Marxismus mit Anschluss an soziale Bewegungen

Louis Althusser Der in Berlin lebende Philosoph Ingo Kramer gibt in seinen ersten Buch eine Einführung in die Philosophie des französischen Philosophen. .

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Der erste Teil des Buches widmet sich den Bezügen aus Psychoanalyse, Linguistik und Strukturalismus. Aus diesen drei Bereichen hat Althusser Begriffe in den Marxismus importiert. In den folgenden Kapiteln geht Kramer auf einige Aspekte von Althussers Theorien ein, mit der zu einer Erneuerung der marxistischen Philosophie beitragen wollte. So wandte er sich 1962 in seiner Schrift „Das Kapitel lesen“gegen einen rein ökonomistischen Ansatz, der alle Erscheinungen des Kapitalismus auf den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit reduziere. Dabei werde vergessen, dass sich dieser Widerspruch niemals in reiner Form zeige, so Althussers Kritik.

Gegen vulgärmarxistischen Ökonomismus

Er betonte bereits in den 60er Jahren die relative Autonomie der staatlichen Sphäre gegenüber der Wirtschaft. Damit wandte er sich schon vor mehr als 50 Jahren gegen vulgärmarxistische Auffassungen, die Staat und Politik nur als Marionetten großer Konzerne sehen wollen.

Auf die Kapital-Lektüre durch die Brille des Althusserschen Ansatzes geht Kramer ausführlich ein. „Althusser positioniert seinen Marxismus in einer doppelten Frontstellung gegen Teile der hegelianischen Kapitalrezeption mit ihrer Behauptung einer Kontinuität des Entfremdungstheorems bei Marx auf der einen Seite und einer rein auf Fragen der Ökonomie bezogenen Rezeption auf der anderen Seite“, beschreibt Kramer den Kontext, in dem der französische Philosoph seine Thesen entwickelte. Althusser, der bis zum Lebensende Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreich war, fand mit seiner neuen Marxlektüre und seiner Interpretation auch Anerkennung bei Strukturalisten. Hier sieht Kramer auch die Bedeutung von Althusser für die heutige Linke. Er schreibt ihm das Verdienst zu, eine marxistische Philosophie entwickelt zu haben, die grundsätzlich vereinbar mit anderen philosophischen Ansätzen ist. Damit unterschied sich Althusser Ansätzen, die dem Marxismus den absoluten Wahrheitsanspruch zubilligten und sich von anderen philosophischen Ansätzen abgrenzten. Gerade diese Öffnung hat dazu geführt, dass sich posthum auch postmoderne Strömungen auf Althusser berufen. Häufig wird Althusser als Theoretiker des Übergangs zum Postmarxismus der neuen sozialen Bewegungen bezeichnet. Henning Böke sieht es als Verdienst von Althusser an, eine „Marxrezeption jenseits von Orthodoxie und Revisionismus“ geleistet zu haben. Daher ist es verdienstvoll, dass Kramer die philosophischen Grundlagen des zu Unrecht in Deutschland wenig bekannten Althusser benennt. Es ist keine einfache Lektüre, die durch Kenntnisse der Grundlagen der Marx’schen Philosophie erleichtert wird. Aber diese Komplexität ist auch dem Gegenstand der Untersuchung geschuldet. Althussers Denken war voraussetzungsvoll.

Peter Nowak

Kramer, Ingo, Symptomale Lektüre. Louis Althussers Beitrag zu einer Theorie des Diskurses, Passagen Verlag, Wien 2014, 160 S., 17,90 Euro, ISBN: 9783709201190

http://www.passagen.at/cms/index.php?id=62&isbn=9783709201190

Heute stellt Ingo Kramer sein Buch in Berlin vor:

Montag, 29. September 2014
um 20.00 Uhr im Cafe Morgenrot in der Kastanienallee 85

http://morgenrot.blogsport.eu/2014/09/06/ingo-kramer-symptomale-lektuere-louis-althussers-beitrag-zu-einer-theorie-des-diskurses/

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Geschrieben von

Peter Nowak

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