Brot und Rosen

Frauenstreiktag Die Erinnerung an wesentlich von Frauen getragenen Streiks in der Geschichte bleiben vor allem durch Songtexte in Erinnerung. Dieser gehört dazu:

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Ihre Freitag-Redaktion

„WIR WOLLEN BROT, ABER AUCH ROSEN!”

Wenn wir zusammen gehen,
geht mit uns ein schöner Tag,
durch all die dunklen Küchen
und wo grau ein Werkshof lag,
beginnt plötzlich die Sonne
unsre arme Welt zu kosen
und jeder hört uns singen
BROT UND ROSEN

Wenn wir zusammen gehen,
kämpfen wir auch für den Mann,
weil unbemuttert kein Mensch
auf die Erde kommen kann
und wenn ein Leben mehr ist
als nur Arbeit, Schweiß und Bauch
wollen wir mehr - gebt uns Brot
doch gebt die Rosen auch.

Wenn wir zusammen gehen
gehen unsre Toten mit,
ihr unerhörter Schrei nach Brot
schreit auch durch unser Lied
sie hatten für die Schönheit,
Liebe, Kunst erschöpft nie Ruh
drum kämpfen wir ums Brot
und woll'n die Rosen dazu.

Wenn wir zusammen gehen
kommt mit uns ein bessrer Tag,
die Frauen, die sich wehren
wehren aller Menschen Plag,
zuende sei, dass kleine Leute
schuften für die Großen,
her mit dem ganzen Leben:

BROT UND ROSEN

Dieses Gedicht von James Oppenheim, später als Lied vertont, wurde berühmt durch einen Streik von 14.000 Arbeiter*innen in den Textilfabriken von Lawrence, einer Stadt in den USA im Bundesstaat Massachusetts. Die Arbeit wurde dort am 11. Januar 1912 im Kampf gegen Hungerlöhne und Kinderarbeit niedergelegt.

Besonders entschlossen kämpften die Frauen: Mehr weibliche als männliche Streikposten wurden wegen Einschüchterung von Streikbrecher*innen verhaftet. Sie wollten sich lieber ins Gefängnis werfen lassen, als eine Geldbuße für ihre Freilassung zu zahlen. Berühmt wurde der Streik wegen der Lieder, die von den Frauen gesungen wurden. Sie sangen in den Kantinen, bei Versammlungen und Kundgebungen und bei Demonstrationen durch die Straßen der Stadt.

Das Gedicht „Brot und Rosen“ regte die Arbeiterinnen an, auf ihre Fahnen zu schreiben: „We want bread and roses too!“

Heute, am 8. März 2019 streiken wieder Frauen in aller Welt Ausbeutung und Patriarchat. Der über 100 Jahre alte Text soll hier veröffentlicht werden, weil er über das Jahrhundert seine Aktualität nicht eingebüßt hat. Der Text beeindruckt noch immer wegen der noch uneingelösten Forderungen.

Her mit dem ganzen Leben sangen die Arbeiter*innen vor mehr als 100 Jahren, Das ist verdammt aktuell in einer Zeit, wo die kapitalistischen Zumutungen das Leben der Menschen immer mehr bestimmt. Das Lied beeindruckt auch deshalb, weil hier eine Entschlossenheit ausgedrückt, eine neue Gesellschaft aufzubauen - wenn wir zusammen gehen. Das Lied soll zum Nachdenken anregen, ob wir nicht heute noch genauso wie die Frauen vor mehr als 100 Jahren für die ganz andere Gesellschaft auf die Straße gehen sollen, statt wie die neue Jugendumweltbewegung für irgendwelche Abkommen der Herrschenden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Peter Nowak

lesender arbeiter

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