Eines muss man dem Nobelpreis-Komitee lassen: Zumindest die Überraschung ist ihm geglückt. Barack Obama erhält den Friedensnobelpreis. Damit hat wohl kaum einer gerechnet. Es ist eine Wahl, die einen ratlos zurücklässt. Denn richtig ist, dass Obama große Ziele hat: den Westen mit dem Islam auszusöhnen; den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu lösen; die Atomwaffen abzurüsten. Richtig ist aber auch, dass er auf all diesen Feldern kaum vorangekommen ist. Nach zehn Monaten im Amt ist das auch nicht erstaunlich. Erstaunlich ist hingegen, dass dem Nobelpreis-Komittee dieser Umstand vollkommen egal gewesen ist. So entsteht der Eindruck, dass Obama vor allem für all die Hoffnungen ausgezeichnet wurde, die andere in ihn setzen. Das ist ein neues Kriterium. Und es ist ein falsches Kriterium. Bisher wurden Menschen oder Organisationen vor allem dafür ausgezeichnet, was sie vollbracht haben. Nicht dafür, was sie vorhaben.
Arafat, Peres, Rabin, Mandela, Aung San Suu Kyi, die Organisation für das Verbot von Landminen: Es fallen einem viele würdige Träger dieser Auszeichnung ein. Sie haben sich für Frieden eingesetzt, für Völkerverständigung, Menschenrechte, Versöhnung und Abrüstung. Obama hat eine wichtige Rede in Kairo gehalten. Er hat vieles angepackt, aber noch nichts erreicht. Er passt deshalb – noch – nicht in diese Reihe. Das Nobelpreis-Komitee hat den Preis zur falschen Zeit verliehen.
Eines jedoch ist gewiss. Der Friedensnobelpreisträger Barack Obama wird der Auszeichnung eine maximale, weltweite Aufmerksamkeit verschaffen. Einen prominenteren Preisträger kann man sich kaum vorstellen. Es mag sein, das dies ein guter Tag für die fünf Mitglieder des norwegischen Nobelkomitees ist. Aber es ist ein schlechter Tag für die Reputation dieser höchsten Friedensauszeichnung.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.