>>Europas Schande<< titelt 'Spiegel Online' und verweist durch einen Kommentar von Katharina Peters auf die seit Jahren bekannte Problematik der Asylpolitik. Doch nicht nur das Medium 'Spiegel' nimmt sich der Geschichte an. Auch 'der Freitag', 'Die Zeit' und viele weitere Wochenzeitungen, Fernsehsendungen und Blogs überbieten sich aktuell mit der Thematik.
Ein Blick durch die Artikel und Beiträge der Medien lässt eigentlich gutes Hoffen. Die Medien sind sich größtenteils einig: An der Asylpolitik muss sich etwas ändern! Innenminister Friedrich (CSU) wird für seine Aussagen als zynisch an den Pranger gestellt und selbst unser Bundespräsitent Gauck erhebt sein Wort und fordert eine humanere Asylpolitik. Der Konsens steht, so selten wie nie, oder?
Die Rechnung wird ohne das Volk gemacht. Soziale Netzwerke bestimmen noch nicht ganz unser Leben, doch sie sind ein wichtiger Teil dessen geworden. Im Fernsehen, Radio und selbst in der Tages- oder Wochenzeitung wird angeregt via soziale Netzwerke Teil der Diskussion zu werden. Facebook und Twitter haben hier die Oberhand gewonnen. Und Oberhand hat noch etwas ganz anderes gewonnen: Der wieder alltagsfähige Rassismus.
>>Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!<<
Die 'Bild' bekundetete bei Facebook am Tag des Unglücks ihr Mitgefühl und schrieb "Unsere Gedanken sind heute bei den Flüchtlingen bei Lampedusa" und verwies auf die knapp 200 toten Menschen. Michel Svw Zum Ersten fragt daraufhin, ob jemand ein Rezept für >>Gulaschsuppe<< braucht, zehn Likes! Dominik Lubasch verweist auf >>200 weniger Flüchtlinge, die wir nicht aufnehmen müssen :)<<, 34 Likes. Und natürlich darf der fast schon obligatorische Satz >>Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!<< nicht fehlen - 21 Likes!
Facebook lässt die Schranken fallen
Soziale Netzwerken sprießen nur so vor rassistischen Äußerungen und dabei scheinen viele zu vergessen - das Internet vergisst nicht. Durch die Privateinstellungen werden direkte Statusangaben bei Facebook nur für Freunde freigegeben. Die Abschottung vor der Öffentlichkeit scheint vollzogen. Doch die Eingabe des Namen in die Suchmaschinen offenbart interessante Tatsachen. Da findet sich der Arzt aus Sachsen, der Maschinenbaustudent aus Essen-Duisburg oder der Arbeitslose aus Berlin. Viele weitere Informationen sind nur einen Klick weiter zu finden. Alle sozialen Schichten verbindet ein Thema: Der Hass und das Unverständnis über Asylpolitik und Migranten.
Wen wundert da noch der Erfolg der AfD?
Es darf dann nicht verwundern, dass die Alternative für Deutschland (AfD) einen solchen Zulauf erhält und das nicht nur von der klar abgrenzbaren rechten Seite. Ängste gegenüber dem Islam, Migrationsschwärme aus Bulgarien und Rumänien oder die Boote aus Afrika heizen die Stimmung weiter auf. Die AfD vertritt mittlerweile nicht nur die Euroskepsis, sondern nimmt sich dem Thema Einwanderung an. Diese beiden Säulen sind die Grundbausteine der AfD und schaffen einen breiten, rassistischen Konsens in der Gesellschaft. Wörter wie "entartet" werden laut Chris Schlobies, ein AfD-Fan auf Facebook, nicht mehr als Tabu angesehen, denn: "Jedes deutsche wort gehört zur deutschen sprache - diese tabuisierung ist doch steinzeit -nur waren die damals noch nicht so blöd." Fragt sich, wie man "blöd" definiert.
>>Asyl nur für Deutsche<<
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Kommentare 17
@Peter Jelinek
Scharf beobachtet. Kann ich nur zustimmen, dass Sie mit dem Inhalt Ihres Blogs recht haben.
Bernd Riexinger von der Linken hate "Friedrich" wegen seiner Äusserungen wohl als Hassprediger bezeichnet.
Wirklich zufällig hatte ich heute "Bild" in den Händen.
Da war Riexinger wegen dieses Zitat´s für Bild glatt "Verlierer des Tages" weil die Zeitung diese Bezeichnung masslos überzogen findet.
Für mich fängt da schon die andere Seite von Bild für das Mitgefühl mit den verstorbenen Flüchtlingen an. Die Herrschaft über die Stammtische mag man natürlich trotzdem nicht aufgeben- die Stammtische, da wo der Alltagsrassismus nicht nur anfängt!
Mir ist nicht klar, was du mit deinem Beitrag sagen willst. In den Massenforen wirst du immer fündig. Ich bin sicher, du hättest auch die gegenteiligen Einstellungen finden können. Wenn nicht, wäre das schlimm.
Ich finde es notwendig, der Frage nachzugehen, welche psychischen Dispositionen zu solchen Aussagen führen. Sie einfach als Alltagsrassismus abzutun, ist zu wenig. Damit wird man sie nicht los.
Was wäre dein Modell? Sollten alle, die nach Europa streben, aufgenommen werden?
Immer wenn es "in den sozialen Netzwerken" zu einer vermehrten Menge rassistischer, homophober oder sexistischer Äußerungen kommt, wird das stets mit einem Tonfall angeprangert als wäre es die Aufgabe dieser Netzwerke, solches zu unterbinden. Das ist falsch. Die sozialen Netzwerke und Foren sind ein Spiegelbildsplitter der Gesellschaft, wir haben das auszuhalten. Wir kritisieren vollmundig Tag für Tag Länder wie China oder Russland für ihre Zensur, für ihren Mangel an Meinungs- und Redefreiheit. Wer diese Freiheit hochhalten will muss auch diejenigen ertragen können, deren Meinung nicht der eigenen entspricht. Es ist unsere große Lebensprüfung als Gesellschaft, und nur das wird am Ende das menschenverachtende bekämpfen können.
"Mir ist nicht klar, was du mit deinem Beitrag sagen willst." Soziale Netzwerken sprießen nur so vor rassistischen Äußerungen und dabei scheinen viele zu vergessen - das Internet vergisst nicht.
Erzgänzend dazu: Kommentarfunktionen lassen Schranken fallen, die in der "Realität" so nicht vorkommen würden. Das ist meine These, die ich auf Zeit Online, N24, n-tv, Spiegel Online oder den sozialen Netzwerken entdecken kann - und nicht nur ich. Selbst die Süddeutsche hat das Thema für sich entdeckt, wie mir heute aufgefallen ist, siehe hier.
Um noch auf Ihr Anliegen zu kommen, welche "psychischen Dispositionen zu solchen Aussagen führen", können Sie sich doch die Kommentare selber durchlesen. Ist ja alles öffentlich - Es geht um den "Untergang" des Sozialsystems, des Abendlandes, der Christen, der "deutschen Kultur", Tradition etc. Ich nenne das Alltagsrassismus, weil den Grundstein berührt und selbstverständlich nicht in die Tiefe geht. Aber das war auch nie mein Interesse mit diesem Artikel.
Und mein Artikel sollte auch nicht eine Lösung für Asylpolitik bieten. Das war niemals mein Thema. Deswegen brauche ich auch gar nicht auf "mein Modell" eingehen. Das könnte ich ggf. in einem extra Eintrag ausführen, aber nicht hier.
Wieso reden hier alle von "meinem Modell", dass konkrete Vorschläge für eine funktionierende Flüchtlingspolitik ruft? Das war und ist nicht Anliegen dieses Textes. Das ich mit der AfD "wedel" sollte lediglich meine Aussage untermalen, dass Rassismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, wenn er denn jemals weg war.
Warum ich das behaupte? Ganz einfach: Es ist die eine Sache sich über Flüchtlinge und die dazugehörige Politik zu unterhalten oder zu disktuieren aber grundlegend in ein oder zwei Sätzen diffamierend und ausgrenzend gegenüber den Menschen aufzutreten ist Rassimus. Das hat nichts mit einer "Diskussion" zutun, sondern ist lediglich Stammtisch, der leider funktioniert. Ich kann auch nichts dafür, dass sich dies in der AfD wiederfindet.
Und hier die SPD und Grünen zu benennen ist ebenfalls fehl am Platze. Es ist allgemein bekannt, dass die Grünen auf Vielfalt setzen und offener als die CDU und die AfD agieren. Aber wie gesagt, es ist ein Thema für sich, dass ich hier nicht weiter ankratzen mag.
Auch wenn Sie Rassimus unter das Packet "Tonfall" stecken bleibt es Rassismus. Die Meinungs- und Redefreiheit endet dort, wo sie andere Menschen angreift. In den USA mag das anders laufen, aber hier ist es eine Straftat, auch in den sozialen Netzwerken.
"Die Meinungs- und Redefreiheit endet dort, wo sie andere Menschen angreift."
Hallo Peter Jelinek,
das ist nicht ganz zutreffend, und ich bin froh darüber; ich denke da z.B. an Satire. Der § 130 StGB wird nach meiner Wahrnehmung nicht nur in Bezug auf soziale Netzwerke sehr selten bis gar nicht angewandt.
Gruß, RTF
"Und mein Artikel sollte auch nicht eine Lösung für Asylpolitik bieten. Das war niemals mein Thema. Deswegen brauche ich auch gar nicht auf "mein Modell" eingehen."
Was is dat für ne Haltung? Ein Blog ist ein Stammtisch. Da kann man sich nicht drücken, wenn Fragen auftauchen. Wir sind doch nicht im Seminar einer Hochschule oder bei Queen Mum zum Mittagessen. In diesem Ambiente des vornehmen Parlierens kann man solche Ausflüchte vielleicht anbringen. Hier muss es zur Sache gehen!
"Ein Blog ist ein Stammtisch. [...] Hier muss es zur Sache gehen!"
Das ist Ihre Meinung. Genau so eine Meinung führt dazu, dass sich viele Blogs einfach elendig lesen, da hunderte Thesen und Themen einfach durcheinander geworfen werden. Ein Bericht, ein Thema ist ideal - das man Themen tangiert ist natürlich nicht die Ausnahme aber ist oftmals ein ungünstiger Spagat.
"Aber auch dann können SPD und GRÜNE das Thema Zuwanderung doch im Sinne deutlichen Erweiterung zum primären Wahlkampfinhalt machen; wo sie es doch kürzlich leider, leider vergessen haben."
Was ist schon "Wahlkampf"? Lesen Sie sich das Parteiprogramm durch und gut ist. Sich in einem "Wahlkampf" nur auf ein, zwei oder drei Themen zu konzentrieren ist in einer globalisierten Welt einfach nicht mehr zeitgemäß. Zumal der Wahlkampf sich größtenteils nur auf das ausrichtet, was die Leute hören wollen - Steuern, Mindestlohn, Energiepolitik. In vier Jahren werden es vielleicht andere Themen sein aber es werden niemals mehr als eine kleine Hand voll Themen werden - traurig.
"...ich denke da z.B. an Satire." Schön, dass Sie an Satire denken. Und ich gebe Ihnen vollkommen Recht. Die Kommentare in sozialen Netzwerken, wie bspw. jetzt bei N24 sind aber wohl kaum mit Satire zu untermalen, oder? Aber man kann sich die Sachen auch so zurechtlegen wie man will...
"...da hunderte Thesen und Themen einfach durcheinander geworfen werden."
Das ist doch keine überzeugende Argumentation. Es geht hier um Asylpolitik. Und meine Frage nahm sich des Themas an. Ich wollte doch nix wissen über Dieter Bohlen oder sonst einen Heini. Es ist doch keine Sünde, wenn man Kritik an der Asylpolitik übt, gleichzeitig aufzuzeigen, wie es besser geht. Danach richtete sich mein Verlangen. Ich sehe darin kein Themendurcheinanderwerfen.
Es geht nicht um Asylpolitik. Diese ist nur ein Beispiel für meine Argumentation. Es geht um in der gesellschaftlichen Mitte verankerten Rassismus. Damit hätten wir die Sache dann wohl abgehakt. Ich könnte den gleichen Beitrag auch mit anderen Beispielen bespicken aber die Flüchtlinge sind ja gerade aktueller denn je.
Sie merken schon, dass Sie sich widersprechen, oder? Was ist Vielfalt für Sie? Vielfalt bedeutet auch andere Kulturen zu akzeptieren. Sie betreiben objektive Vielfalt. Oder finden Sie Vielfalt bedeutet sich der "deutschen" Kultur anzugleichen? Zudem pauschalisieren Sie. Und keine Bange, ich kenne viele Migranten, die ich als meine Freunde zählen würde. Liegt vielleicht auch an der Wohnlage und wissen Sie was, ich sehe keine "schäbigen Plastiktüten".
Falls Ihr Satz Ironie war, habe ich das leider nicht bemerkt. Falls nicht, Alltagsrassimus.
Entschuldigen Sie, natürlich kommt noch ein "den" bei "Es geht um den in der...."
Ich habe lediglich auf die in meinen Augen unzulässige Generalisierung ihrerseits hingewiesen. Dass viele Kommentare im Netz zum Thema nicht nur rassistisch sind, sondern auch eine traurige Ignoranz offenbaren, habe auch ich gelesen. Ich denke aber nicht, dass die Anwendung des § 130 StGB (auf den Sie vermutlich anspielten) in diesem Kontext zielführend ist.
Ich halte es dagegen für sinnvoll solcher Denkweise sachlich und aufklärend engegenzutreten. Und "die Sachen so zurechtzulegen", wie Sie schrieben, war nicht meine Intention.
Gruß, RTF
"Ich denke aber nicht, dass die Anwendung des § 130 StGB (auf den Sie vermutlich anspielten) in diesem Kontext zielführend ist." Stimmt, dass hätte ich weiter auslegen sollen. Nächste Mal. ;)