Kunst in der Brandenburger Provinz

Rohkunstbau Mit Rohunstabu und Umwonst gibt es gleich zwie sehenswerte Kunstausstellung, die zure Viiste in der Brandenburer Provinz ermuntern.

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„Umsonst und Draußen“, unter diesen Namen werden meistens Gratisfestivals beworben. Doch in der Villa Schöningen in unmittelbarer Nähe zur Glienicker Brücke in Potsdam firmiert unter diesem Titel eine Werkschau des Objektkünstlers Olaf Metzel. Schon von Draußen sieht man eine große Skulptur stehen, die wie überdimensionale zerknitterte Zeitungsseiten aussehen. Lubmin heißt die Arbeit. Die Stadt besuchte Metzel am 19. Januar 2013. Dort kaufte er alle polnischen Zeitungen auf, die er dann in dieser Skulptur verarbeitete. „Die Zeitungen wären normalerweise zerknüllt auf der Straße gelandet oder im Papierkorb; Poster oder Plakate hängen irgendwann zerrissen an der Wand - nichts ist so alt, wie die Zeitung von vorgestern. Der Zeitungsmüll bestimmt jedenfalls auch das Bild vom öffentlichen Raum“, erklärte Metzel seine Arbeit. Davon lässt er sich auch der Installation „Trübe Tage (Athen) leiten, die einen Raum in der Villa Schöningen einnimmt. Dort hat er beidseitig bedruckte Aluminiumplatten so trapiert, dass sie wie überdimensionierte Zeitungsknäuel aussehen.

Auch Metzels frühe Arbeiten, mit denen er bekannt wurde, sind in der Villa zu sehen. Dazu gehört die Skulptur „13.4.1981“, .die aus in einander verkeilten Polizeisperrgittern besteht, auf die ein Einkaufswagen gestellt wurde. Die Arbeit an eine große Demonstration der Westberliner Linken, bei der zahlreiche Schaufensterscheiben zu Bruch gegangen sind. Dass die Arbeit nun in einer Villa zu sehen ist, zeigt auch, wie schnell auch sogenannte kritische Kunst von Institutionen. vereinnahmt wird, wenn der Künstler erst einmal bekannt und genug Zeit vergangen ist. Die Villa Schöningen ist ein Erbe des preußischen Großbürgertums, auf der Homepage inszenieren sich die Organisatoren „als Opfer deutscher Nazis und sowjetischer Kommunisten“. Dass in der DDR in dieser Villa ein Kindererholungsheim eingerichtet war, spricht gewiss nicht gegen die DDR. Im Gegenteil, hier galt der Grundsatz der frühen Sowjetunion, dass in die Villen der Reichen die Kinder der Armen einziehen und eine schöne Zeit haben sollen. Wenn man am Balkon der Villa steht, hat man einen guten Rundblick über einige andere Bauwerke aus der preußischen Epoche, unter Anderem kann man die Heilandskirche von Sacrow sehen. Nur wenige Meter entfernt in Schloss Sacrow konnte man 2007 die Ausstellung Rohkunstbau sehen.

Revolution im Roskow

In diesem Jahr muss man etwas weiter in die brandenburgische Provinz fahren, um Rohkunstbau zu sehen. Im alten Schloss des Dörfchens Roskow, 13 Kilometer von Brandenburg entfernt hat sich bereits im zweiten Jahr Rohkunstbau für mehrere Monate einlogiert. Unter den Obertitel Revolution wurden 12 international bekannte Künstler_innen gebeten, Arbeiten zu gestalten, die auch den Ort, ein etwas heruntergekommenes Schloss, zu berücksichtigen. Dass ist auch in diesem Jahr weitgehend gelungen. Im Vergleich zum letzten Jahr, konnte das Obergeschoss des Schlosses wegen Baufälligkeit nicht mehr genutzt werden. Die Arbeiten werden im Untergeschoss und Garten präsentiert.

Der 1964 in Stuttgart geboreneMarkus Keibel hat 18 Brockhaus Bände verbrannt und die Asche teilweise in Schüttbildern verarbeitet. Ein Teil der Asche wurde in große Reagenzgläser gefüllt, die im Garten stehen. Der Künstler will diese Installation als Kritik am Informationskonsum und als Aufforderung zum selbstständigen Denken verstanden wissen.

Die türkische Künstlerin Nevin Aladag hat zwei bronzene Stiletto-Hämmer entworfen mit denen sie auf verzinkte Metallplatten bollerte. Vom Maler Erik Schmidt sind großformatige Gemälde aus der Serie "Downtown über die Occupy-Bewegung 2011 in New York zusehen. . Seine pastosen Ölgemälde sind hell und freundlich, zeigen Demonstranten, Polizisten und Touristen im Zuccotti-Park, der zum Zentrum der Protestbewegung wurde. Auch wenn man keine Gesichter erkennt, scheint alles auf seinen Bildern zu lachen. "Es war total sexy" sagt der Künstler dazu. "Junge Menschen, Sommer, wahnsinnige Energie, wie ein großes Theater, voller Selbstdarsteller."Eine etwas seltsame Uhr fällt sofort auf. Denn sie bewegt nicht die Zeiger sondern dreht sich selber ruckartig m die eigene Achse Ein Besuch bei der Rohkunstbau lohnt noch immer, man sollte einen Nachmittag einplanen und nach der Ausstellung auch noch Schloss und die Umgebung kennenzulernen. Noch bis zum 21.9.. besteht dazu die Gelegenheit immer am Wochenende. Dann schließt Rohkunstbau 2014 die Pforten.

Peter Nowak

Link zum Rohkunstbau:

http://www.boell-brandenburg.de/de/rohkunstbau

Link zur Ausstellung Umsonst und Draußen in der Villa Schöningen:

http://www.villa-schoeningen.org/ausstellungen/sonderausstellung/

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Geschrieben von

Peter Nowak

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