Kriegsgräuel in Butscha: „Jetzt muss unabhängig und sachlich ermittelt werden“

Interview Der renommierte Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck spricht über die Bilder aus Butscha und darüber, dass die Doppelmoral im Westen bei der Aufklärung von Kriegsverbrechen in der Öffentlichkeit immer kritischer gesehen wird
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 14/2022
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besucht Butscha nordwestlich der Hauptstadt Kiew (4.4.2022)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besucht Butscha nordwestlich der Hauptstadt Kiew (4.4.2022)

Foto: Imago/Zuma Press

Bilder sind unheimlich mächtig, gerade solche wie jene der leblosen Körper in Butscha, die nach dem Abzug der russischen Truppen veröffentlicht wurden. Bilder sind aber noch kein Beweis, kein Schuldspruch. Wie können die Vorfälle von Butscha aufgearbeitet und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden?

der Freitag: Herr Kaleck, die Bilder aus Butscha sind grausam, sie schockieren uns und treffen uns ins Mark. Wie gehen Sie – als Menschenrechtsanwalt – mit diesen Bildern um?

Wolfgang Kaleck: Wenn ich sage: Diese Bilder überraschen mich nicht, dann klingt das vielleicht abgebrüht. Aber sie überraschen mich leider wirklich nicht. Die russische Kriegsführung war bereits in Tschetschenien und in Syrien von ziemlicher Brutalitä