Mein persönlicher Festivalfavorit 2013

Krach am Bach Impressionen über ein Festival im tiefsten Westfalen

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Oh du schöne Festivalzeit
Oh du schöne Festivalzeit

Foto: Mario Tama/ AFP/ Getty Images

Ich bin kein professioneller Festivalbesucher und verbinde in der Regel mit solchen Freiluftaktivitäten eher Schlangen an den Bierständen und Dixiklos und die zwanghafte Gute-Laute-Atmosphäre, wo noch jeder Dauerregen ganz woodstockmäßig zum Outdoorerlebnis verklärt wird. Daher wird man auch kaum Festivalberichte lesen. Für das Jahr 2014 hat es mich eher zufällig ins zum Krach am Bach-Festival ins westfälische Beelen verschlagen. Die wenigstens werden das Örtchen zwischen Gütersloh und Münster kennen? Ich hatte auch nichts davon gehört, bis mich ein befreundeter Musikjournalist und eine Fotografin darauf aufmerksam machten, dass dort am ersten Augustwochenende das Krach am Bach-Festival seinen zwanzigsten Geburtstag feiert. Ich fand den Titel gleich irgendwie sympathisch und unprätentiös, was noch durch den ironischen Untertitel „Tage der Spartenvielfalt im Zweistromland“ verstärkt wurde. Ein solches Motto, würde, wäre es bierernst gemeint, eher Fluchtreflexe bei mir auslösen. Ich habe mich spontan entschieden, es ironisch zu nehmen und lag damit ganz richtig. Hier sind tatsächlich Musikliebhaber_innen am Werk, die seit zwei Jahrzehnten an einem Wochenende die Provinz zum Beben bringen.

Und es gelingt ihnen tatsächlich ein interessantes musikalisches Potpourri zusammenzustellen. Da steht mit Kadaver eine Berliner Band auf der Bühne, die 70er Rock der 70er Jahre nachspielen und dabei die künstlerische Weltentrücktheit zelebrierten. Ein kleines Winken zum Abschied ist die einzige Geste an das Publikum. Erst nach ihrem Auftritt wurden die drei Musiker dann gesprächiger. Zugaben wollen sie auch nicht geben, aber das Publikum konnte es verschmerzen, begann doch auf der kleinen Nachbarbühne bereits der USA-Gitarrist Lord Bishop mit seinem Gig. Ihm gelang es, das Publikum von der ersten Minute an, einzubeziehen, das sich mit viel Applaus revanchierte. Für lange Zugaben war allerdings auch bei ihm wenig Zeit. Auf der Hauptbühne hatten sich Motorpsycho aus Norwegen vorbereitet.

„Es spielt bei diesem Trio keine Rolle, ob man in Frühsiebziger Hardrock wildert, in seine Kompositionen psychedelische Sounds der Sechziger einbaut oder zeigt, dass man eine komplette Country-Scheibe machen kann. Ein weiterer Höhepunkt ihrer Karriere war das Mammutwerk „The Death Defying Unicorn“ von 2012, ein großorchestrales Jazzrock-Epos, das in der Form eines Musikmärchens präsentiert wurde. Schon hier wird deutlich, dass es für „Motorpsycho“ keinerlei stilistischen Grenzen geben kann“, schrieb Kollege Andre de Vos über diese Band, die auch in Belen einen lautstarken Fanclub hatte.

Vor den Auftritten der einzelnen Bands sprach einige langjährige Mitbegründerin von Krach am Bach einige Worte ans Publikum und grüßte von der Bühne aus alte Bekannte. Wenn man heute wenige Tage nach dem Festival auf die Homepage von Krach am Bach klickt, findet sich dort nur ein Wort „Danke“ und die Bitte um ein Feedback im Gästebuch. Und man hat auch die Gewissheit, dass es sich hierbei nicht um eine Werbemasche sondern ehrliches Interesse handelt und dass manche der Anregungen im nächsten Jahr auch umgesetzt werden. Dann geht Krach am Bach ins dritte Jahrzehnt und man kann ihm nur wünschen, dass es noch einige Jahrzehnte vor sich hat und dass die Verantwortlichen so unprätentiös bleiben wie bisher. Dafür auch ein Danke zurück.

Hier wird man sich sicher in einigen Monaten über Krach am Bach 2014 informieren können.

http://www.krachambach.de/

http://www.krachambach.de/

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Geschrieben von

Peter Nowak

lesender arbeiter

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