einige (autark wähnend) den Trends entziehen und sich den größten Teil des Tages wieder mit dem Unmittelbaren beschäftigen (müssen), was ja der Preis dieser geglaubten Freiheit entspricht.
Bleiben sie gesund, irgendwie geht es schon weiter.