Erinnerung an eine sozialistische Antirassistin

Eslanda Robeson An die Schwarze Wissenschaftlerin und Sozialistin erinnert eine Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt. Mit ihr wird auch an eine Frau erinnert werden, für die der Kampf gegen Kapitalismus und Rassismus zusammen gehörte

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Im oberen Teil des Hauses der Kulturen der Welt (HdW) findet sich mit The missed Seminar eine Ausstellung, die auch an ein Stück linker Geschichte der DDR und der internationalen kommunistischen Bewegung erinnert. Im Mittelpunkt steht die Anthropologin, Bürgerrechtlerin und Feministin Eslanda Robeson. In der Öffentlichkeit und auch im Wikipedia-Eintrag wird sie immer als Frau und Managerin von Paul Robeson benannt. Nach dem Sänger, der wegen seiner lebenslangen Sympathie für die kommunistische Bewegung in den USA vielfältigen Repressalien ausgesetzt war und mehrere Jahre das Land nicht verlassen durfte, waren in der DDR Straßen und Schulen benannt. Eslanda Robeson war hingegen kaum bekannt. Es gibt fast nur englischsprachige Informationen über sie. Daher ist es umso verdienstvoller, dass die kleine Ausstellung im HdW ganz bewusst die Wissenschaftlerin und engagierte Linke in den Mittelpunkt stellte. Sie wird dort als „Schwarze Anthropologin, antikoloniale Schriftstellerin, Weltreisende und afroamerikanische Fotografin“ vorgestellt. Auf einen großen Tisch sind viele Texte zu sehen, Bücher ausgestellt. Zudem kann man sich kurze Videos ansehen, die das vielfältige Engagement von Eslanda Robeson zum Thema haben.

Ein Stück antirassistische Geschichte der DDR

Es ist auch eine Geschichte der DDR, denn nicht nur Paul Robeson war dort häufiger zu Besuch und sprach in höchsten Tönen von den Konzerten, wo er begeistere Anhänger*innen hatte. Im Nachhinein sagte Paul Robeson, dass er sich bei seinen Auftritten in der DDR aber auch anderen sozialistischen Ländern Osteuropas als Mensch erstgenommen fühlte. Auch Eslanda Robeson hielt sich häufig in der DDR auf. Ein Foto, die auf der kleinen Ausstellung zu sehen ist, zeigt sie bei den öffentlichen Prozess gegen den Altnazis und langjährigen BRD-Staatssekretär Hans-Maria Globke. Auf einen DDR-Tribunal wurde 1963 Globke der Prozess wegen seiner Nazivergangenheit gemacht. Er war nicht vertreten. Aber Linke aus vielen Ländern, darunter auch Eslanda Robeson gehörten zu den Zuschauer*innen. Natürlich war das Tribunal auch eine Propagandaveranstaltung der DDR. Aber die Veranstaltung wurde auch von vielen Linken in aller Welt als antifaschistische Manifestation verstanden Begleitet wurde Eslanda Robeson dort von den Franz Löser, der als Jude mit den Kindertransporten der deutschen Vernichtungspolitik entkommen war. Den marxistische Philosoph verband eine langjährige Freundschaft mit den Robesons. Löser baute auch in Ostberlin das Paul-Robeson-Archiv auf, auf das in der Ausstellung Bezug genommen wird. Nachdem Löser 1983 bei einen New York-Besuch Asyl in den USA beantragte und später in der BRD lebte, wurde diese Arbeit von anderen weitergeführt-Der Verfolgungsgeschichte von Eslanda und Paul Robeson in den USA widmet sich eine Installation des Künstlers Steve McQueen, der auf einer Leinwand 12 Stunden und 54 Minuten Akten und Papiere zeigt, die das FBI über sie und andere Oppositionelle in den USA gesammelt hat.

Auf Tafeln in der Ausstellung wird auf den Ort verwiesen, an dem diese Zeugnisse der weitgehend in Vergessenheit geratenen Geschichte einer antirassistischen und antikolonialen Theorie und Praxis von Sozialist*innen und Kommunist*innen gezeigt wird. Es ist das in Zeiten des Kalten Krieges 1957 gebaute Kongresshalle, die von der US-Regierun als Zeichen der „freien Welt“ gegen den realexistierenden Sozialismus verstanden wurde. Dort residiert nun das HdW und ermöglicht einen anderen Blick auf die Geschichte. In den USA gibt es. schon lang junge Menschen, die sich für diese linke Geschichte erinnern Davon zeugt das dortige Paul-Robeson-Archiv und das hat nicht nur historische Gründe. Eine junge Linke sucht heute auch Perspektiven in einer Politik, als der Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung und die vielfältigen Unterdrücksformen wie Rassismus und Patriarchat zusammen gehörten. Daher ist auch Angela Davis noch immer so gefragt, als Kommunistin, als feministische und antirassistische Aktivistin und Wissenschaftlerin. Das Interesse besteht auch in Deutschland, wie der große Andrang bei einer Rede von Angela Davis am 6.Oktober in Berlin zeigte. Auch in Buchverlagen, die ja immer Seismographen sind, hat sich das Interesse schon rumgesprochen. Erinnert sei an das im Suhrkamp-Verlag veröffentlichte Buch "Reisende der Weltgeschichte" von der Historikerin Brigitte Studer, eine Globalgeschichte der Kommunistischen Internationale, wie im Untertitel nicht so viel versprochen wird. So wie die Ausstellung im HdW zeichnet sich auch Studers Buch dadurch aus, dass es ohne antikommunistischen Furore geschrieben wurde und die Menschen, die dort beschrieben werden, Ernst nimmt. Studer beschreibt Menschen, die für den Kampf für eine neue Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung und das für sie auch der Kampf gegen Patriarchat und Rassismus nicht nur auf Karriere verzichteten, sondern oft Verfolgung bis zum Tod ausgesetzt waren.

Erinnerung an Verfolgung von Linken in den USA

Auch Eslanda und Paul Robeson waren über Jahre Opfer dieser Verfolgung. Die Ausstellung dokumentiert auch „die Pathologie des antikommunistischen Hasses in den USA, durch den die grundlegenden Menschenrechte von Paul und Eslanda Robeson verletzt wurden, und veranschaulichet zugleich den lebenslangen Kampf für Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit“, heißt es im informativen zweisprachigen Ausstellungskatalog, der ebenso kostenfrei ist wie der Besuch im besten Sinne aufklärerischen Ausstellung. Noch bis zum 30 Dezember ist sie von Montag, Mittwoch und Donnerstag von 16 Uhr bis 21 Uhr, Samstag von 12 -21 Uhr und Sonntag von 12- 19 Uhr zu sehen.

Peter Nowak

Es ist die Langfassung eines Artikels, der in der Tageszeitung Neues Deutschland erschienen ist

https://www.nd-aktuell.de/artikel/1169084.haus-der-kulturen-der-welt-nicht-nur-die-frau-an-seiner-seite.html

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Geschrieben von

Peter Nowak

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