Die Bands setzen die Trends

Krach am Bach Das Festival in Beelen in NRW-Provinz ist schon ausverkauft. Ein Beitrag vom Kollegen und Musikkenner André de Vos

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Für zwei Tage wird am 4. und 5. August das eher beschauliche Beelen zum Mekka musikbegeisterter Rockfans, wenn dort nämlich zum 24. Mal das „Krach am Bach“ – Festival über die Bühne gehen wird. Der Verein „Krach am Bach“ wird auch dieses Jahr wieder 20 Bands aufbieten, die die verschiedensten Spielarten zwischen Blues-, Hard und Krautrock, Stoner, Psychedelia sowie Heavyrock abdecken. Das heißt, egal, welches Genre die einzelne Band stilistisch ab den Endsechzigern bedient, sie wird spieltechnisch alles aufbieten, was diese jeweilige Epoche groß gemacht hat und das in die Gegenwart fortschreiben. Wenn am Freitag dann ab 14 Uhr die ersten Zelte aufgebaut sind, legen auf zwei Bühnen die Bands los, die „Love Machine“, „Glasgow Coma Scale”, „Odd Couple“ oder „Causa Sui“ heißen. Sie können aus Versmold kommen wie das „Soap Bubble Orchestra“, die eine rhythmisch sehr dichte und vielschichtige Form von Fusion präsentieren, oder auch aus Russland wie die jazzig-proggigen „The Legendary Flower Punk“. Oder aber sie reisen sogar aus Australien an wie das Trio „Child“ aus Melbourne, um auf dem Gelände vom „Fliesenstudio Hartmann“ an der „Hörster 7“ ihren bluesigen Sound mit Heavy-Psychrock-Elementen zu spielen. Blues als Basis vieler Bands wird beim „Krach am Bach“ groß geschrieben: „Brutus“ am Freitag, das Quintett mit Mitgliedern aus Norwegen und Schweden, stehen eher in der Tradition von Gruppen wie zum Beispiel „Blue Cheer“ und sind nicht so hart, wie es ihr Name vermuten ließe. Aber ihr Sänger Nils Joakim Stenby hat sicherlich nichts dagegen, gesangstechnisch mit Ozzy Osbourne verglichen zu werden. Als Variation dazu gibt es wirklich brutalen Country-Rock von „Shawn James & The Shape Shfters“ aus Arkansas. Mit harten Gitarren, verzerrtem Banjo und einer Reibeisenstimme spielen sie nach Eigenaussage „Swampy Blues Stoner Rock”, und wenn man ihre Platte „The Gospel According to Shawn James & The Shapeshifters“ hört, weiß man, wie dreckiger Delta-Bluesrock wirklich klingt. Die englischen „The Brew“ am Samstag feuern als saubereres Bluesrock-Trio hingegen eine Show ab, die eher in der Tradition von „Cream“ steht und bei der der ausgezeichnete Gitarrist Jason Barwick auch mal ein Solo im Stil von Jimi Hendrix aus dem Ärmel schüttelt. Ein weites musikalisches Spektrum decken „Shaman Elephant“ aus Bergen in Norwegen am Freitag ab, die heavy, verspielt und selbst zappaesk klingen können. Das musikalische Überraschungsei am selben Abend als Headliner sind ihre Landsmänner aus Trondheim: „Motorpsycho“. Die drei mit neuem Schlagzeuger Tomas Järmyr sind seit 1989 unterwegs, ab den Sechzigern in jeder musikalischen Spielart zu Hause und können nach Bedarf spezifisch jede Epoche abdecken wie sie auf etlichen Longplayern und EPs in den letzten 28 Jahren schon bewiesen haben. Vielleicht spielen sie aber auch Material ihrer neuen Platte, die noch im September nach ihrem aktuellen Werk „Begynnelser“ von 2017 herauskommen soll. Man erkennt: In diesem Spektrum sind musikalisch keine Grenzen gesetzt. „Elder“ aus Bosten spielen auf ihrer neuen Platte „Reflections Of A Floating World“ kein Stück, das nicht um die 10 Minuten lang ist und im Gegensatz zur heutigen Hörgewohnheiten Kontemplation und Konzentration verlangt. Für nur 40€ Eintritt bekommt man hier einen Überblick über den jüngsten Entwicklungsstand einer nur noch hier prosperierenden Musikszene geboten. Diese Bands setzen die musikalischen Trends in einem Sektor, wo man noch klar eine Ausweitung an Festivals und Konzerten beobachten kann.

Infos: www.krachambach.de

André de Vos

http://laut.fm/radio_pyrocluster

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Geschrieben von

Peter Nowak

lesender arbeiter

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