Buena Albanista Social Club

TRAURIGE BILANZ Mit Kunst verdient man in Albanien weder Geld noch Lorbeeren, weshalb die jungen Talente in die Diaspora fliehen
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Mai 1999: Vor lauter Müdigkeit fallen dem Modell die Augen zu. Wie ein Embryo liegt es zusammengekauert auf dem Podest. Eine junge Frau in knappen blauen Boxershorts und Bustier. Abgemagert bis auf die Knochen - das Spiel der Haut auf dem menschlichen Gerüst fordert die drei Studentinnen im Zeichensaal der Kunstakademie von Tirana heraus. Auch das schüttere Haar des Häufchens Schwäche. Kaum noch Zähne finden sie in dem offen stehenden Mund. Und im blassen Gesicht verlaufen Sorgenfalten kreuz und quer wie das Straßennetz auf einer Landkarte. Von ihrem Modell stundenlanges Hocken oder gar Stehen auf den dürren Beinen zu erwarten, käme dem Versuch gleich, eine Marionette allein auf ihre Füße stellen zu wollen. Dieses Modell ist die leibha