Kein hässlicher Moslem

Religiöse Wege in die Moderne Weshalb sich der Westen mehr für das Phänomen des "Sowjet-Islam" interessieren sollte
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Im Jahr 2001 dämonisierte Karl-Heinz Bohrer, Herausgeber der abendländisch-intellektuellen Monatszeitschrift Merkur, den Islam als "unaufgeklärt gebliebene frühmittelalterliche Religion, die periodisch aggressiv ausbricht, vergleichbar in seinen zivilisatorischen Defiziten mit der spanischen Kirche zur Zeit der Inquisition, deren Folgen bis zum faschistoiden Franco-Regime reichen".

Wer dieses Urteil zur Kenntnis nahm, den mochte erstaunen, dass von vielen Islam-Analysten im Westen bis zum Zusammenbruch der UdSSR jede Manifestation islamischer Frömmigkeit in den zentralasiatischen Sowjetrepubliken als Zeichen des politischen Protests gegen das kommunistische Regime bejubelt wurde. Erst Anfang der neunziger Jahre verzeichnete diese Lesart des "Sowjet-Islam" einen gewi