Kulturförderung: Kann Wirtschaft Kunst?

Museum Küppersmühle Die Frage ist eher: Können Politik und Verwaltung Kunst? Duisburg. „Kulturförderung ist keine Subvention, sondern eine Investition“, so Walter Smerling, MKM-Direktor.

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Neujahrempfang 2015 im Museum Küppersmühle in Duisburg: Kann Wirtschaft Kunst?

Die Frage ist eher: Können Politik und Verwaltung Kunst?

„Kulturförderung ist keine Subvention, sondern eine Investition“, merkte Prof. Dr. h.c. Walter Smerling, Direktor des Museums Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM), an. Kommunen streichen Kulturetats zusammen, weil die finanziellen Mittel fehlen. Den Museen fällt es immer schwerer, Ausstellungen, Projekte und Kataloge zu finanzieren. Ohne das Engagement von Unternehmen oder Privatpersonen wäre vieles nicht mehr möglich. „Wir sind als Museum Anwalt der Künstler“, so Smerling. „Wir sammeln, bewahren und fördern.“

https://duisburgamrhein.files.wordpress.com/2015/01/20150115pet00978_850.jpg?w=400&h=300http://vg08.met.vgwort.de/na/bd2d6b1d68274d2eb4e196f78262744bDen Neujahrsempfang hatte das Museum Küppersmühle (MKM) mit einer Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Kann Wirtschaft Kunst?“ verbunden. Nach einer Einführung von Armin Laschet (Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag NRW) und einem Impulsreferat von Dr. Stephan Muschick (Geschäftsführer der RWE Stiftung für Energie und Gesellschaft) nahmen neben den beiden und Museumsdirektor Walter Smerling Essens Kämmerer Lars Martin Klieve und Prof. Dr. Thomas A. Lange (Vorstandsvorsitzender der National-Bank) in einer Diskussionsrunde Platz. Die Runde moderierte der Journalist Thomas Hüser aus Essen.

Wirtschaft gibt etwas an die Menschen zurück

„Wir müssen Klinken putzen“, klärte Walter Smerling auf. Aber wenn Fördermittel effizient eingesetzt würden, wäre die Wirtschaft gerne bereit Museen bei ihrer Arbeit zu unterstützen. „Auch wenn es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten schwerer wird, Kunst zu fördern, so ist und bleibt es doch Bestandteil unseres gesellschaftlichen Engagements“, so RWE-Stiftungs-Geschäftführer Muschick. „Wir geben mit Kunstförderung der Stadt und ihren Bewohnern etwas zurück“, begründete er das überwiegend regional geprägte finanzielle Engagement.

Kann Politik Kunst?

Eine besondere Aktualität gewann die Diskussion durch die kürzlich öffentlich gewordene Absicht der WestLB-Nachfolgerin Portigon, in ihrem Besitz befindliche Kunstwerke überwiegend nordrhein-westfälischer Künstler zu verkaufen. Frage müsste wohl eher lauten: Können Politik und Verwaltung Kunst? – Das muss man manchmal bezweifeln: Wenn kommunale Gelder für ein städtisches Museum in der Höhe gekürzt werden, wie Fördermittel eingeworben wurden, ist das die gleiche ist politische Instinkt- und Kulturlosigkeit, als die Thomas Lange den Verkauf der WestLB-Kunstwerke durch Portigon bezeichnete. Damit verprellt man potenzielle Förderer, die sich engagieren und kommunale Zuwendungen aufstocken (und nicht ersetzen) wollen. „So etwas geht gar nicht!“, war sich das Podium einig.

Gerade der Verkauf der WestLB-Sammlung von Kunstwerken stieß mehrfach auf Kritik. „Kultur ist nicht disponibel“, erklärte Essens Stadtkämmerer Klieve, der sich auch gegen den Vorwurf wehrte, die Kunstsammlung des Folkwang-Museums (im Besitz der Stadt Essen) verkaufen zu wollen: „Die Stadt Essen will nicht, kann nicht und darf nicht“, verwies er auf die Schenkungsverträge aus dem Jahr 1922. Ebenfalls klare Worte fand Armin Laschet: „Kunstwerke ist kein ‚Assets’ (engl. Aktivposten, Bilanzvermögen), welche beliebig zu Geld gemacht werden können wie Wertpapiere.“ Ganz im Gegenteil: „Kunst ist Teil unserer Museumskultur. Das muss man auch der EU klar machen, die auf den Verkauf drängt.“ Die Sammlung gehöre dem Steuerzahler, betonte Laschet. Und nicht der Landesregierung, die sie hier als Vermögensmasse einsetzen will, um die eigene finanzielle Haftung zu umgehen. „Das ist Kultur des Landes NRW und die muss bleiben. Der Bund wird hier wohl eingreifen müssen“, so Laschet. „Wenn diese Kunstwerke verkauft werden, schadet das dem Land NRW“, hieb National-Bank-Vorstand Lange in die gleiche Kerbe. Und das wäre ein herber Verlust für seine Bürger, der in Geld nicht zu beziffern ist!

© 2015 Petra Grünendahl

Duisburg am Rhein - Betrachtungen

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