“Noch gibt es viel Platz an der Heidestraße, die in der Kunstszene als unverbrauchter Geheimtipp gilt, abseits der Trampelpfade der globalen Kunstwelt“, so beschrieb Nina Apin am 3. September 2007 in der Taz ein Areal in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof, das für kurze Zeit ein Magnet für die Berliner Kunstszene wurde. Das Zentrum des Kunstausbruchs aus den ausgelatschten Pfaden von Mitte war das große Areal der Heidestraße 46 – 52. Ihm hat die Berliner Fotografin Lara Melin, die sich in ihren Arbeiten kritisch mit der Stadtentwicklung auseinandersetzt, ihre Ausstellung „Ode an einen Schandfleck“ gewidmet, die auf ihrer Webseite und noch bis Donnerstag im Berliner Salon für Fotokunst zu sehen ist
Neben den Fotos hat Melin Zitate aus Presseartikeln, Erklärungen von PolitikerInnen und Statements von GaleristInnen platziert, die den kurzen Hype des Kunststandorts Heidestraße und das schnelle Ende mancher hochfliegenden Pläne dokumentieren. Noch im Herbst 2006 schwärmte Anne Haun Elfremides auf artnet vom „zukünftiges Galeriezentrum wie Phönix aus dem Märkischen Sand der Berliner Heidestraße 46-52”.
Jetzt wieder die Tristesse
Sieben Jahre später überwiegt die Tristesse, wenn von dem real Heidestraße die Rede ist. „Es regnet, die Gegend ist ohnehin schrecklich trostlos", schreibt Gabriele Walde in der Berliner Morgenpost im November 2012. Da waren schon mehrere der angesagten Galerien aus der Heidestraße wieder wegegezogen. “Das Areal an der Heidestraße war mal ein künstlerisches Biotop, aber die Zeiten sind vorbei”, resümiert der Designer Werner Aisslinger im Februar 2013 in der Berliner Morgenpost.
Während die Kunst verschwindet, sorgen nun die seit Jahren dort ansässigen Handwerksbetriebe, Autolackierer, Logistikfirmen, aber auch das neu hinzugezogene Modelabel Darkland für Leben im Heideareal. Diesen Firmen widmet Melin in ihren Fotoarbeit viel Aufmerksamkeit. Wenn es nach dem Masterplan des Berliner Senats geht, sollen auch sie bald vom Heideareal verschwinden. Nur die alten Fabrikgebäude sollen erhalten bleiben. Lara Melin versteht ihre Arbeit auch als stadtpolitische Intervention, wenn sie den mit der städtebaulichen Aufwertung einhergehenden Verlust der Nischen für kleine Gewerbetreibende bedauert, von denen viele die Gegend bereits verlassen mussten. „Wo in den neugebauten Quartieren wird in Zukunft noch Platz dafür sein“, lautet eine der Fragen, die die BesucherInnen aus der Ausstellung mitnehmen, die leider nicht in der Heidestraße 46 zu sehen ist. Aber auch ein Ausflug nach Schöneberg lohnt immer.
Peter Nowak
Lara Melin: »Heidestraße 46-52 – Ode an einen Schandfleck«
bis 25. Mai 2013
Berliner Salon für Fotokunst, Kulturhaus Schöneberg
Kyffhäuserstraße 23, 10781 Berlin
Mi 14 – 19 Uhr, Do 12 – 17 Uhr und auf
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