Da sind wir aber immer noch, lautete eine beliebte Parole, wenn wieder einmal Ende Februar die Protagonist_innen des Festivals des politischen Liedes für ein Wochenende in der Wabe ihren Auftritt hatten. Sie erinnerten damit das Festival des politischen Liedes, an ein Stück DDR-Kultur, die es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten. Es war und ist ein Verdienst des Festivals Kultur und Politik, daran zu erinnern, dass dieses Festival auch in der DDR mit gesellschaftlichen Aufbrüchen in aller Welt verbunden war. Ob der Kampf gegen den Vietnamkrieg, die Solidarität mit den chilenischen Linken unter Allende und dann nach dem faschistischen Putsch mit den Verfolgten, der Kampf für das Leben von Angela Davis, die nach den Willen der US-Reaktionäre hingerichtet werden sollte oder die afrikanische Bewegung gegen Kolonialismus: Das Festival des politischen Liedes war so auch ein Seismograph für weltweite Kämpfe der Linke in einer Zeit, als die noch nicht so in der Defensive war, wie heute. Damals ging es noch um mehr, als gegen Rechtspopulist_innen ein angeblich kleineres Übel aus dem (neo)liberalen Spektrum zu wählen, wie es in der letzten Zeit in Österreich geschah und wie es sich jetzt in Frankreich wiederholen könnte. Diese Momente eines gesellschaftlichen Aufbruchs zu bewahren, dafür gebührt den Menschen Dank , die nun jedes Jahr ein Wochenende unter dem Titel „Festival Musik und Politik“ ein Programm auf die Beine stellen. Das es mehr beim Erinnern und Bewahren bleib und es von dort kaum gelingt Perspektiven für die Gegenwart zu entwickeln, ist ein objektives Problem, das den Aktiven nun am Wenigsten anzukreiden ist. Vor ca. 10 Jahren gab es nicht nur mehr Auftritte junger, avantgardistischer Bands, nicht nur aber auch aus den Hip Hop-Bereich. Es wurde auch damals auf dem Festival auch die Frage gestellt, was heute ein politisches Lied sein kann, das mehr als nur gut gemeint ist. Doch bei begrenzten Budgets und den Schwierigkeiten, unterschiedliche kulturelle Milieus zusammen zu bringen, sind solche Ansätze immer besonders schwierig. Was aber schwer verständlich ist, dass die sich in diesem Jahr das Festival Musik und Politik auch noch als Erinnerungsprojekt praktisch zweigeteilt präsentiert. Zeitgleich zur Veranstaltung in der Wabe gab es im Kino International eine Feier zum siebzigsten Jubiläum der Tageszeitung Junge Welt. Dort spielte mit Daniel Vigletti eine Ikone nicht nur der südamerikanischen Linken, die auch am Festival des politischen Liedes in der DDR aufgetreten ist. Warum es nicht gelungen ist, eine solche Veranstaltung in das Programm des Festivals Musik und Politik zu integrieren , ist wohl ehr mit persönlichen Animositäten der Beteiligten als mit inhaltlichen oder kulturellen Differenzen zu erklären. Aber erklärungsbedürftig wäre es schon
Peter Nowak
Festival Musik und Politik:
http://www.musikundpolitik.de/festivalinformationen/festival-2017/
Jubiläunsveranstaltung: 70 Jahre junge Welt:
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