Corona beeinflusst alle Wirtschaftsbereiche

Baubranche Die Folgen der Corona-Krise wirken sich nun auch auf das Baugewerbe aus.

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Durch fehlende Lieferungen und extreme Preissteigerungen könnte es auf den Baustellen zu Stillstand und Pleitewellen kommen. Bei der Bauinnung Nürnberg werden zunehmend Lieferengpässe sichtbar. Baustoffe wie Holz, PVC-Rohre oder Dämmstoffe könnten laut Geschäftsführer Klaus Haller teilweise gar nicht mehr geliefert werden. Die Lieferschwierigkeiten gehen so weit, dass Bauunterbrechungen oder sogar -stopps nicht mehr auszuschließen seien – Die Folgen der Corona-Krise zeichnen sich in ganz Deutschland inzwischen auch auf dem Baumarkt ab.

Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe Felix Pakleppa führt dies auf den starken Preisanstieg für Baustoffe zurück, der durch die in der Anfangsphase der Pandemie heruntergefahrene Produktion verursacht wurde. Der plötzliche Ansprung der Konjunktur nach dem Abflauen der ersten Welle in China hätte die Nachfrage in die Höhe getrieben, während die Produktionskapazität noch niedrig war. Außerdem führte der schlagartige Wintereinbruch in den USA zu Lieferschwierigkeiten, die sich nun auf die Märkte auswirken.

Die Preisentwicklung für Baustoffe sei seit dem vierten Quartal 2020 sehr dynamisch: Der Preisanstieg für Holz liege inzwischen bei 15 bis 20 Prozent, Mineralölerzeugnisse seien seit September um 15 Prozent teurer geworden und bei Betonstahl seien es bis zu 30 Prozent. Der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz beobachtete jüngst sogar einen Preisanstieg von 50 Prozent in den Bereichen Wärmedämmung und Trockenbauprofile. Er warnte vor dieser „beispiellosen Welle von Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Materialien für den Ausbau“ und einem resultierenden, drohenden Preisschock für Bauherren und -unternehmen.

Dietmar Ahle vom Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz sieht darin nicht nur ein Problem für die Kunden, sondern in erster Linie auch für das Handwerk, dessen Betriebe einen derartigen Preisanstieg nicht abpuffern könnten: „In den Verträgen mit den Kunden“ sei dafür „kein Spielraum“. In einer Phase, in welcher die Kapitaldecken bei handwerklichen Betrieben sowie Bauherren dünner würden, könnten die Preiserhöhungen im Ernstfall sogar zu einer Pleitewelle bei Betrieben und Stillstand beim Bau führen.

Laut dem Hauptgeschäftsführer des Verbands für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) Hans Joachim Riechers, sei die Lage jedoch nicht ganz so dramatisch zu bewerten. Auch hier würden steigende Preise und Lieferschwierigkeiten beobachtet, aber nicht Alles käme aus diesem Grund zum Erliegen. Die Rohstoffpreise seien angestiegen, sodass Hersteller nur noch die Rohstoffmengen einkaufen könnten, die sie unbedingt bräuchten. Durch fehlende Flexibilität in der Produktion könnten unvorhergesehene Fälle deshalb womöglich nicht bedient werden. Eine schnelle Entspannung der Lage sei auch hier nicht zu erwarten.

Eine mögliche Lösung der Probleme könnte eine vermehrt lokale Produktion von Baumaterial bieten, darin sind sich VDPM und das Baugewerbe einig. Felix Pakleppa schlägt vor, mehr Rohstoffe wie Kies, Sand und Gips in Deutschland abzubauen, da es bei regional produzierten Baustoffen weniger Preisschwankungen gebe. Es könne nicht sein, dass man sich von importierten Baustoffen abhängig mache, wenn das Land selbst über große Mengen mineralischer Baustoffe verfüge.

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Geschrieben von

Petra Schöffler

Gesellschaft & Politik sind meine Themen, freue mich auf lebhafte Diskussionen hier. Grüße aus dem schönen Norden (Kiel).

Petra Schöffler

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