An Worten hat Verteidigungsminister Thomas de Maiziere in den vergangenen Tagen nicht gespart. Zwei Mal musste er im Verteidigungsausschuss vorsprechen, einmal im Plenum des Bundestags, er verteidigte sich im Fernsehen und vor der Bundespressekonferenz. Im Stile eines vortragenden Abteilungsleiters hat er versucht, die Affäre um die Beschaffung des "Euro-Hawk" einzuschläfern. Gelungen ist ihm das nicht. Im Gegenteil.
Die SPD, die sich in den vergangenen Wochen noch zurückgehalten hatte, ist nun auf die Linie der Grünen eingeschwenkt und verlangt ebenfalls einen Untersuchungsausschuss. Das Gremium wird wohl noch in dieser Woche beschlossen. Für Unterhaltung im politischen Sommerloch ist also gesorgt.
Es ist erstaunlich, wie Merkels angeblich bester Mann in nur wenigen Wochen seine Reputation verspielt. Und es zeigt sich erneut, dass nicht die Affäre selbst, sondern der Umgang mit ihr einem Politiker zum Verhängnis werden kann. Die Parallelen zum Fall Wulff liegen auf der Hand: Auch der Bundespräsident wollte sich Anfangs nicht zu dem umstrittenen Hauskauf und seiner Nähe zu Gönnern aus der Wirtschaft äußern. Als er es in einem Interview schließlich doch tat, warf er mehr Fragen auf, als er beantwortete. Schon bald musste sich Wulff korrigieren, am Ende blieb ihm nur der Rücktritt.
Auch de Maizieré hat gedacht, ein penibles Aktenstudium mit anschließender Präsentation der Ergebnisse würde ausreichen, um den politischen Druck zu verringern. Auch er musste sich kurz darauf in aller Öffentlichkeit korrigieren und einräumen, dass er schon wesentlich früher von den Problemen bei der Beschaffung des Euro Hawks wusste. Das zeigt: Der Mann hat sein Ministerum nicht nur in den vergangenen Monaten nicht richtig geführt. Und er hat den Laden offensichtlich immer noch nicht im Griff. Statt der versprochenen Aufklärung kommen neue Fakten scheibchenweise ans Licht.
Die Opposition kann ihr Glück kaum fassen. Die Union, die in den vergangenen Wochen trotz politischer Tatenlosigkei und interner Streitereien in den Umfragen blendend da stand, ist zum ersten Mal angreifbar geworden. Und die Ironie dabei ist: Ausgerechnet der Minister, der in seinem sachlichen und pragmatischen Politikstil der Kanzlerin am nächsten ist, hat nun die größten Probleme. So schnell kann es gehen.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.