Noske 2.0

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Den Namen Carl Wechselberg wird bisher kaum jemand gekannt haben. Dazu gab esauch keinen Grund. Er war einer dieser ruhigen Technokraten der Macht und hatte nebenher noch das Parteibuch der PDS bzw. Linkspartei in der Tasche. Seit einigen Tagen besitzt er dieses Parteibuch nicht mehr. DennWechselberg hatte eine Erscheinung, die er gleich auf Spiegel Online verbreitete.

Die lustigste Erkenntnis lautet zweifellos, dass der gegenwärtige Kurs der Linkspartei auf Bundesebene „ultralinks“ sei.Mit diesem historisch besetzten Begriff wurde die Politik der KPD in der Endphase der Weimarer Republik bezeichnet. Die forderte damals ein Sowjet-Deutschland und propagierte verbal die Revolutiont. Das kann sich nun von de nbiederen Sozialdemokraten von der Linkspartei niemand vorstellen.

Carl W. liefert auch keine Beweise, dass die Linkspartei Waffen sammelt und den Umsturz vorbereitet.Als ultralinks erscheint ihm aber deren Forderung, dass"Hartz IV“ weg muss. Und als Linkssektierer gelten ihm jahrelange Sozialdemokraten wie Lafontaine.

Denn Herr W. weiß auch folgendes zu berichten:

„Diejenigen, die mit Lafontaine und der WASG in das gemeinsame Parteiprojekt eintraten, waren vielfach gerade keine pragmatischen SPD-Aktivisten, sondern alle Linkssektierer, die der Westen aufzubieten hatte und zahlreiche alte Gewerkschaftsfunktionäre.“Herr W. scheint sich nach so pragmatischen SPD-Aktivisten wie Gustav Noske, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder zu sehnen, deren einziger Ziel einPlatz am Katzentisch der Macht war. Alte Gewerkschaftsfunktionäre, die in der Regel auch nicht mehrwollen, als Gerechtigkeit im Kapitalismus, sind für ihn schon ein Feindbild.

Es stellen sich nur zwei Fragen: Wie kam ein Carl W. überhaupt auf die Liste der Linkspartei? Und wie viele Carl W. gibt es dort noch? Vor wenigen Tagen hat sich mit Ralf Christoffers schon ein weiterer geoutet. Der Politiker der Brandenburgischen Linkspartei hat kürzlich in der Lokalpresse erklärt, dass für ihn soziale Proteste nicht wünschenswert sind und er lieber zur Stabilisierung des Systems beitragen wolle.

Hartz IV-Empfänger sollten sich in Zukunft den Namen Carl Wechselberg gut merken. Der kann nochKarriere machen, egal in welcher Partei. Noskes 2.0 werden überall gebraucht. Und wer schon die Forderung nach Abschaffung des Hartz IV-Regime als ultralinks bezeichnet, dem istnoch einiges an sozialen Grausamkeiten zuzutrauen.

Peter Nowak

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Peter Nowak

lesender arbeiter

Avatar

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden