Der Film über ein Mordopfer des spanischen Staates

Non Dago Mikel? Am Mittwochabend hatte ein Film Premier, der alles Menschenrechtsphrasen der EU-Verantwortlichen widerlegt

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Der Name Mikel Zabalza ist hierzlande nur wenigen bekannt. Doch im Baskenland ist er nicht vergessen. Der baskische LInke wurde im Jahr 1985 von der Guardia Civil, aufgebaut im Franco-Faschismus, übernommen von der bürgerlichen Demokratie, in deren Kaserne Intxaurrondo bei Donostia (span.: San Sebastián) zu Tode gefoltert und dann in einen Fluß geworfen.

Der Regisseur Miguel Angel LLamas dokumentiert in dem 80mnütigen Film "Non dago Mikel? die 20 Tage nach Mikels Verschwinden, bis die Leiche gefunden werden. Gezeigt werden die Angehörigen, die immer unruhiger wurde, weil sie keine Auskünfte von den Behörden bekamen. Gezeigt wird auch wie der sozialdemokratische Innenminister im spanischen Parlament lügt und kritische Anfragen baskischer Parlamentarier*innen als Propaganda der ETA diffamiert. Dabei war Mikel Zabalza wahrscheinlich nie Mitglied der linksationalistischen basksischen Bewegung. Er war wie viele junge Bask*innen aktiv in der autonomen linken Bewegung, die gegen den Faschismus, aber auch die spanischen Staatsapparat demonstrierten. Der Film zeigt Interviews, die vor 35 Jahren mit Freund*innen und Genoss*innen von Zabalza geführt wurden. Sie berichteten von Foltermethoden wie Waterboarding. Dabei wurde der Kopf des Gefolterten in eine Wanne mit schmutzigen Wasser gedrückt, bis er keine Luft mehr bekommt. Eine andere Foltermethode bestand darin, über den Kopf des Gefangenen mit einer Plastiktüte zu stülpen und diese zuzuschnüren. Bei einer dieser Folteraktionen starb Mikel Zabalza. Der Film zeigt, wie die Wut in Euskadio wuchs, je länger der Mann verschwunden blieb. Als er schließlich im Fluß geborgen wurde, gab es in vielen baskischen Städten militante Demonstrantionen, an denen sich Menschen allen Alters beteiligten. Es ist aber auch das Agieren der Polizeitruppen zu sehen, die gegen die Bevölkerung brutal vorgehen.

Viele seiner Freund*innen starben jung

Es ist gut, dass der Regisseur Miguel Angel LLamas den Mord an Mikel nach 45 Jahren noch einmal aufgriff. Es ist auch ein Vermächtnis an ihn und seine Genoss*innen, die wie er gefoltert wurden, aber damals überlebt hatten. Sie werden im Film interviewt, legen die Foltermethoden offen und werden als Lügner*innen diffamiert Mittlerweie sind . Ion Arretxe und Idoia Aierbe, zwei der Gefährt*innen schon einige Jahre tot. Ob an den Spätfolgen von Haft und Folter wird wohl nie geklärt werden. Auch Mikels Mutter Garbiñe Garate ist schon tot. Sie hat sich bis zum Lebensende für die Aufklärung des Mordes ihres Sohnes eingesetzt. Bisher ist in dem EU-Land Spanien niemand für den Tod von Mikel Zabalza angeklagt worden. So wie auch die Folter an Tausenden Linken im spanschen Staat bisher straffrei blieb. Der Film endet mit den Namen von über 1000 Menschen, die in einer Dokumentation als Folteropfer benannt wurden. Der Film, der auf verschiedenen Festivals Preise bekam, sollte auch in Deutschland einen Verleih bekommen. Dann würden vielleicht machen Illusionen über die Demokratie in der EU verfliegen.

Peter Nowak

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Peter Nowak

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