Scheitern als Fixpunkt

Juan Carlos Onetti Wie kein anderer erkundete er die menschliche Verzweiflung: Juan Carlos Onetti. Zum 100. Geburtstag des uruguayischen Schrifstellers sind zwei neue Bücher erschienen
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„Je mehr ich an das Schicksal des Menschen denke, desto mehr neige ich zu Mitleid und Ironie“, bemerkte der am 30. Mai 1994 im spanischen Exil verstorbene uruguayische Schriftsteller Juan Carlos Onetti einmal in einem seiner seltenen Interviews. Längst gilt der scheue Einzelgänger, der die letzten zehn Lebensjahre mehr oder weniger im Bett seiner Madrider Wohnung verbrachte und sich bis zuletzt hinter einem düsteren Humor verschanzte, als Wegbereiter des modernen lateinamerikanischen Romans. Doch dort, wo seine nachtdunklen Werke Mitleid und Ironie atmen, sprechen sie immer auch von Scheitern und Zerfall.

Einen „Kafka vom Rio de la Plata“ hat man den am 1. Juli 1909 als Sohn eines uruguayischen Zollbeamten in Montevideo Geborenen genannt. Er kam wie ei